Autor Thema: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme  (Gelesen 61662 mal)

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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #630 am: 10. November 2020, 08:24:20 »
der nächste Skandal in Sachsen


Ob der WDR hier richtig liegt?

Die Formulierung "nicht erlaubt" insinuiert, die Stadt habe etwas verboten, womöglich eine Veranstaltung der jüdischen Gemeinde.

Das aber ist wohl gar nicht der Fall.

Es scheint sich um eine Veranstaltung der Stadt (nicht der jüdischen Gemeinde) gehandelt zu haben, die diese aus Verantwortunsgbewußtsein einfach hat ausfallen lassen?

Also kein Verbot.


Zitat
DRESDEN
09.11.2020 20:46 Uhr

9. November in Dresden: Ärger ums Gedenken

Wegen Corona hat die Stadtverwaltung die öffentliche Veranstaltung abgesagt. Pegida hingegen demonstriert in der Altstadt - das sorgt für Kritik.

Spoiler
Von Daniel Krüger & Alexander Schneider 4 Min. Lesedauer
Dresden. Es war keine ganz einfacher Tag für die sächsische Landeshauptstadt: Die Stadt Dresden hat am Montag die öffentliche Gedenkveranstaltung zum neunten November wegen der steigenden Corona-Zahlen ausfallen lassen. Stattdessen trafen sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU) und Vertreter der Jüdischen Gemeinde Dresden an der Stele am Hasenberg und legten dort Kränze nieder.

Synagoge am Hasenberg in Dresden in Flammen
Hier wurde am 9. November 1938 die damalige Synagoge von Nationalsozialisten in Flammen gesetzt und vollkommen zerstört, zahlreiche Geschäfte wurden während der Reichspogromnacht geplündert, Hetzjagden fanden statt.

"Wir können diese Vergangenheit nicht ändern, aber wir können sie uns in Erinnerung rufen und so die damit verbundenen Schicksale dem Vergessen entreißen. Wir haben im Gegensatz zu denen, derer wir heute gedenken, das unglaubliche Glück, in einer freiheitlich-demokratisch verfassten Gesellschaft zu leben", mahnte Hilbert.

Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde: "Ansteigende Spannungen"
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden, Michael Hushell warnte nach der Kranzniederlegung davor, dass sich die Gesellschaft in Deutschland in eine besorgniserregende Richtung bewege. „Wie die Ereignisse in Halle, in Hamburg und erst vor wenigen Tagen in Wien zeigen, leben wir in einer Zeit ansteigender Spannungen. Die in Deutschland lebenden Juden vertrauen und zählen auf die Solidarität, Empathie und auf das Engagement unserer nichtjüdischen Mitbürger, sowie auf den Schutz der regierenden Institutionen", so Hurshell.

Doch die sichtbare Zunahme rechter Strömungen in der Gesellschaft, sowie die zurzeit vor allem in den sozialen Medien grassierenden antisemitischen Verschwörungstheorien zum Corona-Virus würden Sorgen bereiten.

Dresdner SPD-Chef: "Widerwärtige Provokation"
 Der Dresdner SPD-Chef Albrecht Pallas bezeichnete den Auftritt von Kalbitz als "widerwärtige Provokation". Vor 82 Jahren seien in Deutschland Juden misshandelt und ermordet, Synagogen und jüdische Friedhöfe zerstört wurden. "Sein Auftritt, sein Geschichtsrevisionismus und der absurde Versuch der Vereinnahmung der Friedlichen Revolution durch die AfD sind nie, und schon gar nicht heute, zu ertragen."

Die FDP kritisierte, dass Dresden Pegida mit dem Altmarkt einen zentralen Platz einräume, während gleichzeitig die städtisch organisierten Gedenkveranstaltungen zum 9. November wegen der Corona-Pandemie "auf ein kaum noch erkennbares Maß zurückgefahren" werden. Stadtrat Holger Hase rief die Polizei und das Ordnungsamt auf, gerade nach den Vorfällen bei der "Querdenken"-Demo in Leipzig jeden Verstoß gegen die Auflagen konsequent zu ahnden.

Das sehen auch die Grünen so. Es sei unverständlich, dass Pegida am Abend in der Dresdner Innenstadt demonstrieren dürfe, so Julia Günther vom Grünen-Kreisverband Dresden.

Hilbert: Keine rechtliche Möglichkeit
Hilbert hingegen sieht keine rechtliche Möglichkeit, "das Recht auf Versammlungsfreiheit an diesem in der deutschen Geschichte so schicksalhaften Tag einzuschränken". Zwar sei es "schwer erträglich, wenn rechtsradikale Parolen und Hetze auf Demonstrationen an diesem Tag verbreitet werden". Doch der Dresdner Oberbürgermeister glaubt, dass die Gesellschaft mit dem Grundgesetz ein "stabiles Fundament" habe. Er rief die Bürger dazu auf, "jeder Form von Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft inhaltlich und mit großem persönlichen Engagement entgegenzutreten".

