Das Thema wurde merkwürdigerweise auch in meiner traditionellen Osterbrunchrunde diskutiert. Was mir da auffiel:
Homöopathie ist, da war am Tisch unter der Pro-Homöopathie-Gruppe völlige Einigkeit, nur bei Krankheiten empfohlen, bei denen sich der Körper normalerweise ohnehin selbst zu helfen weiß. Wer bei Krebs, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu Kügelchen statt richtiger Medizin rät, wird für einen Deppen gehalten. Vor dem Hintergrund wird die Aussage "wer heilt, hat Recht", offensichtlich fragwürdig. Zusätzliche Therapie wird differenzierter gesehen, allerdings verträgt sich das nicht mit dem, was Hahnemann als Homöopathie konzipiert hat.
So seltsam ist das gar nicht.
Derartige Diskussionen werden auffällig häufig in völliger Abwesenheit jedweder Kenntnisse von Pathogenese, Pathophysiologie und Ätiologie diverser Krankheiten geführt. No Brain, no Pain.
Krankheitsverläufe, die diversen Zustände der Stadien, fulminante Verläufe auch einfacher Infektionen, in welcher Situation und in welchem Zustand der Körpers noch die Fähigkeit besitzt, alleine oder mit Untersützung zu heilen, was über einen Schnupfen und Grippe hinaus geht... alles nicht so wichtig.
Die gleiche Erkrankung kann bei mehreren Menschen völlig unterschiedliche Auswirkungen haben. Eine simple Grippe, die wir einfach so aushalten, kann für ganz junge oder ganz alte Menschen tödlich velaufen. Immungeschwächte Menschen dto.
Dies zu erwähnen und ins Spiel zu bringen erzeugt verblüffende Reaktionen und offenbart hochpotente Unkenntniss jedes in Frage kommenden Details.
Extrem verdünnte Kompetenz, mind. C30 (1:1000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000), also noch mal kurz schütteln, evtl. wird es noch mehr.
Richitg nervös machen kann man die Flatpipes mit so etwas: Ein homöopathisches Zuckerkügelchen, also ein Globuli der Verdünnung C100 bedeutet, dass die Wirksubstanz in einem Verdünnungsverhältnis 1 zu 100 hoch 100 vorliegt.
Wenn die Astronomen richtig schätzen, besteht das Universum "nur" aus 10 hoch 80 Atomen (oder weniger!). Angenommen, die gesamte Materie des Universums läge in Form solcher Globulis vor, dann müsste man 10 hoch 120 Universen "schlucken", damit wir mit etwas Glück auch ein Wirkstoffmolekül erwischen würden.
Und dann gibt neben der D und C Potenzarten noch die sogenannten LM und Q Potenzen; hier geht man bereits von einer 1:50,000Verdünnung aus und erreicht die völlige Befreiung des Medikaments vom Wirkstoff schon nach der sechsten Potenzierung.
Schaut man mal genauer hin, was sich hinter manchen homöopathischen "Wirksubstanzen" verbirgt, dann fühlt man sich ins Reich von Harry Potter versetzt.
Beispielsweise beinhaltet Excrementum canium C12 richtig erraten Hunde♥♥♥.
Nur gut, dass Dank der enormen Verdüngung, äh Verdünnung praktisch kein Molekül davon übrigbleibt. (Es wird ja nur die Information der ♥♥♥ übertragen...)
Und es muss immer etwas schwingen..unbedingt!!
Dafür heilen die Mittel auch immer gleich 50-60 % aller bekannten Krankheiten. Ein Wunder, nicht kleckern, immer klotzen.
Und um Ausreden, warum das denn nicht wirkt, sind sie auch nie verlegen. Es ist für viele schwer einzusehen, dass jede persönliche Beobachtung über die
medizinische Wirksamkeit eines Medikaments unzulänglich sind.
Und der Vergelich zum Impfen ist auch wieder Dumpfbacke. In Impfseren ist ein wenig an krankmachenden Erregern drinnen, in homöopathischen Medikamenten hingegen nichts. Eine homöopathische Verdünnung eines Impfserums wäre auch damit wirkungslos. Bei der Impfung will man das Immunsystem trainieren, bei der Homöopathie hingegen die menschliche Einbildungskraft...
Am Ende solcher Diskurse habe ich dann meistens die Fraktion der Berufs-Beleidigten, mit BlaBla-Abschluß und mittelgesundem Allgemeinzustand in Reizstimmung versetzt.
Aber dazu gibt es bestimmt was. Globuli im Ohr, um das nicht mehr hören zu müßen.