Der ganze Verlauf der Diskussion hier schockiert mich irgendwie dann doch und ein paar Dinge kann ich auch nicht so stehen lassen.
Was war hier passiert? Eigentlich hatte ich mich ja nur eingeschaltet, weil mir die platte Art und Weise aufstieß, mit der auf Seite 1-4 über das Thema diskutiert wird und eingeworfen, dass schon die Ausgangsfrage an sich falsch ist: wer heilt eigentlich wirklich und geht es bei Gesundheit ums Recht haben an sich oder um was?
Das war lediglich ein grundsätzlicher Hinweis, und dazu stehe ich immer noch und mir ging es darum, darauf hinzuweisen, dass jemand, der sich auf solche platten Sprüche einlässt auf genau das Glatteis begibt, auf das gern unsere Scharlatane ihre Kunden aber auch eben ihre Gegner führen. Aber statt mal genau hier weiterzudenken, ging gleich und nahezu reflexartig eine Welle los, so als sei ich eine persönliche Verfechterin der Homöopathie, bin ich aber nicht, das sind Unterstellungen. Aber statt mal auf meine Kritik an der Kritik einzugehen ging es fortan um die Krankengeschichten von Onkel Alfred und Tante Erna. Das war aber nicht Kern meiner Aussage und ich habe was gegen Pauschalisierungen in alle Richtungen also kam der nächste Einwand: auch bei der Schulmedizin bestätigen Ausnahmen sie die Regel und man kann den Unsinn der Homoöpathie eben nicht damit wiederlegen kann, indem man nur die Schulmedizin blind in Bausch und Bogen glorifiziert. Da kam doch auch noch das so hochgeschätzte
@Sandmännchen um die Ecke und verkündet im allerschönstem Walther- Ulbricht- Tenor ein
"Keiner hat die Absicht die Schulmedizin in Bausch und Bogen zu glorifizieren" zwei Sätze weiter, die Schlumedizin sei wörtlich:
"der Weiheit letzter Schluss". Süß. Was war nochmal die Ausgangsfrage?
Ich hatte übrigens nicht die Absicht, mit Euch überhaupt über das pro und contra der Homöopatie zu diskutieren, das Thema selbst geht mir nämlich am A*** vorbei, aber es ging mir um eine Kritik an der Kritik. Aber wenn man schon mit innerforistischen Kritikern umgeht, wie bei einem Sonderparteitag der AfD, erreicht man diejenigen, die an Globuli glauben, erst recht nicht. Und den Beruf meines Mannes deutete ich nicht an, um das als "Qualifizierung" darzustellen
, sondern weil ich eben deswegen noch eine etwas andere Perspektive habe und weiß, dass auch Ärzte das mit den Globulis anders handhaben und warum. Ja, es gibt nämlich gewisse Fälle, wo sogar rational denkende Mediziner die "Behandlung" mit Globuli befürworten, nicht weil die dumm oder unqualifiziert oder falschgläubig sind, sondern weil sie damit im Einzelfall ausdrücklich im Sinne der Patienten und sogar ausdrücklich im Sinne der Allgemeinheit zu handeln glauben. Aber das sind nur die berühmten Ausnahmen von der Regel, die aber die Regel (Globuli hat keine Wirkung) letztlich nur bestätigen, nur da muss man schon mal ein bisschen tiefer ins Verständnis einsteigen. Ich versuchs nochmal:
1. Ein erster Fall ist zum Beispiel, wo schulmedizinisch kritisch bis ablehnende und/oder tief globuligläubige Patienten eine Chemotherapie oder dergleichen brauchen, die aber tendenziell ablehnen. Da ist es alles andere als angesagt, diese schwerkranken Patienten in dieser aktuen Situation auch noch persönlich zu beschimpfen, herunterzumachen oder zu bleidigen und ihnen Auszüge aus einem zweifelhaften "Darwin- Award" vorzulesen, dazu noch in dem Ton wie hier. Man läuft dann als Arzt allenfalls Gefahr, dass der Patient wegrennt und die notwendige Behandlung unterlässt und/oder abbricht. Ist das das Ziel? Und da der Glaube ja bekanntlich Berge versetzen können soll, notfalls auch der Glaube an irgendwelchen Blödsinn, gibt es verständige und kluge Ärzte, die zwar nicht selbst an den Unsinn glauben, es aber trotzdem gut mit ihren Patienten meinen und die die Globuli zumindest als "Ergänzung" tolerieren, jedoch unter einer Vorraussetzung, nämlich der, dass der Patient die notwendige Behandlung fortsetzt. Das ist dann so eine Art Deal und funktioniert bisweilen ganz gut. Und es gibt Krankenkassen, die machen bei dieser Art "liebevoller" Patientenverarsche auch noch mit und bei den ohnehin erheblichen Behandlungskosten einer Krebstherapie fällt der Unsinn dann auch kaum ins Gewicht.
