Autor Thema: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?  (Gelesen 168019 mal)

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Offline Gelehrsamer

Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #585 am: 20. Juli 2019, 15:56:56 »
Das macht es mir bei der Argumentation nicht einfacher, denn häufig höre ich, dass „es ja wirken müsste, sonst wäre es nicht erlaubt“.

Das ist nicht der entscheidende Punkt: Erlaubt ist in der Schwurbelmedizin zunächst, was nicht unmittelbar schadet. Ob es auch eine positive Wirkung hat, ist eine andere Frage und durchaus "Glaubenssache": Während die evidenzbasierte Medizin einen Nachweis der pharmakologischen Wirksamkeit eines Medikaments "über den Placebo-Effekt hinaus" erbringen muss, reicht bei der Registrierung (!) von Homöopathika der Nachweis, dass sie nicht schaden. Und das ist bei Globuli trotz des hohen Zuckergehalts nicht das Problem (weil die Menge an Zucker insgesamt immer noch geringfügig ist). Demgegenüber dürften imho Homöopathika mangels Wirksamkeitsnachweis nicht im Zulassungsverfahren (das es neben der Registrierung als Option gibt) zugelassen werden.
« Letzte Änderung: 20. Juli 2019, 16:02:57 von Gelehrsamer »
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #586 am: 2. August 2019, 19:29:52 »
Wenn „Wundermittel“ tödlich wirken können

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #587 am: 2. August 2019, 21:48:43 »
Wenn „Wundermittel“ tödlich wirken können
...

Diese Rückrufaktion wurde auch bei Lebensmittelwarnung.de veröffentlich.

Es ist leider bei allen Schwurbelmedikamenten so, dass diese entweder als Nahrungsergänzungsmittel bzw. Lebensmittel, als Desinfektionsmittel für Trinkwasser (das MMS des Bischoffs (oder gar Erzbischoffs) einer ominösen steuerlich begünstigten Sekte in den USA, Herrn Humble), als Lederpflegemittel (die schwarze Salbe zur Krebserkennung und -behandlung) oder Ähnlichem angeboten werden, um dumme Rückfragen diverser Gesundheitsbehörden zu umgehen.
Da ich regelmäßig sogenannte Problemstoffsammlungen in diversen Landkreisen in BaWü mache, sind mir diese Fälle schon alle untergekommen - selbstverständlich angeliefert als Medikament. Da ich halt lediglich in neongelben Arbeitsklamotten und nicht im weißen Kittel diese Abfälle annehme, gehe ich davon aus, dass meine Warnungen vor solchen Betrügern eher nicht ernstgenommen werden.
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #588 am: 3. August 2019, 11:06:14 »
Ach ja, die Aprikosenkerne und Amygdalin, seit Jahren eines meiner Lieblingsthemen. Tödlicher Bullshit at it's best.
Zitat
In Kasuistiken wurde eine Reihe von erheblichen Nebenwirkungen berichtet:
Erbrechen, Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, schwere abdominale Krämpfe, Hepatosplenomegalie, Kopfschmerzen, Schwindel, Kollaps, Schwäche, Benommenheit,
Herzrasen, Luftnot, metabolische Azidose, Hypoxie, Lungenödem, Agranulozytose, hämolytische Anämie, neutropenische Sepsis, Hämaturie, nephrogener Diabetes insipidus, kardiorespiratorischer Arrest, Koma.
Mehrere Todesfälle sind publiziert worden. Bei oraler Einnahme entwickeln sich Zeichen der Cyanidintoxikation,

Eine Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung aus 2015:
https://www.bfr.bund.de/cm/343/zwei-bittere-aprikosenkerne-pro-tag-sind-fuer-erwachsene-das-limit-kinder-sollten-darauf-verzichten.pdf

Wie schon beschrieben, läuft einem das vor allem im onkologischen Kontext sehr oft über die Füße. Im Anhang noch eine Stellungnahme der Deutschen Krebsgesellschaft zu dem Dreck.
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #589 am: 9. August 2019, 09:28:03 »
Wieder mal etwas Selbsterklärendes.


Zitat
Aktuelle Versicherungs-Studie: Große Lücken beim Impfschutz.




Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #590 am: 30. August 2019, 11:07:02 »
Keine Homöopathie, nur "wer heilt hat Recht", die Hexen aus Österreich. Eine tolle Reportage...

(inklusive Bericht über einen Ufo-Landplatz  ;D ;D ;D )

« Letzte Änderung: 30. August 2019, 11:19:13 von Gutemine »
"Der Pfarrer predigt nur einmal!"
 

Offline SchlafSchaf

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #591 am: 5. September 2019, 22:52:44 »
Der Pseudo Doc zurück in Deutschland

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #592 am: 10. September 2019, 11:00:40 »
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #593 am: 11. September 2019, 20:13:35 »
Das hoffen wir alle.
 

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #594 am: 12. September 2019, 12:21:42 »
Davon gehe ich aber sehr stark aus; zumal ich aus so einer Schirmherrschaft nicht zu viel ableiten würde.

