Inzwischen wurden Videos des Vorfalls in Atlanta veröffentlicht.
Auf einem Video einer Bodycam ist zu sehen, wie Brooks nach längerer Diskussion relativ ruhig gefragt wird, ob er mit einem Alkoholtest einverstanden ist (das Antreffen und Aussteigen ist nicht auf dem Video). Brooks gesteht ein, dass er getrunken hat, der Officer deutet an, dass er den Alkohol riechen kann; Brooks wirkt "fahrig". Nach einer kurzen Diskussion stimmt er zu, das Gerät wird geholt, der "filmende" Officer spricht Brooks an und erklärt, dass man sich ja auch Sorgen um ihn gemacht hat. Der Test wird durchgeführt, der Wert notiert. Der Officer fragt ihn wiederholt, wieviel er getrunken hat und fasst die Antwort zusammen. Er tritt auf ihn zu, fasst ihn uvermittelt am Handgelenk; der "filmende" Officer ergreift den anderen Arm. Es sind metallische Geräusche zu hören (Handfessel), Brooks versucht sich zu befreien. Die Bilder verwackeln, es ist mehrfach der Ruf zu hören: "He's got the Taser!" Der zweite Officer ist aus der Froschperspektive zu sehen, zieht seinen Taser und feuert ihn auf Brooks ab, Schmerzlaute sind zu hören (Mutmaßung: Die Nadeln haben sich in der Kleidung verfangen, die Stromstöße sind "nur" oberflächlich). Die Kamera bleibt am Boden liegen, der "filmende" Officer rennt durch das Bild, es sind kurz darauf drei Schüsse zu hören.
Zunächst ist zu sehen, wie ein Officer den Taser in der Hand hält, während die beiden versuchen Brooks am Boden sitzend zu fixieren, während dieser Widerstand leistet. Brooks kann den Taser ergreifen, im darauf folgenden Handgemenge sichern und die Flucht antreten. Der zweite Officer zieht seinen Taser und feuert ihn ab. Es ist zu sehen, dass die Drähte nach vorne durchhängen, obwohl beide am rennen sind, die Drähte sind also immer noch in irgendeiner Form mit Brooks verbunden.
In der Perspektive der Überwachungskamera ist immer noch zu sehen, wie der Officer weiterhin den Taser auf Brooks hält. Beide rennen, Brooks dreht den Oberkörper, schwingt den Arm nach unten durch, um den Taser auf den Officer zu richten. Er schwingt die Waffe zu weit nach oben (schätzungsweise 20° über der Parallelebene) und feuert ab. Der Officer lasst den Taser fallen ergreift die Schusswaffe und richtet sie auf Brooks. Der Offiver rennt gegen ein geparkes Auto, Brooks läuft noch 2 Schritte und bricht zusammen.
Handy und Überwachungskamera
In Anbetracht, dass die Drähte noch mit Brooks verbunden waren muss man festhalten, dass sich der Schütze im Einwirkungsbereich des erlangten Tasers befunden hat.
Offenkundigen Rassismus kann ich in den veröffentlichten Videos nicht entnehmen. Die einschreitenden Officer sind recht höflich und zeigen zunächst kein provozierendes Verhalten. Die Eskalationsspirale beginnt mit der Entscheidung zur Freiheitsentziehung. Brooks wird nicht bekanntgegeben, wie der Test ausgefallen ist. Nach einer fridlichen Diskussion wird Brooks unvermittelt (leicht) körperlich angegangen.
Die Frage ist nun, wie die Standardabläufe das Vorgehen hier regeln und ob eine vorherige Ankündigung der Freiheitsentziehung die Widerstandshandlung hätte vermeiden können. Was dem Officer nun vorgehalten wird, ist, dass zum Zeitpunkt der Schussabgabe die Gefahr vorüber war. Der Einschüssige Taser war abgefeuert und ein weiteres Distanzmittel stand Brooks nicht zur Verfügung. Eine weiterer Diskussionspunkt ist jetzt natürlich wie schnell der Officer hätte erkennen müssen, dass die Gefahr nicht mehr besteht.
Im wesentlichen empfinde ich das hier eher als eine Folge der unzureichenden Ausbildung (gepaart mit alkoholvernebelten Verstand), als einen rassistisch motivierten Vorfall.