Pegida auf dem Altmarkt
Am Abend schließlich kamen auf dem Altmarkt bis zu 400 Pegida-Anhänger zusammen. Der 9. November stehe als Jahrestag für verschiedene historische Ereignisse in der deutschen Geschichte, hieß es. Pegida reduziere den Tag nicht auf die Reichspogromnacht von 1938.

Gegendemonstrationen wurden aus Respekt vor dem Jahrestag von den Veranstaltern abgesagt, dennoch protestierten rund 100 Dresdner gegen die Zusammenkunft der Rechtspopulisten.

Die Polizei achtete offensichtlich etwas intensiver als in den vergangenen Wochen auf Abstände und Masken. 76 Pegida-Teilnehmer hatten Atteste vorgezeigt, die sich vom Maskentragen befreiten. In drei Fällen jedoch werde nun geprüft, ob es sich dabei um Fälschungen handelt und entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet, teilte die Polizei am Abend mit.

Zwei weitere Teilnehmer erhielten ein Bußgeldverfahren, weil sie keine Mund-Nasen-Bedeckung trugen. Ermittelt wird auch gegen einen ehemaligen Teilnehmer der Demo wegen Zeigen des Hitlergrußes. Darüber hinaus ermittelt die Polizei auch in einem weiteren Fall wegen Verwendens verfassingsfeindlicher Kennzeichen. So sei ein Plakat mit einem Hakenkreuz gezeigt worden, dass nur sehr dünn durchgestrichen gewesen sei.

250 Uniformierte waren am Abend im Einsatz, um die Demonstration abzusichern, sagte Polizeisprecher Marko Laske. (SZ/lex, awe, dpa)
[close]

https://www.saechsische.de/dresden/lokales/dresden-reichspogromnacht-stadt-sagt-gedenkfeier-ab-aber-laesst-pegida-gewaehren-5313788-plus.html
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dtx

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #631 am: 11. November 2020, 12:31:41 »
"Davon, daß ... [Zutreffendes einsetzen] ... ist uns nichts bekannt." Klar, die Demo in Leipzig verlief friedlich. Davon, daß da irgendwer jemanden geschubst, getreten oder geschlagen hätte, kann, glaubt man Wöller, in der Rückschau offenbar gar keine Rede sein. Journalisten, die dabei und am Hauptbahnhof eingekesselt waren, sehen das wohl anders:

https://www.jetzt.de/politik/querdenken-in-leipzig-journalist-innen-sprechen-ueber-gewalt-gegen-presse





der nächste Skandal in Sachsen


Ob der WDR hier richtig liegt?

Die Formulierung "nicht erlaubt" insinuiert, die Stadt habe etwas verboten, womöglich eine Veranstaltung der jüdischen Gemeinde.

Das aber ist wohl gar nicht der Fall.

...

Mag verkürzend dargestellt sein, es ist aber letztlich doch Tatsache, daß die Pegida-Veranstaltung trotz Corona-Verordnung explizit erlaubt war, die Gedenkveranstaltung für die Jüdischen Gemeinden kraft Corona-Verordnung implizit, also ohne die Gemeinden direkt zu adressieren, aber nicht.

Die Stadt hatte die Macht, die Corona-Verordnung für die Pegidisten außer Kraft zu setzen. Daß sie die nicht in Hinblick auf die Veranstaltungen der Jüdischen Gemeinden in Kraft gesetzt hat, und daß an den jeweiligen Entscheidungen unterschiedliche Behörden der Stadt beteiligt waren, ist zwar alles richtig, tut aber in der Gesamtschau nichts zur Sache.

« Letzte Änderung: 11. November 2020, 12:50:48 von dtx »
 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #632 am: 11. November 2020, 13:22:57 »
Die Kommentare unter den Jetzt-Artikel sind auch bezeichnend. Viel Relativierung oder Rechtfertigung der Gewalt, die die Journalisten geschildert haben.
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dtx

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #633 am: 14. November 2020, 12:36:43 »
Hm, ein bißchen mehr Sorgfalt im Lektorat wäre schon mal nett (Wenn die Polizei Wohnungen durchsuchen ließ, fragt sich, wen sie damit beauftragte - den Hausmeister?).

