Es geht nicht darum, eine bestimmte Ideologie zu verbieten, das ist ohnehin unmöglich. Über entsprechende, den Eingeweihten bekannte Codes kann sie immer verbreitet werden. Man könnte die Zahl 88 zum Beispiel nicht verbieten, der Eingeweihte erkennt trotzdem im Kontext HH = "Heil Hitler".
Guck mal, da hast du das passende Gegenargument bereits selbst geliefert. Höcke wurde für den Kontext (Geschichtslehrer, Grenzen verschieben und die entsprechende Äußerung) zur Überzeugung des Gerichts verurteilt. Bei mir (ungebildet in dieser Hinsicht, nicht mit systematisch faschistischen Äußerungen aufgefallen) wäre ein Kontext nicht gegeben, da sollte das Gericht wohl Zweifel haben und dann wird für den Angeklagten entschieden.
Würde Jura aus einem einfachen Vergleich mit Listen verbotener Wortfolgen (die exakt definiert sind) und verbotener Handlungsfolgen bestehen, dann könnte man Jura formalisieren, ein Schimpanse mit Richterrobe könnte dann den Job machen, weil man nicht mehr mit zu interpretierenden Mustern (inkludiert Äußerungen und Kontexte) arbeiten müsstest.
Zusätzlich würde ausschließlich eine Liste mit verbotenen Wortfolgen nicht den Kontext regeln, damit wäre alleine die Veröffentlichung der Liste (weil sie verbotene Wortfolgen enthält) ohne Betrachtung eines Kontextes (z. B. zur Bildung) nicht möglich.
Aus praktischen Gründen für den Alltag (Kontext) dürfte es auch schwierig sein, weil ich die Liste mit verbotenen Wortfolgen auswendig lernen müsste, bevor ich mich frei (straffrei) äußern kann.
Und wo kämen wir als liberale Bürger eigentlich hin, wenn uns der Staat derart reguliert, welche Wörter man gebrauchen darf? Das sind dann doch alle Verbotsparteien. Brauchen wir dann einen "Redeführerschein"?
In der Nachbarschaft gibt es einen Typen, da war ich mir nicht sicher, ob der einen gewissen Hang zur Reichsbürgerei hat. Nur weil er mal klagefreudig gegenüber den Nachbarn war? Nur weil er die Deutschlandfahne hisst? Nur weil der den preussischen Adler im Garten hisst? Nur weil er ein Autokennzeichen hat, was verdammt was bis auf ein kleines Detail kritisch ist und er das Auto
mit Kennzeichen von jemanden im Ort unbedingt kaufen musste? Nur weil er seit Wochen die Deutschlandfahne inzwischen verkehrt herum hisst?
In der Gesamtbetrachtung ordne ich ihn (zu meiner Überzeugung) inzwischen in diese Richtung ein, obwohl jede einzelne Handlung nicht ausreichend wäre. Kontext halt.