Das Wahlsystem ist historisch gewachsen, wurde und wird von beiden politischen Lagern zum jeweils eigenen Vorteil manipuliert (Gerrymandering), ist aber allemal ausreichend demokratisch und nur in geringem Ausmaß verzerrend. Was immer zu dem Risiko führt, dass die Verzerrung entscheidend sein kann. Aber alle Wahlsysteme von Demokratien enthalten verzerrende Elemente (wie bei uns die 5%-Hürde sowie Überhangs- und Ausgleichsmandate). Und sogar den wahrlich albernen Wahlmännerpopanz stellen wir in ganz ähnlicher Form nach wenn wir unseren Präsidenten wählen.
Die sattsam bekannten Bedingungen stellen also keinesfalls eine besondere Hürde für Demokraten dar (weswegen Clinton und Obama damit auch kein Problem hatten). Für die aktuellen Erfolgschancen fragwürdiger ist aus meiner Sicht das Vorwahlsystem, das von unnötigen und peinlichen Pannen geprägt war und jetzt in der Krise völlig abstrus wirkt. Der über Wochen als Unterhaltung geplante Kampf der Titanen (bzw. der titanischen Greise) kümmert eben keinen wenn es plötzlich um den Job und um die eigenen Großeltern geht.
Da haben die Demokraten zum einen schlicht Pech aber zum anderen keinen anderen Schuldigen als sich selbst. Sie haben diese Form gewählt. An ihnen liegt es sie jetzt zu ändern. Wenn Sie aber, in ihren Ritualen erstarrt, einfach so weiter machen wie bisher werden sie aus meiner Sicht ein denkbar ungünstiges, weil uneiniges und unbelehrbares Bild abgeben. Typische Politiker halt, was in den US of A schon lang ein sehr böses Schimpfwort ist.
Was gewiss auch wieder der unglaublichen Gerontokratie geschuldet ist, die die amerikanische Politik in beiden politischen Lagern beherrscht. Da sind 70-jährige junge Hüpfer und auch mit 80 ist man noch längst nicht beim alten Eisen. Da war manch sowjetisches Politbüro oder Kirchenkurie noch ein Jungbrunnen im Vergleich. Und wen wundert es da noch groß, dass sich die erfolgreichen Kandidaten aus dem Feld rekrutieren.
Wahrscheinlich würden die Chancen von Sanders oder Biden steigen wenn sie jetzt in einem Pokerspiel auslosen, wer Trump heraus fordern soll. Aber ich fürchte leider, dass ihnen die Einsicht erst kommt, nachdem Trump wiedergewählt wurde.