Im Übrigen scheinen die Belege der Strafverfolger tatsächlich nicht nur etwas dünn, sondern mitunter regelrecht an den Haaren herbeigezogen: Man müßte man sich irgendwie erkundigen können, ob gegen Vormieter einer Wohnung, die man beziehen will, etwas vorliege und sich dann lieber etwas anderes suchen ... Wöllers gewaltige Erfolge im Kampf gegen linke Straftaten korrelieren also mit der bekannten  Einschätzung, die Demos auf dem Augustusplatz und auf dem Ring seien (obwohl mit massenhaften Auflagenverstößen, Prügeleien und wider eines gerichtlich bestätigten Verbotes) "friedlich verlaufen".

https://taz.de/Soko-Linx-in-Sachsen/!5723937/



 

Offline Reichsschlafschaf

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #634 am: 16. November 2020, 06:41:36 »
Hier wurden Abstände nicht eingehalten, daher laufe ein Verfahren gegen Kumpf als Veranstalter.


Da uns nun wiederum mitgeteilt wird, es werde ermittelt darf man vielleicht hoffen, es werde nicht allzu lange dauern, bis man zu Potte kommt?
Weil die Sache sonst wiedermal eine überlange Verfahrensdauer hat ...

"Die Augen stumpf, die Nase kumpf paßt ja wie A.... auf Eimer.


Zitat
LÖBAU
16.11.2020 05:00 Uhr

Straf-Ermittlung gegen Mario Kumpf
Die Staatsanwaltschaft prüft einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Der AfD-Landtagsabgeordnete sieht dahinter eine Kampagne politischer Gegner.


Eine Kundgebung auf dem Löbauer Altmarkt hat für den AfD-Landtagsabgeordneten Mario Kumpf nun ein juristisches Nachspiel. Nach der Prügelattacke gegen einen 17-jährigen Schüler durch einen gleichaltrigen türkischen Jugendlichen hatte Kumpf zu einer Demonstration unter dem Motto "Keine Gewalt-Exzesse in unserer Lausitz" aufgerufen. Die Staatsanwaltschaft Görlitz ermittelt nun gegen ihn wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Sächsische Versammlungsgesetz. Hintergrund dieses Ermittlungsverfahrens ist die Corona-Krise.

Spoiler
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft geht es um eine Verletzung der Vorschrift des Paragrafen 26 des Gesetzes. Demnach macht sich ein Versammlungsleiter strafbar, wenn er gegen von der Versammlungsbehörde erlassene Auflagen verstößt. "Offenbar war es hier so, dass die Versammlung unter der Auflage der Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen erlaubt wurde", informiert Staatsanwalt Christopher Gerhardi auf SZ-Anfrage, "Solche Auflagen muss ein Versammlungsleiter durchsetzen." Die Staatsanwaltschaft prüft diese Vorwürfe nun. Mit einem Ende des Ermittlungsverfahrens sei aber erst zu Beginn des nächsten Jahres zu rechnen.

Kumpf ist sich keiner Schuld bewusst
Mario Kumpf ist dieses Ermittlungsverfahren bekannt. Der Abgeordnete kann aber kein Fehlverhalten seinerseits als Versammlungsleiter erkennen. "Es galt zu dieser Zeit keine Maskenpflicht für Teilnehmer der Demonstration", sagt er. Auch habe der Kundgebungsbereich nicht markiert werden müssen. Wohl aber habe es eine Auflage gegeben, einen Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den Teilnehmern sicherzustellen.

"Wir hatten zehn Ordner eingesetzt, die 1,50 Meter lange Abstands-Stäbe dabei hatten", sagt Kumpf. Die Ordner hätten auch versucht, diese Abstandsregelung durchzusetzen. "Die sind permanent rumgelaufen und haben die Teilnehmer darauf aufmerksam gemacht", so Kumpf. Er hält nicht für ausgeschlossen, dass den Ordnern dieser Auftrag nicht durchweg gelungen ist. Er könne aber auch nicht mehr tun, als die Teilnehmer darauf hinzuweisen. "Natürlich bin ich als Versammlungsleiter verantwortlich. Aber wenn ich gerade eine Rede halte, kann ich mich nicht zusätzlich darauf konzentrieren, dass überall die Mindestabstände eingehalten werden", sagt er.

Jedenfalls hätte weder ihn, noch einen der Ordner während der Veranstaltung ein Polizist auf einen etwaigen Verstoß angesprochen. Tatsächlich waren an jenem Abend zahlreiche Polizeikräfte auf dem Altmarkt im Einsatz. Auch SZ hat die Demonstration beobachtet. Dabei kam es zu keinem polizeilichen Eingriff oder Hinweis während dieser Versammlung.

