Autor Thema: Brrrrrr-exit  (Gelesen 164457 mal)

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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2010 am: 20. Oktober 2019, 10:12:26 »
Das war auch mein Gedanke. Als nächstes behauptet Boris, dass das nur ein Entwurf war.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2011 am: 20. Oktober 2019, 10:21:35 »
Das war auch mein Gedanke. Als nächstes behauptet Boris, dass das nur ein Entwurf war.

Der eine Brief stammt von der Person des Premierministers, der andere vom Menschen Boris Johnson. Oder dessen Treuhänder. Oder so ähnlich.

Wenn man versuchen würde, das als Filmdrehbuch zu verkaufen, würde man überall rausgeschmissen werden. "So ein Quatsch ... total realitätsfremd ... vielleicht in Südamerika, aber nicht hier in Europa ..."
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2012 am: 20. Oktober 2019, 12:20:49 »
Das nicht, aber viele der Reaktionen vom Kontinent sind völlig daneben. Wie kann man als mindestens durchschnittlich intelligenter Mensch - Politiker, Journalist - vom Unterhaus eine Abstimmung über Gesetze und Verträge erwarten, die noch gar nicht ausgearbeitet bzw. den Abgeordneten nicht zur Verfügung gestellt wurden?

Allerdings, das ist gegen jede Logik. Erst soll das Unterhaus das Ratifizierungsgesetz verabschieden und danach das Abkommen billigen, um das es dabei geht?

Andersherum sollte hier ein Schuh draus werden. Befürchtet wurde, daß Bobbele das Parlament (und die am britischen Recht weniger interessierten in der EU und das sind erschreckend viele) mit der Billigung des Vertrages ruhigstellt, aber das Ausführungsgesetz, welches den Vertrag ins britische Recht einführt und somit wirksam werden läßt, dem Parlament entweder gar nicht erst zur Abstimmung vorlegt oder irgendwie dafür sorgt, daß es durchfällt und so dann letztlich doch noch zu seinem heiß geliebten No-Deal kommt.

Normalerweise (ich setze jetzt mal unsere Verhältnisse als normal voraus) findet sowieso keine Abstimmung über den Vertrag selbst statt, ...

Doch, die stand für gestern auf der Tagesordnung. Wenn das Unterhaus den Vertrag gebilligt hätte, wäre Bobbele der Verpflichtungen aus dem Benn Act ledig gewesen, weil der dummerweise nur auf die Billigung des Vertrages und nicht auch auf die Verabschiedung der Ausführungsgesetze abstellte. Mit dem Letwin-Amendment hat das Parlament nun dafür gesorgt, daß dieses "Loophole" nicht zur Katastrophe führen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=jnhWjpeBsss

... sondern nur über das Transformations- und das Ratifizierungsgesetz. Aber das Unterhaus hat sich ja vorbehalten, dass es in diesem Fall auch dem Vertrag selbst zustimmen muss.

Das Unterhaus hat sich erst einmal vorbehalten, nicht auf plumpe Art übertölpelt zu werden. Für einen unvoreingenommenen Entscheider wäre es zudem nicht sinnfrei, sich Vertrag und Ausführungsgesetz zusammen anzuschauen und sich dann zu überlegen, wie man mit diesem Paket umgeht. Denkbar wäre ja auch, den ursprünglichen Deal von Frau May zu nehmen und dort nur die "Backstop"-Lösung durch die neuere zu ersetzen. Es ist ja unsinnig, von einer "Versicherung" zu sprechen, wenn der "Versicherungsfall" schon eingetreten ist.

Johnsons Spielchen mit dem nicht unterschriebenen Brief, in dem er um Aufschub bittet, könnte aus der Küche unserer werten Kundschaft stammen.

Bobbele wird davon ausgehen, daß sich eventuelle Konsequenzen in einer Geldstrafe erschöpfen, die er aus der Portokasse zahlen oder auf seine Follower abwälzen kann. Schließlich mußte er für die dreisten Lügen im Wahlkampf noch nicht einmal vor Gericht antreten, obwohl er da noch kein PM war.

