Die Versuchung liegt nahe, verschiedene Punkte zu kommentieren. Ich beschränke mich auf diesen einen:
Die Verteidigung scheint - im Einklang mit den Angeklagten - die bisherige Linie weiter zu verfolgen. Sie versucht, ganz darauf abzustellen, dass es beim Holocaust um "Meinungen" gehe. Die zusammen gesuchten Argumente laufen letztlich auf dieses eine Ziel hinaus, dass alles eine Meinung sei und diese dürfe man ja haben.
Unterschlagen wird dabei, dass es um Tatsachen und deren Leugnung geht. Man mag darüber streiten, was alles unter den Sammelbegriff "Holocaust" falle, doch ist klar, worum es insgesamt geht. Weiter ist auch klar, dass der Kern des Holocaust historisch gut belegt und erforscht ist, besser sogar als manches andere schauerliche Kapitel der Geschichte. Ebenso ist es eine Binsenweisheit, dass komplexe Zusammenhänge und Folgen von Ereignissen schon mal mit einem einzigen Sammelbegriff bezeichnet werden, dass dies nicht geschieht, ist die Ausnahme, nicht die Regel. Somit gibt es keinen objektiven Grund, warum man es ausgerechnet beim Holocaust irgendwie anders halten sollte.
Da helfen auch Vergleiche nicht. Dass 9/11 geschehen ist, ist eine Tatsache, die ja nicht einmal die Schäfers und deren Anwälte leugnen. Man mag über manche Einzelheit, über mögliche nicht entdeckte Verbindungen zu den Haupttätern u. dgl. spekulieren und insofern eine "Meinung" haben, doch dass dies nun mal geschehen ist, kann man nicht abstreiten.
Ebenso kann man nicht abstreiten, dass der Holocaust geschehen ist und im Wesentlichen so, wie es die Geschichtsbücher beschreiben. Eine so gut belegte und erforschte Folge zusammenhängender Ereignisse abstreiten zu wollen, ist intellektuell ausgesprochen unredlich. Im Blick auf die Drohung, die von der Staatsanwältin als solche auch benannt wurde, ist zudem anzumerken, dass dabei durchscheint, was Holocaust-Leugner wie die Schäfers letztlich wirklich wollen: Dass die Verhältnisse wieder so werden wie unter dem NS-Regime. So betrachtet, ist das Bestreiten des Holocaust nicht nur intellektuell unredlich, sondern auch böswillig.