Scheinbar eine anonyme Anzeig
Nicht ganz klar ist deshalb auch, auf wessen Betreiben es zu dem Ermittlungsverfahren gegen Mario Kumpf kam - von der Versammlungsbehörde des Landkreises wurde es scheinbar nicht angestoßen. Nach Aktenlage informiert Staatsanwalt Gerhardi, dass die "Person des Anzeige-Erstatters noch zu ermitteln" sei, was auf eine anonyme Anzeige hindeutet. Ein Umstand, den Kumpf für demokratiefeindlich hält: "Es ist bedenklich, wenn dort demonstriert wird, was ein Grundrecht ist, dass dort willkürlich eine Strafanzeige gestellt wird." Er vermutet dahinter Kalkül politischer Gegner. "Es sollte nicht passieren, solche Instrumente zu verwenden, um Veranstalter oder Teilnehmer damit einzuschüchtern", sagt Kumpf.

Abgeordnete genießen Immunität, also Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung. Möglich macht das Verfahren gegen Kumpf eine Art Generalvollmacht, die der Landtag Ermittlungsbehörden für bestimmte Fälle eingeräumt hat. Demnach genehmigt das Parlament "die Durchführung von Verfahren gegen seine Mitglieder wegen Straftaten, Dienstvergehen oder als Dienstvergehen geltende Handlungen". Auch die "vorläufige Entziehung der Fahrerlaubnis" oder der "Vollzug einer angeordneten Durchsuchung oder Beschlagnahme in den genehmigten Verfahren" sind gegen Abgeordnete möglich, ohne dass der Landtag dafür gesondert die Immunität eines Abgeordneten aufheben muss. Nicht genehmigt ist dagegen "die Erhebung der öffentlichen Klage" oder der "Antrag auf Erlass eines Strafbefehls". Sollte die Staatsanwaltschaft also Anklage gegen Mario Kumpf erheben wollen, müsste der Landtag dafür die Aufhebung der Immunität beschließen.

Die Generalvollmacht besagt auch, dass der Präsident des Landtages von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens unterrichtet werden muss. Der Landtag hat SZ auf Anfrage mitgeteilt, dass die "Staatsanwaltschaft gegenüber dem Landtagspräsidenten angezeigt hat, gegen den Abgeordneten Maria Kumpf Ermittlungen aufnehmen zu wollen. Der Präsident hat die Information zur Kenntnis genommen und keinen Widerspruch eingelegt." Im Zuge dieser Information an den Landtagspräsidenten wurde auch Mario Kumpf selbst wie vorgeschrieben von der Staatsanwaltschaft über das Ermittlungsverfahren in Kenntnis gesetzt, was Kumpf gegenüber SZ bestätigt.
[close]
view-source:https://www.saechsische.de/politik/parteien/afd/corona-mario-kumpf-afd-kundgebung-loebau-altmarkt-ermittlungsverfahren-staatsanwaltschaft-5317414-plus.html
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #635 am: 21. November 2020, 12:52:18 »
Das Erzgebirge und Dresden mit seinem Umland (Tal der Ahnungslosen), aber auch Stuttgart als "Bible Belt" Deutschlands? Zumindest könnte ich aus meinen Erfahrungen den Gebirglern nur eine ausgeprägte Obrigkeitshörigkeit attestieren, während die Renitenz der Dresdner bereits zu Modrows Zeiten sprichwörtlich war. Aber das ist eben, ich sagte es gerade, eine ganze Weile her ...

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-warum-sachsen-und-stuttgart-zu-den-hochburgen-der-anti-corona-proteste-wurden-a-1d4b9bd8-1bfd-4682-bb83-d6a63efde8c1

 
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #636 am: 21. November 2020, 13:11:04 »
Eigentlich waren die Leipziger (als weltoffene Industrie- und Messestadt, sowie Zentrum der Druckindustrie) eher das Problem. Im östlichen Sachsen wurde in der Tat sehr viel Personal für den "öffentlichen Dienst" der DDR rekrutiert. Und bereits vor der Weltwirtschaftskrise konnte die NSDAP 1929 in Sachsen ihren Stimmanteil von 5 auf 14% verdreifachen... Ähnlich sah es in Preußen und Hessen aus. Die Kontinuitäten wurden schon erforscht: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-02/afd-waehler-rechtsextremismus-nsdap-gemeinden-milieu/komplettansicht
 
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Offline Rabenaas

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #637 am: 21. November 2020, 14:06:46 »
Off-Topic:
...Stuttgart als "Bible Belt" Deutschlands?

Noch nie was vom Piet-Kong gehört?  ;D
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 


dtx

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #639 am: 22. November 2020, 18:25:09 »
Off-Topic:
...