Als nächstes behauptet Boris, dass das nur ein Entwurf war.

Durchaus möglich. Den Benn Act scheint sich in Brüssel keiner angesehen zu haben, sonst hätten die wegen der Verschiebung kein Faß aufgemacht.

Dabei ist die Kuh selbst mit dem Abkommen noch nicht vom Eis:
Erstens: Das böse Drittland UK soll in Zukunft den Binnenmarkt der EU vor der eigenen Exportwirtschaft schützen, indem es deren Waren mit Zöllen und Steuern verteuert ...
Zweitens: Weshalb sollte sich Bobbele während der Transition Period ersnsthaft um einen Freihandelsvertrag bemühen, statt Einhörner zu verlangen, um so doch noch an seinen "No-Deal" zu kommen?
Drittens: Stormont (das nordirische Parlament) darf in vier Jahren über der Nordirland-Lösung den Daumen heben oder senken. Falls Johnson Neuwahlen kriegt, gewinnt und Stormont dann wieder mal suspendiert ist, fällt dieses Recht Bobbeles Regierung zu. Damit sollte dann der No-Deal perfekt sein.

New IRA says border infrastructure would be ‘legitimate target for attack'

 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2013 am: 20. Oktober 2019, 16:01:11 »
Brexit bis 3:53:

« Letzte Änderung: 20. Oktober 2019, 16:05:58 von dtx »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2014 am: 20. Oktober 2019, 16:53:17 »
Die EU, ein Widerporst:  ???


Zitat
Im Brexit-Streit halten die 27 verbleibenden EU-Staaten den Druck auf das britische Parlament aufrecht. Sie wollen erst über die von der britischen Regierung beantragte Verlängerung der Austrittsfrist entscheiden, wenn sich in dieser Woche keine Mehrheit im Unterhaus für das Austrittsabkommen finden sollte, hieß es am Sonntag aus Diplomatenkreisen. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte in der Nacht zuvor gemäß Gesetz eine Verschiebung des EU-Austritts von Ende Oktober auf Ende Januar beantragt.

Johnson lehnt einen solchen Aufschub allerdings weiter ab.
https://www.sueddeutsche.de/politik/brexit-aufschub-johnson-eu-bruessel-1.4647925
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2015 am: 20. Oktober 2019, 17:04:37 »
Die EU gibt den Briten die, zugegeben sehr theoretische, Möglichkeit, sich doch noch zu einigen.

Allerdings kann meines Erachtens kein Zweifel bestehen, das man am Ende einem Aufschub erneut zustimmt. Die Alternative derzeit ist wieder ein No-Deal, und das bedeutet Grenze in Irland und damit ein erneutes Aufflammen des Bürgerkrieges. Und das ist nicht im Interesse der Iren, die ja Mitglied im Club sind.
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2016 am: 20. Oktober 2019, 20:43:02 »
Wobei ich es eine Frechheit finde, dass es die britische Presse fast unisono aber falsch so darstellt, als ob das House of Commons sich geweigert hätte über Boris' Deal abzustimmen.

Es war Boris selbst, der die Abstimmung über seinen Deal zurückgezogen hat. Sie war angesetzt und wäre durchgeführt worden wenn er das nicht abgeblasen hätte. Er hat schlicht nur dreist behauptet, dass die Abstimmung nach der Annahme des Letwin-Amendments "meaningless" wäre.

Wie hohl seine Behauptung war, kann man allein daran ersehen, dass die von ihm verschobene Abstimmung jetzt am Montag oder Dienstag erfolgen soll und nun ohne jede sonstige Änderung als extrem "meaningful" bezeichnet und angesehen wird. Geht es eigentlich noch plumper?

Aber die UK-Presse brabbelt ihm nach dem Mund und viele kontinentale Blättern plappern den Blödsinn aus der Fleetstreet einfach nach. Goldene Zeiten für Populisten!
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2017 am: 20. Oktober 2019, 20:53:19 »
Wobei ich es eine Frechheit finde, dass es die britische Presse fast unisono aber falsch so darstellt, als ob das House of Commons sich geweigert hätte, über Boris' Deal abzustimmen.

