Für die Ausbreitung der Masern gibt es auf FB lachende Smileys.
Spoiler
Weitere Fälle in Straßburg
Dort waren im vergangenen Spätherbst mehr als 30 Maserninfektionen registriert worden, nach Informationen des Gesundheitsamts ist die Krankheit auf der anderen Rheinseite noch immer nicht eingedämmt.
Mehr zum Thema: So will Karlsruhe den Impfschutz kontrollieren
Details konnte das zuständige Landesgesundheitsamt in Stuttgart am Mittwoch aber nicht nennen – man habe, so die Auskunft der Pressestelle, alle Hände voll zu tun mit dem Coronavirus.
Erstmals auch Offenburg betroffen
Laut Bressau gibt es im Ortenaukreis inzwischen sechs bestätigte Fälle in Kehl, einen in Offenburg, drei in Oberkirch und einen Verdachtsfall in Berghaupten – das Virus hat sich also praktisch über den gesamten Kreis ausgebreitet. Unklar ist, wie viele Menschen sich inzwischen angesteckt haben ohne von der Infektion zu wissen – zwischen Übertragung und Ausbruch der Krankheit können bis zu drei Wochen liegen, und Patienten sind bis zu fünf Tage vor den ersten Symptomen bereits infektiös.
Sehr hohe Ansteckungsgefahr
Fatal ist dies in Verbindung mit der hohen Ansteckungsgefahr – „weit höher als beim Coronavirus oder der Influenza, und die Leute wissen ja nicht, dass sie sich angesteckt haben“, sagt Bressau. Das macht das Masernvirus so tückisch. Deshalb warnt das Offenburger Gesundheitsamt seit den ersten Fällen intensiv und fordert die Menschen auf, ihren Impfstatus zu überprüfen.
Impfstoffe werden knapp
Allerdings dürfte es zunehmend schwierig werden, sich in den kommenden Tagen und Wochen noch immunisieren zu lassen – die Vakzine würden langsam knapp in Deutschland, da ja von März an eine Impflicht gilt und die Nachfrage unabhängig von den Infektionen im Ortenaukreis entsprechend angestiegen sei.
Gesundheitsamt greift durch
„Masern sind keine harmlose Erkrankung“, unterstreicht das Gesundheitsamt nochmals, auch einige der Patienten in der Ortenau hatten erhebliche Komplikationen entwickelt, die teilweise einen stationären Krankenhausaufenthalt notwendig machen. Die Fälle in den beiden Oberkircher Schulen zeigen: Das Gesundheitsamt greift durch, um eine Weitergabe des Erregers in so genannten Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten zu unterbinden.
Elternbrief aufgesetzt
Noch am Abend nach Bekanntwerden der Fälle habe man einen Elternbrief aufgesetzt und am Folgetag die Impfbücher der Kinder untersucht. Wer nicht immun ist, muss in den kommenden Tagen zuhause bleiben.
Diese Regelung gilt derzeit für eine Schulklasse des Oberkircher Gymnasiums sowie für eine gesamte Grundschule in Zusenhofen.
Schüler verpassen Unterricht
Wie man mit dem Unterrichtsausfall umgehen wird und welche Vorsorgemaßnahmen man für die übrigen Schulen treffen wird, diese Frage an das Staatliche Schulamt in Offenburg blieb am Mittwoch unbeantwortet – Amtsleiterin Gabriele Weinrich wird erst an diesem Donnerstag wieder im Hause sein.
Übertragung durch Tröpcheninfektion
Die Masernerreger übertragen sich auch über die Luft, zum Beispiel durch so genannte Tröpfcheninfektionen, die Krankheit ist hoch infektiös: „Wer nicht bereits immun ist und Kontakt mit einem Überträger hatte, der wird sich ziemlich sicher anstecken“, sagt Evelyn Bressau, die nochmals die Bevölkerung aufruft, ihren Impfstatus zu überprüfen. Teilweise werde das Problem noch nicht hinreichend ernst genommen: „Wegen der Masern sind die Menschen noch recht entspannt, wegen des Coronavirus flippen alle aus“.
Masernwelle zuletzt 2011
Dies spiegle nicht die aktuelle Lage wider. Eine massive Masernwelle hatte es zuletzt vor neun Jahren in der Ortenau gegeben – damals waren rund 100 Menschen erkrankt. Die erste Verbreitung des Erregers erfolgte in diesem Jahr in den Notaufnahmen des Ortenau Klinikums: „Das Problem war, dass die ersten Infizierten so rege in den Notaufnahmen unterwegs waren“. Dort habe man nicht sofort erkennen können, dass man es mit den Masern zu tun hat, vielfach seien recht untypische Erkrankungsbilder aufgetreten, die nicht unbedingt Rückschlüsse auf diese spezielle Krankheit zugelassen hätten.
Ärzte sind vorgewarnt
Man habe jetzt alle Ärzte im Kreis informiert, dass sie auch bei eher untypischen Erkrankungen an die Masern denken und entsprechende Maßnahme treffen sollten, sagt Bressau. Wer Kontakt mit Infizierten hatte, solle dringend seinen Impfstatus überprüfen lassen. Das Gesundheitsamt habe seine Möglichkeiten jetzt ausgereizt – „wir können jetzt nur noch appellieren“.
Wie gehen die Städte und Gemeinden mit der zunehmenden Gefahr von Maserninfektionen um, die ja auch die Kindergärten betreffen könnten? Es seien bislang keine Fälle bekannt, teilt wenig überraschend die Stadt Achern mit. Daher werde man „über die üblichen Hygienemaßnahmen hinaus“ keine weitere Vorsorge ergriffen, zumal die Impfpflicht noch nicht in Kraft sei, heißt es in der knappen schriftlichen Stellungnahme der Stadt.
Neun Schüler an der Grundschule Zusenhofen seien vom Unterricht befreit, vier am Gymnasium, sagt Ulrich Reich, Pressesprecher der Stadt Oberkirch. Bei der Grundschule war besondere Umsicht geboten, hatten doch alle Kinder ausgerechnet an dem Tag, als das mit Masern infizierte Kind besonders ansteckend war, gemeinsam an einem „gesunden Frühstück“ teilgenommen. Die Eltern der Kindergartenkinder, so Reich weiter, habe man bereits im Dezember 2019 auf die neue Impfpflicht hingewiesen und darum gebeten, dieser umgehend nachzukomen.
Die Masern sind übrigens nicht die einzige Infektionskrankheit, die derzeit die Runde macht: Auch die Influenza, also die Virusgrippe, hat sich in der Ortenau inzwischen etabliert. Seit Jahresbeginn wurden im Landratsamt 264 Fälle aktenkundig, fast 100 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch diese Erkrankung kann bekanntlich sehr schwere Verläufe nehmen.