Noch nie was vom Piet-Kong gehört?  ;D

Nein ich weiß nur, daß die im Spessart Marienbildnisse anstelle von Kilometersteinen haben. Daraus würde ich aber nicht schließen, daß die Leute dort psychisch anfällig wären.

 

Offline Reichsschlafschaf

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #640 am: 26. November 2020, 18:20:25 »
Solche Aktionen bringen natürlich gar nichts!
Die bestärken nur in der Opferrolle, selbst, wenn es ein unzufriedener Mandant war ...





Zitat
Der Dresdner Stadtrat Frank Hannig (Freie Wähler) ist Opfer einer Gewaltstraftat geworden. Bei einem Stopp auf der Fahrt zu einem Mandantengespräch in Grimma wurde der Rechtsanwalt brutal zusammengeschlagen.

Schwer gezeichnet zur Stadtratssitzung: Stadtrat Frank Hannig (Freie Wähler) ist am Mittwochabend Opfer einer Gewaltstraftat geworden. Der Rechtsanwalt war auf dem Weg zu einem Mandantengespräch in Grimma, als er auf der Autobahn bemerkte, dass sein Wagen Kühlwasser verliert. „Deshalb bin ich an der Raststätte Heiterer Blick rausgefahren.“ Auf dem Tankstellengelände habe ein Unbekannter die Tür seines Autos aufgerissen und ohne Vorwarnung zugeschlagen. Dann sei der Täter mit einem schweren Wagen weggefahren, aber kurze Zeit später zurückgekommen. „Als ich ihn fotografiert habe, hat er richtig zugeschlagen. Als ich am Boden lag, hat er auf mein Gesicht und meinen Hals eingetreten“, so Hannig. Ihm sei es gelungen, aufzustehen und sich zur Wehr zu setzen. Wenig später sei der Angreifer davongefahren. Hannig erlitt ein Schleudertrauma, mehrere Verletzungen im Mund, die genäht werden mussten, sowie Prellungen und Blutergüsse. „Mir geht es den Umständen entsprechend“, erklärte der 50-jährige Stadtrat. Die Hintergründe der Attacke sind noch unklar. Die Polizei hat einen 51-jährigen Tatverdächtigen ermittelt. Dieser hat in seiner ersten Vernehmung erklärt, das Auto von Hannig habe an seiner Lieblingszapfsäule gestanden. Er habe Hannig zum Wegfahren aufgefordert. Dann sei die Situation eskaliert. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Beweislage ist gut, weil der Angriff von der Videokamera der Tankstelle aufgezeichnet wurde. Von Thomas Baumann-Hartwig
https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Dresden-Pruegel-fuer-Stadtrat-Frank-Hannig

Übrigens verriegele ich mein Auto gleich nach dem Starten von innen, auch wenn ich weder Stadtrat bin noch der afd nahestehe. Mir reichte schon ein Angetrunkener vor 40 Jahren ...
Heutige Autos haben Sensoren, die die Türen im Falle eines Unfalls entriegeln, da braucht man sich auch keine Sorgen mehr zu machen.


Anderer Bericht, andere Lesart:

Zitat
Gegenüber den Dresdner Neuesten Nachrichten, die am Donnerstagnachmittag zuerst über den Vorfall berichteten, sagte Hannig, er sei auf dem Weg zu einem Mandanten in Grimma gewesen, als sein Auto plötzlich Kühlerwasser verloren habe. Daher sei er an der Tankstelle von der Autobahn gefahren.

Gegenüber der SZ erklärte Hannig am Donnerstagabend im Stadtrat, der Angreifer habe seine Tür aufgerissen und direkt losgeprügelt. "Dann bin ich weggelaufen, als ich wieder zurück bin, habe ich ihn fotografiert - da ging es erst richtig los."

Der Mann habe ihn zu Boden geschlagen und dann auf ihn eingetreten. Hannig sagt, er musste im Gesicht genäht werden, habe eine Gehirnerschütterung und noch mehr. Er sei dann wieder aufgestanden und habe ebenfalls zugeschlagen. "Ich habe den auch ganz schön zugerichtet."

Die Polizei ermittelt wegen "wechselseitiger Körperverletzungsdelikte" gegen beide Männer, wie ein Sprecher mitteilte. Die Beamten konnten Videomaterial von der Tankstelle sicherstellen, das nun ausgewertet werde.
https://www.saechsische.de/dresden/streit-um-zapfsaeule-anwalt-verletzt-5326319-plus.html


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« Letzte Änderung: 26. November 2020, 19:02:10 von Reichsschlafschaf »
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #641 am: 27. November 2020, 07:07:08 »
Zitat
Bewohner berichteten später, dass Teilnehmer offenbar aus dem Saal flohen und dabei auch durch Fenster auf angrenzende Privatgrundstücke sprangen.
Dann war doch die Polizei der Gefährder bei der absolut friedlichen Zusammenkunft wissenschaftlich interessierter Bürger?