Es war Boris selbst, der die Abstimmung über seinen Deal zurückgezogen hat. Sie war angesetzt und wäre durchgeführt worden, wenn er das nicht abgeblasen hätte.

Ja, sicher. Die britische Regenbogenpresse hat mit Sicherheit nur nicht geschrieben, weshalb das Parlament gestern nicht abstimmen wollte. Doch auch Halbwahrheiten sind Lügen.

Aber die UK-Presse brabbelt ihm nach dem Mund und viele kontinentale Blättern plappern den Blödsinn aus der Fleetstreet einfach nach. Goldene Zeiten für Populisten!

Das ist die eigentliche Katastrophe, wenn sich auch unsere Presse zu Cummings' Sprachrohr macht.

Die EU gibt den Briten die, zugegeben sehr theoretische, Möglichkeit, sich doch noch zu einigen.

Für gänzlich theoretisch halte ich die Möglichkeit nicht, die Frage ist nur, worauf.

https://www.welt.de/politik/ausland/live202147622/Ticker-zu-Brexit-Regierung-bereitet-sich-auf-Yellowhammer-vor.html

Spoiler
Gove sagte, dass durch das Vertagen der Entscheidung über den Brexit-Vertrag am Samstag im Parlament das Risiko für einen ungeregelten Austritt gestiegen sei. Noch an diesem Sonntag sei daher ein Treffen von Teilen des Kabinetts geplant, um sich auf den Notfall mit Hilfe der „Operation Yellowhammer“ intensiver vorzubereiten.
[close]

Wenn die Regierung jetzt das Zustandekommen des Deals um jeden Preis verhindern wollte, wäre das Ergebnis der Einigung womöglich, Bobbele doch noch aus dem Amt zu jagen.

Allerdings kann meines Erachtens kein Zweifel bestehen, das man am Ende einem Aufschub erneut zustimmt. Die Alternative derzeit ist wieder ein No-Deal, und das bedeutet Grenze in Irland und damit ein erneutes Aufflammen des Bürgerkrieges. Und das ist nicht im Interesse der Iren, die ja Mitglied im Club sind.

Die EU hat zugesagt, ihrerseits das Abkommen rechtzeitig zu ratifizieren. Die Briten werden die Gesetzgebung aber möglicherweise nicht so rechtzeitig durchbekommen, daß das mit der Sitzung in der kommenden Woche klappt. Folglich darf die EU die Verlängerung nicht mit der Folge verweigern, daß das Abkommen nicht von ihrem Parlament ratifiziert werden kann.

« Letzte Änderung: 20. Oktober 2019, 21:29:14 von dtx »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2018 am: 21. Oktober 2019, 14:38:13 »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2019 am: 21. Oktober 2019, 16:51:42 »
Live-Bericht aus dem Unterhaus von heute:

 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2020 am: 21. Oktober 2019, 17:24:57 »
Das war ja dann eher nix:


Zitat
John Bercow lässt Abstimmung über Brexit-Einigung nicht zu

Der britische Parlamentspräsident verweigert der Regierung eine erneute Abstimmung über ihren Brexit-Deal. Dies entspreche nicht den Regeln der Verfassung, sagte Bercow.


Bercow berief sich dabei auf eine Regelung aus dem Jahr 1604, wonach die Regierung dem Parlament nicht immer wieder den gleichen Entwurf zur Abstimmung vorlegen kann. "Der heutige Antrag ist im Grunde derselbe wie am Samstag", begründete der Parlamentspräsident seine Entscheidung. Eine neue Abstimmung zu erlauben, wäre "eine Wiederholung und ungeordnet". Bercow schlussfolgerte: "Deshalb habe ich entschieden, dass dieser Antrag heute nicht debattiert wird."
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/john-bercow-laesst-abstimmung-ueber-brexit-einigung-nicht-zu
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2021 am: 21. Oktober 2019, 17:30:30 »
Ich halte die kontinentaleuropäische Interpretation der Ereignisse bestenfalls für ein schlechtes Mißverständnis. Lassen wir uns mal von Phil erklären, warum:

Zitat
After the success of the vote for the Letwin amendment to Boris Johnson's Brexit deal today, the government have announced that they want to reverse it on Monday. They may not be able to.



