FRANKFURT AM MAIN ·
Auf Twitter wurde am Sonntagabend mal wieder mal genüsslich herumgeprangert – mit einem besonders erstaunlichen Fall von Täter-Opfer-Umkehr. Unter dem Hashtag #HaintzTrittFrauen versammelte sich ein üblicher Club von Querdenken-Hassern und kommentierte eine kurze Szene, die sich wenige Stunden zuvor auf einer Demo der Maßnahmen-Gegner in Frankfurt am Main abgespielt hatte.
Die Anti-Querdenken-Fraktion ist sich einig: Rechtsanwalt Markus Haintz, einer der prominentesten Aktivisten der Bewegung, hat eine Gegendemonstrantin angegriffen, ja, sogar richtig schlimm getreten! Mieser Typ, kranker Aluhut und so weiter. Hämisch und bösartig wird das Ende der Szene, Haintz' Festsetzung durch die Polizei, kommentiert (siehe Tweet weiter unten).
Hier erst mal ein Tweet mit dem Video:
Aggressives #Antifa-Mädchen greift Markus #Haintz von #Querdenken in Frankfurt an.
Polizei behandelt ihn als Aggressor.
(Splitscreen-synced)#ffm1104 #Esken #Polizeigewalt pic.twitter.com/j5avJMFiI0
— Tombadassman 🙂 (@tomdabassman) April 11, 2021
Erst pöbelt sie, dann greift sie an
Klickt man auf das Video, wartet man vergeblich darauf, dass sich ein aggressiver Querdenker – wie der Hashtag unterstellt – an einer wackeren Gegnerin vergreift. Vielmehr sieht man wie die Gegendemonstrantin bereits wutschnaubend angelaufen kommt, und von einer kleinen Mauer aus Haintz und Umstehende anpöbelt. Aggro und unflätig, inklusive F-Wort und mehr. Haintz meckert
zurück, ohne Beleidigungen.
Nach kurzem verbalen Schlagabtausch droht die grünhaarige Frau: „Alter, ich hau dir gleich dein Smartphone weg“, macht einen Satz von der Mauer, rennt mit schnellen Schritten auf Haintz zu und bedrängt ihn – eindeutige Attacke ihrerseits. Haintz dreht sich weg und wehrt die Frau mit linkem Arm und linkem Bein ab. Dabei berührt sein Schienbein kurz ihren Oberschenkel. Der Moment, aus dem der infame Hashtag #HaintzTrittFrauen wird.
Der Jurist zum Nordkurier: "Haintz tritt Frauen – das ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten."
Es ist zu schade, dass die Weichwurst #MarkusHaintz sich gleich zu Boden fallen lässt, ich hätte gern gesehen wie ihn mal richtig die Fresse poliert wird. Allen Respekt der jungen Antifaschistin, gute Performance im Angesicht all dieser #Querdenker Arschlöcher #HaintzTrittFrauen
— Hermann Matern ✊🏾😷 (@WvDnord) April 11, 2021
Aus Abwehr-Bewegung wird bösartiger Hashtag
Die Rangelei dauert nur wenige Augenblicke. Haintz will die Angreiferin, die sich schnell wieder abwendet, offenbar festhalten, wird aber im selben Moment von Polizisten überwältigt und am Boden fixiert. Die junge Frau wird ohne körperliche Gewalt an Ort und Stelle von den Beamten festgehalten.
Ende vom Lied: Keine Verletzten, aber aggressive Demo-Szenen – die eindeutig nicht von Querdenker-Seite ausgingen. Daran ändern auch diffamierender Hashtag und Zeitlupen-Aufnahmen auf Twitter nichts. Haintz konnte nach kurzer Zeit zurück auf die Demo, die Frau sicherlich auch. Wie der Tag nach der Aktion für sie weiterging, ist aber nicht bekannt.
Die Szene unten, aus anderer Position.
Läuft, für Markus #Haintz heute in #Frankfurt. 🤣🤣🤣#ffm1104
https://t.co/useLQrIOfa pic.twitter.com/ISgAzMVuDo
— DennisKBerlin (@DennisKBerlin) April 11, 2021
Empörung über die Kampagne
Unter dem Hashtag #HaintzTrittFrauen versammelten sich im Laufe des Sonntagabends auch zahlreiche User, die sich über die Twitter-Kampagne gegen Markus Haintz empörten. „Unter #HaintzTrittFrauen blickt man in einen einzigen menschlichen Abgrund“, schreibt einer. „Das Ziel: Eine Person ganz bewusst zerstören!“
Für die Gegenseite hingegen war klar: Hier hat ein prominenter Querdenker seine brutale Seite gezeigt – man muss nur den richtigen Hashtag herbeilügen.