Außerdem: „Von 'r ä Linkn lassn wir uns goor nischt saachn!“


Zitat
Kritik nach Neonazitreffen in Hainichen: „Die Polizei tat nichts“

Der sächsische Verfassungsschutz wusste schon am 2. September von einem am 4. Oktober geplanten Neonazitreffen. Drei Wochen später wurde der Veranstaltungsort auf den Großraum Leipzig eingegrenzt. Linken Politikerin Köditz kritisiert die Behörden scharf für den Umgang mit der Veranstaltung.
Spoiler
Von „Behördenversagen“ spricht die Grimmaer Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz (Linke) im Zusammenhang mit einem rechtsextremen so genannten „Zeitzeugentreffen“ am 4. Oktober in Hainichen, einem Ortsteil von Kitzscher. Im örtlichen Saal hatten sich dort rund 300 Menschen versammelt, um einen alten Mann zuzuhören, der über seine Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg sprach. Vermietet hatte den Saal der Karnevalsverein für eine Geburtstagsfeier, vom eigentlichen Inhalt der Veranstaltung wusste er nichts. Die Polizei kam erst nach Hainichen, als die von Bürgern über die Versammlung informiert worden war. Das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz hatte zwar schon am 2. September von einer derartigen Veranstaltung am 4. Oktober Kenntnis gehabt, nicht aber vom Ort. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Kerstin Köditz (Linke) aus Grimma hervor.

Köditz: Die Polizei tat nichts
„Zunächst dauerte es demnach fast zwei Wochen, bevor der Verfassungsschutz seine Informationen der Polizei mitteilte. Nach einer weiteren Woche folgte die vage Mitteilung, dass das ,Zeitzeugengespräch’ im ,Großraum Leipzig’ stattfinden solle“, begründet Köditz ihre Einschätzung. Laut Antwort des Innenministeriums seien das Landeskriminalamt und die Polizeidirektion Sachsen am 14. September eingeweiht worden, und erst am 23. September „wurde die Information dahingehend ergänzt, dass die Veranstaltung im Großraum Leipzig stattfinden soll.“ „Danach“, beklagt Köditz, „wurde die Polizei nicht etwa aktiv, sondern sie tat: nichts! Buchstäblich nichts. Zu den Kommunen in diesem Gebiet wurde keinerlei Kontakt aufgenommen, mögliche Vermieter nicht nach Anmietungen zu diesem Datum gefragt“, wettert die Politikerin und setzt noch drauf: „Alles das, was wir aus jedem ,Tatort’ als ordentliche und übliche Polizeiarbeit kennen, ist unterlassen worden.“

Abweichende Zahlen über Teilnehmer
Während die Polizei unmittelbar nach der Veranstaltung in einer Antwort an die LVZ von 200 Teilnehmern gesprochen hatte, nennt das Innenministerium jetzt sogar die Zahl 300. Nicht die einzige Diskrepanz zwischen der Antwort auf die Kleine Anfrage im Parlament und den Informationen der Polizei von Anfang Oktober. Laut Innenministerium habe die Polizei die Veranstaltung nicht aufgelöst. Vielmehr hätten beim Betreten des Saales durch die Polizei viele Teilnehmer das Gebäude verlassen, „wodurch die Veranstaltung endete“, heißt es in der Antwort. In der Darstellung der Polizei klang das am 6. Oktober noch ein wenig anders: „Die Veranstaltung wurde aufgrund des Polizeieinsatzes vorzeitig beendet.“ Bewohner berichteten später, dass Teilnehmer offenbar aus dem Saal flohen und dabei auch durch Fenster auf angrenzende Privatgrundstücke sprangen.

Innenministerium kennt Zahl der Ermittlungsfälle nicht
Die Polizei handelte am 4. Oktober zunächst offenbar nur wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung. Gegen 34 Personen seien Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet worden, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Erst im Nachgang und auf Grund von Zeugenaussagen werde auch wegen Volksverhetzung ermittelt. Gegen wie viele Tatverdächtige, das ist dem Innenministerium offenbar nicht bekannt. „Gegen eine unbekannte Anzahl von Tatverdächtigen“ heißt es in der von Innenminister Roland Wöller unterschriebenen Antwort auf die Frage von Kerstin Köditz. Angesichts dieses Zusammentreffens von Neonazis und des Umgangs der Behörden damit meint die: „Mich bedrückt vor allem, dass eine solche Pflichtvergessenheit leider kein Einzelfall in Sachsen ist."
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https://www.lvz.de/Region/Mitteldeutschland/Linken-Politikerin-wirft-Behoerden-nach-Neonazi-Treffen-in-Hainichen-Versagen-vor
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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #642 am: 27. November 2020, 07:13:31 »
Dann war doch die Polizei der Gefährder bei der absolut friedlichen Zusammenkunft wissenschaftlich interessierter Bürger?