Wobei ich mittlerweile immerhin ein halbwegs durchdachtes Argument "pro Kostenübernahme" gehört habe. Und zwar die Annahme, dass "homöopathisch praktizierende Ärzte" ernsthafte Krankheitsfälle sicher besser erkennen und dann schulmedizinisch richtig behandeln bzw. behandeln lassen als die ärztlich kaum ausgebildeten und oft ziemlich verstrahlten Heiler. Daher könnte es sein, dass esoterisch angehauchte Kranke sich häufiger in deren Hände begeben würden, wenn richtige Ärzte das nicht mehr anbieten. Das dürfte in manchen Fällen auch vorstellbar sein und wäre natürlich ein ärgerliches Ergebnis.

Trotzdem überzeugt es mich nicht, weil ich den Schaden und die Folgewirkungen durch die quasi offizielle Legitimierung von dem Unsinn für deutlich größer halte. Zumal es jedem Arzt auch überlassen bliebe sonst welchen schamanischen Unsinn anzubieten. Er müsste dann nur - wie jeder Heilpraktiker - dem Patienten weismachen warum er dafür zahlen soll.

Aber immerhin war das mal ein tatsächlich überlegenswertes Argument.
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Offline Gutemine

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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #595 am: 14. September 2019, 21:43:27 »
Der Spiegel hat heute wieder eine schöne Kolumne zum Thema und in den Kommentaren sind die ganzen Freaks Youtube-Spitzenmediziner am greinen.

Spoiler
Homöopathie Staatlich gefördertes magisches Denken

Natürlich dürfen Menschen versuchen, ihre Leiden mit Globuli zu lindern, obwohl die nicht besser wirken als Placebos - klar ist aber auch: Sie helfen damit vor allem denen, die an homöopathischen Mitteln verdienen.
© Rosanna Graf

Eine Kolumne von Margarete Stokowski

 Kolumne

Es ist mühsam, sich mit Leuten anzulegen, die von Homöopathie überzeugt sind. Prinzipiell müsste man das auch nicht unbedingt. Wenn Leute ihre Leiden mit Mitteln lindern wollen, die in wissenschaftlichen Studien nicht besser als Placebos wirken, dann können sie das machen.

Problematisch wird es, wenn magisches Denken nicht nur Privatsache ist, sondern staatlich unterstützt wird, und solange es für gesetzliche Krankenkassen kein Erstattungsverbot homöopathischer Mittel gibt, ist das der Fall. Problematisch wird es außerdem, wenn Leute ihre Kinder oder pflegebedürftigen Angehörigen nur mit Globuli versorgen, weil sie glauben, dass sie ihnen damit etwas Gutes tun.

Frankreich ist gerade dabei, die Kostenübernahme staatlicher Krankenkassen für Homöopathie abzuschaffen und auch in Deutschland gibt es seit Jahren immer wieder Forderungen danach. Gerade erst hat der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, erklärt, es könne nicht sein, dass Eltern darum ringen müssten, Krebsmedikamente für ihre Kinder erstattet zu bekommen, und "gleichzeitig viel Geld für nutzlose Pseudopillen" ausgegeben werde: "Auf der einen Seite gibt es extrem harte Maßstäbe für die Bewilligung von Therapien für lebensbedrohlich kranke Menschen. Auf der anderen Seite wird Geld rausgeworfen. Für mich als Arzt ist das unerträglich."

Man muss zugunsten der Homöopathiegläubigen sagen, dass sie das meiste Geld für Homöopathie immerhin selbst ausgeben - im vergangenen Jahr wurden 87 Prozent der homöopathischen Mittel von den VerbraucherInnen rezeptfrei gekauft-, aber durch die teilweise Erstattung der Kosten kann der Eindruck entstehen, es handle sich um seriöse Medizin, und die 13 Prozent, die ärztlich verordnet wurden, kosteten immer noch 100 Millionen Euro, die auch für etwas ausgegeben werden könnten, das tatsächlich hilft.

Natürlich hilft Homöopathie, aber hauptsächlich denen, die daran verdienen. Die Krankenkassen, die diese Mittel aus Marketinggründen bezuschussen, werden attraktiv für diejenigen, die sich "sanfte", "natürliche" Mittel wünschen, die Apotheken verdienen mit Homöopathie trotz Warnungen von Ärzten weiterhin sehr gut, ebenso Medien, die Werbung dafür schalten.

Und die Unternehmen, die diese Mittel herstellen, setzen alles daran, ihren Ruf zu halten - wenn es sein muss, auf juristischem Wege, da ist es dann vorbei mit der Sanftheit: Der Hersteller Hevert hat kürzlich der Ärztin Natalie Grams eine Unterlassungsaufforderung geschickt, nachdem sie ein Interview über Homöopathie gegeben hatte.

"Wirken Homöopathika?" wurde sie gefragt, und antwortete: "Nicht über den Placeboeffekt hinaus. Alleine das Gefühl, dass man gut behandelt wird, führt zur Verbesserung der Symptome. Auch die Einstellung zur Erkrankung verbessert sich. Das fasst man unter Placebo- und Kontexteffekten zusammen. Diese treten bei jeder Behandlung auf. Je besser das Verhältnis zum Arzt ist und je größer das Vertrauen, umso stärker können die Effekte sein."