Anstatt wie behauptet, den Vertrag zur Abstimmung zu stellen, wollte die Regierung über das am Samstag beschlossene Letwin-Amendment nach mehreren Enthaltungen in der Hoffnung noch einmal abstimmen lassen, daß es diesmal durchfallen werde.
Diese Abstimmung hat Bercow nicht zugelassen. In der Sitzung hat er seine Entscheidung ausführlich begründet; das kannst Du Dir im Live-Mitschnitt selber anschauen.

Bobbele hatte heute auch sonst keinen guten Tag:

Zitat
The Court of Session announced its decision today on action to be taken, if any, in the wake of the Benn Act being triggered. The government wanted the court to conclude that the Prime Minister had fully complied with the law and there was no need for further action.

« Letzte Änderung: 21. Oktober 2019, 17:53:22 von dtx »
 
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2022 am: 21. Oktober 2019, 18:48:21 »
Ich halte die kontinentaleuropäische Interpretation der Ereignisse bestenfalls für ein schlechtes Mißverständnis.

Vermutlich hast Du recht.

Da verläßt man sich einmal auf de Lügenpresse ...
Soll man halt nicht machen.

Mir ist kurz nach dem Posting der PC abgeschmiert.
Die ganze Multimedia geht nicht.
deshalb kann ich auch nicht in die Debatte reinschauen. Oder in die Aufzeichnungen.
Das repariert sich schon wieder (ich selber bin zu blöd dazu), dauert halt.
Immerhin kann ich schon wieder ins Inet und sehe, die Süddeutsche und die Tagesschau bringen Gleiches wie die ZEIT.

Guck ich nachher an. Oder Morgen.

Einstweilen Danke!
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Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2023 am: 21. Oktober 2019, 22:16:37 »
Da verläßt man sich einmal auf de Lügenpresse ...
Soll man halt nicht machen.

Zumindest sollte man die Originalliteratur zu Rate ziehen und schauen, worauf man sich mit der Übersetzung einläßt. In Sachen Brexit war die Treffgenauigkeit schon häufiger durchwachsen.

Zu Deiner Info:
Auch wenn der Brief geschrieben und von Tusk akzeptiert worden ist, habe das Gericht entgegen den Anträgen der Regierungsanwälten den Fall nicht abgeschlossen, weil Bobbele eine von der EU gewährte Fristverlängerung nicht nur annehmen, sondern auch binnen zwei Tagen dem Parlament zur Umsetzung in britisches Recht vorlegen muß. Insofern stehe er noch unter richterlicher Beobachtung.

Immerhin kann ich schon wieder ins Inet und sehe, die Süddeutsche und die Tagesschau bringen Gleiches wie die ZEIT.

Da schreibt einer vom anderen ab (oder alle kauften von der dpa).

Einstweilen Danke!

Keine Ursache.
« Letzte Änderung: 21. Oktober 2019, 22:22:43 von dtx »
 

Offline kairo

Re: Brrrrrr-exit
« Antwort #2024 am: 22. Oktober 2019, 09:58:19 »
Das war ja dann eher nix:
Zitat
John Bercow lässt Abstimmung über Brexit-Einigung nicht zu
Bercow berief sich dabei auf eine Regelung aus dem Jahr 1604, wonach die Regierung dem Parlament nicht immer wieder den gleichen Entwurf zur Abstimmung vorlegen kann.

Das hätte Johnson sich aber auch denken können. Mit genau diesem Argument hatte Bercow ja schon Theresa May abgeschmettert, als die ihren Deal damals zum n. Mal zur Abstimmung vorlegen wollte.

Aber ich bin mir bis heute nicht schlüssig, ob er tatsächlich mit dem Hintern denkt oder ob er ein derartiges politisches Genie ist, dass gewöhnliche Sterbliche wie ich seine Pläne nicht begreifen.