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Ich heiße im wirklichen Leben Kasimir Agamemnon Nieselpriem (oder so ähnlich, jedenfalls habe ich zwei Vornamen, und die stehen daher auch in meinem Pass).
Als ich das letzte Mal in die USA eingereist bin, habe ich im Flugzeug die übliche Einreisekarte ausgefüllt. Da wurde auch nach dem "Middle Name" gefragt. Ich ließ das frei, so etwas haben wir in Deutschland ja nicht. Also schrieb ich bei "First Name" Kasimir hin, weil das der Vorname ist, den ich ausschließlich benutze, und beim Familiennamen Nieselpriem.
Der Mann an der Passkontrolle sah das aber anders. Er trug beim "Middle Name" den Agamemnon ein. Na ja, ich hätte ihm jetzt erklären können, dass das kein Middle Name ist, sondern mein second First Name. Er hatte aber schon vorher nicht den Eindruck erweckt, als sei er für Diskussionen mit Aliens sehr zugänglich. Also ließ ich es dabei. Ich bin jedenfalls unbeschadet in die USA hinein- und sogar auch wieder herausgekommen.
Ach, wir sollten froh sein, dass wir dieses System nicht auch in Deutschland haben. Was würden die Reichsfuzzis sonst noch alles anstellen? In den USA haben sie zwar Middle Names, aber keine Personalausweise. Da könnte das Problem nur beim Pass auftauchen, aber eine Passpflicht gibt es nicht.
Was diese US-Einreisekarten angeht, so kursieren viele wirre Parolen und Halbwahrheiten. Tatsächlich scheinen die meisten Angaben ziemlich egal zu sein. Hauptsache, man hat überall seine Kreuzchen bei "no" gemacht (da, wo man bis vor ein paar Jahren noch angeben mußte, ob man NSDAP-Mitglied war. Die Älteren unter uns werden sich an die Waldheim-Affäre erinnern).
Die Heimatschutzministeriumseinreisefuzzis - das sind beileibe keine schneidigen US-Offiziellen, der übliche Eindruck geht mehr so in Richtung "in der Wiedereingliederung befindliche Langzeitarbeitslose" schauen sich die anderen Angaben kaum bis gar nicht an. Die weitere Behandlung der Karten scheint auch nicht mit NSA*-Hightech zu erfolgen: ich erlebte es mehrfach, daß sie einfach in Schuhkartons geworfen wurden. Ob die nachgescannt und womöglich gar noch einmal gelesen werden? Ich halte das für fraglich.
Die erste Anlaufadresse in den USA, auf deren Wichtigkeit oft hingewiesen wird, spielt de facto keine Rolle. Hauptsache, da steht irgendetwas, auch wenn es Mumpitz ist. So hatte ich, wenn ich noch keine Adresse hatte oder wenn ich meinte, daß diese keinen etwas angeht, "1060 West Addison, Chicago" angegeben - hat keinen interessiert.
Wenn danach der richtige Einreisebehördenoffizielle meinen Paß in den Händen hat, versuche ich immer hinzuschielen, ob er die vorhandenen Stempel nach für ihn fragwürdigen Destinationen durchschaut. Das war bislang noch nie der Fall (im Gegensatz zu den DDR-Grenzern, die stets den Paß Seite für Seite durchsahen). Er blättert nur bis zu nächsten freien Seite und haut den Stempel rein.
*Upps, zuerst schrieb ich wie selbstverständlich NSL