Die Polizisten waren sicher sehr traurig über das vorzeitige Ende. Die sind doch eigentlich nur zum Zuhören gekommen. Und da laufen die einfach weg.
Frei nach Loriot: Ein Leben ohne Hut-Mops ist möglich - aber sinnlos.
 
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dtx

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #643 am: 28. November 2020, 13:53:38 »
Soso, Hainichen ist also "Großraum Leipzig".
Von Leipzig sind es (über A 72 und A4) reichlich 100 km, von Gera 87 km, von Dresden 52 km und von Chemnitz 31 km ...

Im Übrigen:

Zitat
»Fast so, als gäbe es den Staat nicht mehr«

Warum gilt Sachsen als Neonazi-Hochburg? Und weshalb treffen sich Rechtsextremisten oft an den immer selben Orten? Der Politologe Maximilian Kreter über den »Pull-Effekt« – und wirksame Gegenmaßnahmen.

...

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/sachsen-und-der-rechtsextremismus-so-wirkt-der-pull-effekt-a-09915a33-6cf0-4f47-9c48-f8e601cc63b4

« Letzte Änderung: 28. November 2020, 14:11:04 von dtx »
 

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Re: Sächsische Verhältnisse und ungelöste Probleme
« Antwort #644 am: 29. November 2020, 15:24:04 »
Die Sache gegen Hannigs Frau ist hoffentlich nicht verjährt?   :think:


Zitat
PLUS
DRESDEN
29.11.2020 15:00 Uhr

Dresdner Anwalt Hannig freigesprochen

Am Freitag konnte Frank Hannig das Amtsgericht erhobenen Hauptes verlassen. Ein umstrittenes Video habe nicht er bei Facebook gepostet - sondern seine Frau.

Dresden. Auch zwei Tage nach dem Überfall sah der Dresdner Anwalt Frank Hannig reichlich ramponiert aus. An diesem Freitag war der Strafverteidiger jedoch Angeklagter in einem Strafprozess am Amtsgericht Dresden. Der Anwalt und Freie Wähler-Stadtrat war am Mittwoch bei einer Auseinandersetzung mit einem Pick-up-Fahrer verletzt worden. Sein Landrover sei noch bei der Polizei, um zu prüfen, ob die Panne, die Hannigs Tankstellen-Stopp an einem Autohof bei Großweitzschen in Mittelsachsen verursacht hatte, durch eine Manipulation herbeigeführt worden sein könnte. Eine Vorsichtsmaßnahme.

Hannig hatte als Verteidiger des mutmaßlichen Lübcke-Mörders Stephan Ernst immer wieder Morddrohungen erhalten. Im Juli hatte sich sein Mandant im laufenden Prozess am Oberlandesgericht Frankfurt getrennt. Der Anwalt glaubt jedoch nicht, dass der Angriff auf ihn geplant war. Auch wenn der Verdächtige an der Tankstelle Sätze wie „ich weiß, wer du bist“ und „ich mach dich platt“ gesagt habe.
Spoiler
Am Amtsgericht wurde Hannig am Freitag ein Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz vorgeworfen. Es ist bereits der zweite Anlauf, nachdem ein erster Anlauf Anfang November aufgrund Erkrankung Hannigs ausgesetzt worden war. Auf der Facebook-Seite seiner Kanzlei, "Hannig - wir lösen Probleme", wurde im Mai 2019 ein Video gepostet, das zwei Jugendliche beim Abreißen von AfD-Wahlplakaten in Leipzig zeigte.

Damals war Europawahlkampf, und das Video sollte Hannigs Forderung unterstreichen, dass, ginge es nach dem Härteerlass von Sachsens Generalstaatsanwaltschaft, bitteschön nicht nur Ladendiebe und Schwarzfahrer konsequenter geahndet werden sollten, sondern auch die Täter auf dem Video. Die Bilder jedoch, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Dresden, seien ohne Zustimmung der Jugendlichen veröffentlicht worden.

Entlastungszeuge aus der Kanzlei
Hannig hatte schon zum Auftakt des ersten Prozesses ausgesagt, dass er mit der Sache nichts zu tun habe – er aber auch nicht gedacht hätte, dass dies strafbar sein könnte. Er argumentierte, dass die Staatsanwaltschaft nun ihn verfolge, die Jugendlichen aber nicht. Er selbst habe von dem Post erst im Februar erfahren, so Hannig.