Ist das jetzt falsch, irrational, unmenschlich oder eine Schädigung der Allgemeinheit? Was wäre dann die Alternative in der Situation?
2. Der zweite Fall ist der, wo nur noch die Behandlung mit Globuli "helfen kann" und das ist der schon oben mal angedeutete Fall derjenigen Patienten, die vollständig "ausdiagnostiziert" und "austherapiert" sind. Damit meine ich jetzt nicht diejenigen, wo die Ärzte wirklich (noch) rätseln und sich alle Mühe geben und leider irgendwie mit ihrem Latein am Ende sind, sondern gerade diejenigen, wo es auch schon längst eine Diagnose gibt, sogar eine aus dem ICD-10-WHO.
Das sind nämlich die F45- iger, vorzugweise die F45.2, ganz schlimm, großes Leid...
Bei einem ausgeprägten F45-2er kommt noch hinzu, dass diese Patienten das auch noch beharrlich verleugnen, selbst noch dann, wenn Ihnen auf Ihr redundantes
"Mir kann keiner helfen!!!!! " schon mal jemand mit einem deutlichen:
"Vielleicht ist Ihnen nicht zu helfen?" geantwortet hat oder wenn bei so einem dauerhaft "Todgeweihten"
der Arzt bei der Begrüßung nur noch böse grummelt:
"Ach, Sie schon wieder, ich dachte, Sie wären längst tot...!" Diese Patienten sind mit Globuli bestens "bedient", wie gesagt, hilft nicht aber schadet auch nicht, aber wenigstens verstopfen sie fortan nicht mehr so sehr die Wartezimmer, halten die Ärzte nicht mehr so oft von der Arbeit ab und stehlen ihnen die Zeit, die sie eigentlich für die richtig Kranken brauchen. Diese Sorte Patienten bekommen dann gern mal den netten "Tip" zu einem "guten Globuli- Heilpraktiker", aber meist von einem, den die Ärzte auch "gut" finden, weil, die ihnen die Patienten nur noch dann wieder vorbei schicken, wenn wirklich mal was ist, aber letzeres dann wenigstens sicher.
Ist das jetzt falsch, irrational, unmenschlich, oder eine Schädigung der Allgemeinheit? Was wäre dann die Alternative in der Situation, wie stehts mit den Kosten?
Vielleicht habe ich ja jetzt die geheime Globuli- Verschwörung einiger Ärzte gegen einige Patienten geleakt, mal sehen, ob ich das jetzt überlebe.
Aber spätestens wenn mir selbst ein Arzt Globuli verschreiben würde, würde ich mir als Patient echt mal Gedanken machen. Wie gesagt, es sind eben die (mir bekannten) besagten Ausnahmen von der Regel, und die F45-ger sind zwar nur eine kleine Gruppe an Patienten, meistens anderweitig tragische Fälle, aber die machen, ähnlich wie bei den Reichis, leider auch den Ärzten oft unverhältnismäßig viel, viel Arbeit und Ärger und kosten auch die Allgemeinheit viel Geld.
Aber in letzter Zeit gibt es leider innerhalb dieser letztgenannten Gruppe Patienten auch noch einen kleinen (!) Teil, da gesellt sich diese krankhafte Hypochondrie sogar mit Agression und Bösartigkeit. Und da wird es oft auch schnell richtig "krass". Und Ihr werdet es nicht glauben, dass sind dann genau solche Leute, denen wünschen sogar die geduldigsten, nachsichtigsten und menschenfreundlichsten Ärzte nicht mehr nur alle Globuli der Welt an den Hals, sondern manchmal auch, dass diese Patienten doch bitte, bitte endlich und möglichst bis zum Ende ihres Lebens ganz in Fitzeks "Gesundheitshaus" verschwinden mögen.