Andere Wege sind ebenso risikobehaftet, und Faeser hat hier mit einem - vertretbaren (ich muss aufpassen, nicht wie unsere Kundschaft mehrere Ausrufezeichen hintereinander zu setzen) - Vereinsverbot "Nägel mit Köpfen" gemacht.
Auch ein vertretbares!!!!! Vereinsverbot kann politisch eine schlechte Idee sein.
Eine Rücktrittsforderung für den Fall, dass das Vereinsverbot gerichtlich aufgehoben wird, ist eine politische Forderung, er fordert ja keine rechtlichen Konsequenzen für Faeser.
Und warum wurde hier überhaupt rechtliches Neuland betreten? Rechtsextreme Magazine in der Bundesrepublik sind so alt wie die Bundesrepublik und rechtsextreme Webseiten in Deutschland gibt es seit Mitte der 90er. Gegen diese wurde mit vielfach erprobten Mitteln vorgegangen: Strafbare Inhalte wurden strafrechtlich verfolgt, kriminelle Organisationen angeklagt und jugendgefährdende Inhalte für Kinder und Jugendliche unzugänglich gemacht bzw. aus Auslagen oder Suchmaschinen entfernt.
Da liegt der Gedanke nahe, dass Faeser aus politischen Gründen diesen Weg gegangen ist und sie sich als Kämpferin gegen den Rechtsextremismus inszenieren wollte - mit dem Risiko, dass es nach hinten losgeht, entweder weil es doch rechtswidrig war oder weil ein AfD-Innenminister das Prinzip kopiert. Der von Kubicki beschriebene Weg hätte dieses Risiko nicht gehabt, aber Faeser hätte weniger politisches Kapital daraus schlagen können.
Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass Faeser ein Vereinsverbot verbockt. Als Hamas und Samidoun in Deutschland verboten wurden, wurden keine Hausdurchsuchungen beantragt oder vorbereitet, bevor das Vereinsverbot veröffentlicht wurde. Die erfolgten erst etwa drei Wochen später - ob man da noch irgendetwas Brauchbares gefunden hat?
Das Problem mit Kubicki ist ein allgemeines und parteiübergreifendes: Viele Politiker fühlen sich berufen, zu jedem Ereignis sofort irgendetwas in den asozialen Medien abzusondern, ohne Beachtung von "si tacuisses ..." (oder auf Südwestdeutsch "Heddschd doi gosch ghalde, hedd känns gemergd, wie bleed dassd bischd").
Kubicki sagt manchmal Quatsch, das stimmt. Aber ich schätze seine Fähigkeit und seinen Willen, den Kaiser als nackt zu bezeichnen, während der ganze restliche Politikbetrieb noch von seinen schönen Kleidern spricht.