Lustigerweise verlangte Hevert offenbar nur, dass Grams nicht mehr behaupten soll, dass homöopathische Mittel nicht über den Placeboeffekt hinaus wirken, nicht aber, dass sie nicht mehr sage, dass es sich um eine "Quasi-Religion" handelt. Das scheint okay zu sein.

Mit Homöopathie ist es wie mit jeder anderen Ideologie, deswegen ist eine Diskussion darüber so schwierig: Es ist nicht einfach nur alles falsch daran. Wenn Menschen sagen, dass es ihnen - oder ihrer Katze - mit diesem oder jenem Mittel besser ging, dann kann das komplett richtig sein. Es ist dann nur mitunter sehr schwer sie zu überzeugen, dass es nicht an diesem Mittel lag, sondern womöglich einfach nur daran, dass sie angefangen haben, sich um sich selbst - oder die Katze - zu kümmern.

In diesem Sinne argumentieren viele BefürworterInnen der Kostenerstattung von Homöopathie: Wenn es den Leuten doch hilft. Die Krankenkassen zahlen die Kosten sogar, obwohl eine Untersuchung 2017 zeigte, dass homöopathisch behandelte Versicherte überdurchschnittlich hohe Kosten verursachen.

Wer für die Kostenerstattung bei Homöopathie ist, argumentiert häufig so: Die Leute wollen es ja, lasst uns ihnen doch die Hoffnung nicht nehmen, wir sind doch eine Demokratie und ein freies Land. Schön. Bleibt nur zu hoffen, dass demnächst keine Untersuchung ergibt, dass die Mehrheit der Leute sich wünscht, individuell erstellte Horoskope von der Krankenkasse bezahlt zu bekommen. Ich würde wahnsinnig werden, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich Widder bin.
[close]
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/homoeopathie-staatlich-gefoerdertes-magisches-denken-a-1286056.html
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #596 am: 15. September 2019, 09:58:24 »
Der Spiegel hat heute wieder eine schöne Kolumne zum Thema und in den Kommentaren sind die ganzen Freaks Youtube-Spitzenmediziner am greinen.

Oha, ein Teil der Kommentare ist schwer zu ertragen. Anekdotisch möchte ich der bösen Pharmaindustrie und den systemversifften Schulmedizinern danken, dass ich meinen Unterarm aufgrund einer Infektion eben nicht verloren habe (das Ding war bis zu dem zweiten Fingergliedern regelrecht aufgequollen), auch wenn man auf ein zweites Antibiotikum zurückgreifen musste.
Ansonsten müsste ich jetzt Globuli mit dem anderen Hand mir zuführen. Obwohl ich sie erst auf eine Unterlage packen müsste, weil ich einhändig Flasche und Globuli nicht verwalten kann.
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #597 am: 15. September 2019, 15:23:40 »
Das war doch nur die Erstverschlimmerung
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #598 am: 15. September 2019, 17:37:22 »
Du hättest eben feinstofflich nicht einer Verschlimmerung der Krankheit zustimmen dürfen. Da findet sich immer irgendein Schwachsinn, mit dem sich begründen lässt, warum die Globuli nicht geholfen haben. Nur wenn es dann einem selbst an den Kragen geht, da nimmt der verstrahlte Patient "notfalls" auch noch Antibiotika ein, um mit dem Arzt nicht unnötig zu dikutieren. Wir haben ja ein Paradebeispiel unter den Kunden, Vogt wurde als medizinischer Notfall mit ausgesprochen schlechter Prognose eingeliefert. Die Ärzte haben ein Wunder vollbracht, er hat überlebt. Als Dankeschön beschimpft und beleidigt er sie und schreibt seine Genesung einem befreundeten Geistheiler zu.
 
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Re: Wer heilt, hat Recht? Homöopathie?
« Antwort #599 am: 15. September 2019, 19:25:23 »
ja, ich bin das wohl falsch angegangen. Immerhin bietet man, vermutlich aufgrund der vielen Pädagogen (sorry, bei mir im Kaff sind unheimlich viele davon), auch noch eine "alternative Behandlung" in der Praxis an; ob die eine Ärztin daran glaubt kann ich nicht beurteilen, die Kollegen sind jedenfalls eher schulmedizinisch drauf.
Problem war die Erstinfektion (Abszess am Bein), mechanisch geöffnet (mit Problemen), danach Antibiotika (Cefaclor). Ca. acht Wochen später sah es nach einer Schleimbeutelentzündung am linken Ellenbogen aus, dann gab es die ersten ungewöhnlichen Rötungen und Anschwellen. Behandlung laut Leitlinie mit Cefaclor, vermutlich Pech gehabt, weil sich über die Erstbehandlung wohl ausgewählte Individuen (Selektionsdruck durch Antibiotikum) eben im Ellenbogengelenk welche überlebt haben.
Die haben fünf Tage lang freundlich über das Cefaclor gelacht, dann gab es etwas anderes, was innerhalb von weniger als 48 Stunden gut gewirkt hat.
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