Der Schaden wäre meiner Meinung nach nicht entstanden, wenn man sich in Thüringer Angelegenheiten nicht eingemischt hätte.
Der Witz ist nur, daß jede Angelegenheit eine lokale Komponente hat und man folglich, wenn man fordert, die Bundesspitze möge sich überall zurückhalten, ihr hinterher, wenn es wieder mal schiefging, schlecht Führungsversagen vorwerfen könnte.
Die Berliner juckte es nicht, daß die Rahmenvorgaben, innerhalb derer sie den Landesverbänden freie Hand lassen sollten, in Anbetracht des Thüringer Wahlergebnisses schlichtweg nicht einzuhalten waren und sie ihren Landesverband, anstatt ihn in dieser Situation mit einer Nachjustierung zu unterstützen, schmählich hängenließen. Und dem Mohring werfen seine Fraktionskollegen wenn schon, dann zu Recht vor, ihre Belange im Bundesvorstand nicht vertreten und das einfach so hingenommen zu haben.
Im konkreten Fall allerdings sehe ich das allerdings anders: hier wurde viel mehr als nur Porzellan zerschlagen; mal ganz davon abgesehen, daß gegen Beschlüsse der Gesamtpartei (keine Zusammenarbeit mit der AfD!) verstoßen wurde - das Vertrauen unter Demokraten hat arg gelitten und der lachende Dritte ist Höckes AfD.
Langsam: Es gab tatsächlich die Erwartung, gegen AfD und Linke, gegen die man schon rein rechnerisch keine Mehrheit zusammenbekommen konnte, eine Regierung zu bilden. AKK "vergaß" erst nach der Wahl Kemmerichs, die Linke in diesem Reigen explizit mit aufzuführen. Daß sie damit Ramelow und Höcke in denselben Topf warf, schien auch nur Leuten außerhalb ihrer Partei aufzufallen.
Und wie sollte es nach Kemmerichs Wahl weitergehen? Hat man ernsthaft geglaubt, nach diesem Schmierentheater werde seine Regierung von Linken, SPD und Grünen toleriert werden? Kemmerichs Regierung wäre von Anfang bis (zum wahrscheinlich nahen) Ende von den Faschisten abhängig.
Sicher. Das Parlament hat 90 Sitze und die landläufig als "denkbar" akzeptierten Bündnisse kommen auf 42, 26 oder 23 Mandate. Ramelow ist mit der Vereinbarung, gemeinsam mit der CDU Projekte abzuwickeln, schon undenkbar weit über den Schatten seiner Linken gesprungen. Und die 26-Sitze-Fraktion hatte nichts Besseres zu tun, als diese Vereinbarung aufzukündigen.
Fraglich auch, woher er Minister herzaubern wollte - wer wäre denn bereit, in ein Kabinett mit absehbar kurzer Halbwertzeit zu gehen?
In Anbetracht der daraus resultierenden Versorgungsansprüche sicherlich genug.