@Schrohm NapoleonWir haben uns also innerhalb von zehn Jahren, von terminlos zwei Minuten auf acht Wochen mit zwei Terminen hoch gearbeitet!
Das wundert nicht. Zu meinen beruflichen Tätigkeiten gehört am Rande das Beurteilen von betrieblichen Prozessen. Und da stellt man immer wieder fest, das an sich einfache Vorgänge
mit der Zeit umständlicher und damit komplizierter werden. Das Problem damit ist, dass das ein schleichender Prozess ist und somit nicht sofort in seiner Tragweite wahr genommen wird.
Hinzu kommt der Bürokratismus. Fortgeschrittene Gemeinschaften wie in den nordischen Staaten (auch in der Ukraine!) haben in der Regel eine einzige Bürgernummer unter der alles verwaltet wird. Hier haben wir eine Steuernummer, eine Steuer ID-Nummer, eine Sozialversicherungsnummer, je eine gesonderte Nummer für Bürgergeld, Arbeitslosengeld, BaFög, Wohngeld, Führerschein, etc. Allein der ganze Sozialbereich mit allen seinen diversen Behörden und Leistungen ist gekennzeichnet durch einen Dschungel an Verwaltungsnummern und Prozeduren.
Nicht zu vergessen, das Problem der Definitionen. Bestes Beispiel ist das
Einkommen. Das leitet sich aus dem Steuerrecht ab, wird aber im sozialen Bereich anders definiert und dazu noch innerhalb des Sozialbereichs mit all seinen Facetten nochmals unterschiedlich ausgelegt.
Sollte es dem Bürger dann gelingen, zu erfahren, was die Behörde von ihm will, wird er auf die Internetseite der Behörde verwiesen, wo er das benötigte Formular herunterlagen kann. Nun sollte man davon ausgehen, dass man das Formular am Bildschirm ausfüllten kann und per Knopfdruck zurückschickt. Nun kann es durchaus passieren, dass das aus verschieden Gründen nicht funktioniert, also drucklt man das Ganze aus, füllt es auch, scannt es ein und schickt es per Mail an die Behörde.
Halt stopp! So einfach geht das nicht, denn wir sind ja schließlich in Deutschland. Zuerst muss man sich auf der Internetseite der Behörde registrieren und dazu braucht man einen Personalausweis mit Chip und Lesegerät. Haben wir nicht? Also ab zum Einwohnermeldeamt, aber da ist eine andere Geschichte.
Sollte man es also zu seinen Lebzeiten schaffen, alles zu beschaffen, inklusive PC, Scanner und Drucker, sowie einem Office-Paket und das auch noch unfallfrei bedienen zu können, fällt entweder der Strom aus oder das Internet oder die Seite bei der Behörde ist in Wartung.
Der zuständige Politiker blubbert dann im TV, wie ach so toll die Digitalisierung doch ist. Klar, für die Behörde. Für den Bürger eigentlich nicht.
Okay, ich habe jeden Tag mit diesem Zeug zu tun. Manches fällt mir dadurch leicht, anderes nicht. Und dann gibt e Momente, da geht die Sonne auf, indem mir der zuständige Beamte oder Richter am Telefon erklärt, das ich doch um Himmelwillen, die 50 in Papierform vorliegenden Dokumente nicht einscannen muss, sondern einfach auf dem Fax legen und an die Behörde oder das Gericht senden soll.
Okay, das waren jetzt Behörden. Aber es gibt auch Unternehmen in allen Größen, wo ich mich als Steuerberater frage, was die eigentlich machen? Thema Datenschutz.
Anruf in der Buchhaltung:
Ich brauche für die Bilanzerstellung, nix gravierendes, nur ein paar unbedeutende Daten.
Antwort:
Ich schicke ihnen ein Mail, wo Sie sich legitimieren können und ein Passwort vergeben müssen.
Ich:
Halloooo, ich berate euch seit 15 Jahren???
Antwort:
Mir egal, ich bin bin hier neu und bestimme, was geht und was nicht.
Ich:
Einverstanden, schicken Sie mir vorab eine Kopie Ihres Arbeitsvertrags und eine Vollmacht der Geschäftsführung, aus der hervorgeht, das Sie mit kommunizieren können.