Sozial vermittelt Ausbildung immer noch einen gewissen Status (Ansehen, Berufschancen, Einkommen), doch vielmehr trifft es umgekehrt wohl zu, dass fehlende Bildung den sozialen Status drastisch mindert.
Das bringt mich auf eine Frage: Was reduziert den sozialen Status eher, eine Lücke von ~3 Jahren im Lebenslauf oder ein Abschluss der Akademie für Weisheit und Selbstentfaltung?
Ich tendiere zu letzterem.
Nun, das Problem ist ja, dass eben das Fehlen formaler Ausbildung an sich einen Makel darstellt, trotz möglicherweise anderslautender Beteuerungen von verschiedenen Seiten. Weshalb sonst gäbe es Titelmühlen u. dgl.?
Das Geschäftsmodell funktioniert ja nur deswegen, weil es einen Bedarf gibt, sich "Ausbildungen" zu kaufen, die man sich auf anderem Wege nicht aneignen kann. Bekannt ist ja das "Jodeldiplom". In jeder Gesellschaft gibt es Ausbildungen, die an und für sich ernsthaft sind und gegen die grundsätzlich nichts zu sagen ist, doch deren Bedeutung für das Wohl und den Bestand der jeweiligen Gesellschaft eher gering zu veranschlagen ist. Gegen ein Jodeldiplom einer anerkannten Sängervereinigung, einer Musikakademie o. dgl. ist ja nichts einzuwenden, im konkreten Sketch ging es aber darum, dass das Jodeldiplom als vergleichsweise leicht zu erwerbendes und von seiner Bedeutung her eher unbedeutendes Diplom als Ersatz für fehlende Ausweise von höherer Bedeutung herhalten muss. (Nur am Rande bemerkt: Ich kannte auch schon Leute, die ihren spät und mühsam erworbenen Doktorgrad gleichsam wie einen Wappenschild vor sich her trugen und damit ebenso lächerlich wirkten wie Leute, deren einziger Stolz in einem Jodeldiplom oder etwas Vergleichbarem besteht.)
Gegen einen Ausweis über einen bestandenen Ausbildungsgang auf einer Volkshochschule ist ebenfalls nichts einzuwenden, doch wenn wir z. B. einen Ausweis einer Volkshochschule über einen Informatik-Lehrgang vor uns haben, ein Diplom einer Fachhochschule und einen Magister einer Universität, ebenfalls in Informatik, so wird doch wohl die Tendenz dahin gehen, die genannten Ausweise in der Reihenfolge ihrer Aufzählung mehr und mehr zu gewichten.
Wenn ich aber dringend jemanden brauche, der mir ein bestimmtes EDV-Problem lösen kann, dann werde ich mangels anderer Alternative gewiss denjenigen nicht verachten, der zwar "nur" auf der Volkshochschule ausgebildet wurde, aber wenigstens mein Problem versteht und es tatsächlich lösen kann.
Doch zurück zu Fitzekfatzke und Konsorten: Im Grunde wissen diese ja, dass ihre nicht vorhandene Ausbildung als Makel gesehen wird, sie wissen aber auch, dass sie im bestehenden Bildungswesen keinerlei Chance haben, etwas nachzuholen. (Dagegen wäre ja auch nichts einzuwenden. Jedenfalls ich ziehe Leute vor, die zugeben, dass sie etwas nicht wissen, sich aber darum bemühen, das erforderliche Wissen zu lernen. Mit Leuten, die nicht Bescheid wissen, aber gleichwohl so tun, als kennten sie sich aus, habe ich hingegen erheblich mehr Mühe.) Daher gründen sie entweder ihre eigenen "Bildungseinrichtungen", wie Fitzekfatzke, Hubbard u. a. m., oder aber sie gehen auf dubiose Angebote ebenso dubioser Geschäftemacher und "kaufen" sich wohlklingende Titel, Ausweise, Diplome usw. Auf diese Weise erwerben einige Leute dann einen "Dr. unem." und sind erstaunt, wenn sie plötzlich Post von der Staatsanwaltschaft erhalten. Andere lassen sich einen Ehrendoktor einer Divinity School verleihen, gegen eine "Geldspende" natürlich. Einige besonders dreiste Typen fälschen einfach Diplome. Und endlich gibt es noch einige andere Wege, sich "Prestige" zu beschaffen, etwa indem man durch Kauf eines Quadratmeters Boden in Schottland zum vermeintlichen "Laird" macht und sodann als Möchtegern-Adliger auftritt. Vor Jahren gab es eine Website namens "statusforsale". Dieser Sumpf ist allerdings inzwischen trocken gelegt.
Bestünde kein Bedarf, wären alle diese Titelmühlen, Titel- und Statushändler ja erfolglos. Daher kann es sogar sein, dass ein Abschluss der Akademie für Weisheit und Selbstentfaltung bei manchen Zeitgenossen Eindruck erweckt und den Inhaber in deren Augen im Ansehen steigert. Es findet sich ja fast immer ein noch Leichtgläubigerer als man selbst.
Bei Leuten hingegen, die wenigstens annähernd über das seriöse Bildungswesen Bescheid wissen, wird in der Tat der Effekt eintreten, dass ein solcher "Abschluss" bestenfalls zu einem anhaltenden Lachanfall führt.