Zum Thema Bundeswehr und Extremismus: Natürlich ziehen Sicherheitskräfte als Arbeitgeber nicht gerade linksanarchisch geprägte junge Menschen an... sondern eher das Gegenteil. In den jetzt benannten konkreten Fällen, also die Ex-Obristen Jung und Eder, sowie die auffälligen Feldwebel, handelt es sich a) um Leute, die die BW bereits verlassen haben, bzw. bereits vor der Pandemie auffällig waren (Jung ist AfDer). Der Feldwebel hat bereits disziplinare Auflagen erhalten, die auf eine anstehende Entfernung aus dem Dienstverhältnis hinweisen (und gegen die er verstoßen hat, was der Entfernung sicher zuträglich ist). Insgesamt sehe ich die Impfleugnung/Ablehnung bei der BW eher unterrepräsentiert, da aufgrund der vielen Auslandseinsätze die Gefahren exotischer Krankheiten sehr präsent sind. Da hat auch das Heer in den letzten 30 Jahren viel gelernt (LW und Marine waren zuvor schon vermehrt international unterwegs).
Ich sehe die Teilnahme sogenannter "Veteranen" (wie viele von denen waren Wehrpflichtige?) an Querdenken eher im Kontext der Ablehnung von staatlichen Maßnahmen und Rückversicherung einer Gruppenidentät, welche gegenüber "dem Staat" eine besondere Legitimation aufweisen soll. Dabei wird sowohl von der Gruppe selbst als auch von Aussenstehenden verkannt, dass die BW, insbesondere der uniformierte Teil mit "dem Staat" wenig zu tun hat. Die BW ist eine eigene Blase mit ziemlich stabilen Wänden... das hat Vor- und Nachteile. Vorteil ist, dass gesellschaftliche Aufreger nicht so schnell Fuß fassen und die Blase in sich Zusammenhalt erzeugt, wenn von aussen keine "Zuneigung" kommt (Diskussion um Anerkennung der Leistungen von Soldaten). Nachteilig ist, dass es eine Trägheit oder besser eine zeitliche Verzögerung bei der Übernahme gesellschaftlicher Veränderungen gibt. Das bezieht sich auch explizit auf die Bekämpfung von Rechtsextremismus. Hier kam es in der Vergangenheit zu "Hexenjagden" innerhalb der BW, weil Vorgesetzte einerseits nicht wirklich geschult waren in der Erkennung und Einordnung entsprechender Umtriebe und andererseits ein tragfähiges Traditions- und Brauchtumsarsenal nicht vorhanden war. Dabei war vor allem letzteres schwierig, weil bei den Kampftruppen Töten und Getötet werden "Arbeitsalltag" ist, aber eine Tradition, die dies in einen vertretbaren Kontext setzt fehlte. Die Traditionslinien Befreiungskriege und Stauffenberg sind da entweder zu abstrakt/veraltet (Befreiungskriege gegen Napoleon^^) oder sogar kontraproduktiv (Stauffenberg war rechtskonservativ und hat versucht seinen Vorgesetzten zu töten.). Das Heer hatte mit Tradition besondere Probleme, weil sich in den beiden Weltkriegen "zu Tode gesiegt" wurde. Das bedeutet, die soldatischen Tugenden waren in den beiden Weltkriegen zur Genüge vorhanden, all die "technischen" Begriffe wie Mut, Aufopferung, Risikobereitschaft, Initiative etcpp. Alles Dinge die auch heute gefordert werden, aber ohne die bösen Begründungen. Das ist für einfache Gemüter echt schwer. "Glücklicherweise" (das klingt sehr zynisch, ist aber so nicht gemeint, ich weiss nicht, wie ich es besser ausdrücken soll) hat die BW mit Afghanistan und anderen Einsätzen mittlerweile "neue Gefechte" und damit eine Basis für neue Traditionen bekommen.
Die Aufsetzung der Wehrpflicht ist in meinen Augen für die politische "Grundstimmung" weniger relevant als mancher denkt. Und zwar konnten die schlaueren sich schon immer in den Zivi absetzen oder total verweigern... aber gerade auf die käme es an (oder auch nicht, renitente Abiturienten als Wehrpflichtige können ein Schmerz im Rektum sein

). Wer schlau ist, links und keinen Bock auf Uniform hat, der geht auch nicht als Wehrpflichtiger hin. Wer Wehrpflichtiger ist, schlau und ohne missionarischen Eifer, der hält die Klappe, sitzt seine Zeit ab und legt sich nicht mit rechten Uffzen/FW an. Worauf es ankäme: Links und progressiv mit dem Willen länger zu dienen. Als FW oder Offz kann man die Kultur insbesondere in der mittleren Führung deutlich besser prägen... man muss noch nicht mal links sein, es reicht schon, wenn man aktiv mal bei den Uffzen nachfragt: Was denn das für Musik sei, was für ein Poster in der Unterkunft... beides sei doch etwas fragwürdig... und man möchte es nicht mehr sehen und hören... man will keinen Ärger mit MAD und vor allem KpCh oder Kdr... ausserdem sei da ja noch der BS-Antrag des Uffz, da will er keinesfalls, dass was bei der Stammdienststelle landet... In die Köpfe kann man nicht gucken, Nazidenken nicht rausprügeln. Man muss aber klarmachen, dass diese Shice weder im Dienst noch in der Kaserne was zu tun hat. Wird so einer ausserhalb von Kaserne und Dienstzeit hochgenommen wars Privatsache. Nimmt er sich im Dienst was heraus kann/muss man disziplinar tätig werden und da ist auch ne Menge möglich.