Für diesen zweiten Anlauf hatte Richter Ralf Schamber lediglich einen Kanzleimitarbeiter Hannigs als Zeugen geladen, zu dessen Vernehmung es im ersten Anlauf nicht mehr gekommen war. Der Jurist (31) sagte, die Ehefrau des Angeklagten habe den fraglichen Post veröffentlicht. Das habe sie ihm gesagt, als der Vorwurf per Post von der Justiz in der Kanzlei eingegangen sei, berichtete der Zeuge.

In den Anfangsjahren habe er selbst oft Posts auf der Facebook-Seite der Kanzlei veröffentlicht, inzwischen mache das die Ehefrau selbstständig. Er selbst verfolge jedoch die Resonanz der Seite, die Klickzahlen und ähnliches. Was inhaltlich mit dem Post gemeint war, könne er nicht sagen. Der Härteerlass der Generalstaatsanwaltschaft sage ihm nichts.

Mit dieser Aussage war die Beweisaufnahme erledigt. Zumindest für den Angeklagten. Der Staatsanwalt beantragte einen Freispruch und erklärte ausführlich, dass die Jugendlichen auch verfolgt, ihre Verfahren aber nach den Jugendgerichtsgesetz eingestellt worden seien. Mit dem Begriff "Plakathelden" für die Jugendlichen habe sich derjenige, der den Post auf der Kanzlei-Seite veröffentlichte, den Inhalt des Videos zu eigen gemacht, sagte der Staatsanwalt. Das sei durchaus strafbar.

Keine Antwort von Twitter
Die Polizei habe auch versucht, gegen andere zu ermitteln, die das Video ebenfalls veröffentlicht hatten, allerdings auf Twitter. Dieses Unternehmen habe jedoch die Inhaber der fraglichen Konten nicht herausgegeben (besser: Twitter soll wohl gar nicht geantwortet haben), so dass weitere Beschuldigte nicht bekannt gemacht werden konnten. Man hätte die Ermittlungen gegen Hannig abkürzen können, wenn der Beschuldigte im Ermittlungsverfahren mitgeteilt hätte, wer das fragliche Video auf seiner Seite veröffentlich hatte, so der Staatsanwalt.

Verteidigerin Claudia Piasecki fasste sich kurz. Hannig dagegen, man kennt das, nutzte sein "letztes Wort" als Angeklagter, um seine Sicht nochmal klarzustellen. Er nannte das Verfahren gegen ihn "traurig und enttäuschend". Staatsanwaltschaft und Verteidiger seien in einem Rechtsstaat zwei Seiten derselben Medaille, so der Anwalt. Hannig: "Wir versuchen, Politik im Sinne des Rechtstaats zu machen." Das sind Sätze, die Hannig gerne und oft sagt, auch in seinen eigenen Video-Beiträgen. Allerdings, in diesem Verfahren war er nicht Verteidiger, sondern Angeklagter.

Richter Ralf Schamber sprach den Anwalt wie erwartet frei und sagte, die Tat sei ihm nicht nachzuweisen. Der 31-jährige Zeuge habe detailliert geschildert, wie die Ehefrau des Angeklagten auf ihn zugegangen sei und ihre Verantwortung dafür übernommen habe. Hannig sei nicht nachzuweisen, die Veröffentlichung selbst getätigt zu haben. Ob nun auch gegen Hannigs Frau ermittelt wird, sei Sache der Staatsanwaltschaft. Nach einer Dreiviertelstunde war der zweite Anlauf vorbei.

Neues Überfallvideo mit tausenden Aufrufen
Die Sache mit dem Überfall ist noch lange nicht vorbei. Frank Hannig wäre nicht Frank Hannig, wenn er nicht auch diesen ungewollten Perspektiv-Wechsel zu nutzen wüsste. Unmittelbar nach der Auseinandersetzung mit dem Pick-up-Fahrer, saß der Dresdner Anwalt in der Tankstelle und filmte seine ersten Eindrücke - atemlos, bis unter die Haarwurzel voll mit Adrenalin und mit blutverschmiertem Gesicht.

Am Sonntagvormittag hatte das fünfminütige Video, im dem auch der Ausschnitt zu sehen ist, wie der Angreifer "du ♥♥♥" ruft und unvermittelt auf Hannig losstürmt, fast 100.000 Aufrufe. Immerhin hatte der Anwalt den 51-Jährigen in dem Video unkenntlich gemacht. Andernfalls hätte er wohl den mutmaßlichen Täter um seine Zustimmung zur Veröffentlichung des Videos bitten müssen.
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Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)