Das ist ja wieder einmal wahre Geschichtskenntnis: Den Vatikan gab es natürlich schon seit der Antike, der Name leitet sich von einer Familie her, eben den "Vaticani", die dort ein Gut (eine "villa") besaßen. Unter Kaiser Konstantin wurde dort eine erste Peters-Basilika errichtet, ob der Bischof von Rom (der spätere Papst) schon damals das Gelände geschenkt erhielt oder erst später oder sich dieses im Lauf der Zeit aneignete, darüber streiten sich die Historiker noch und werden es mangels ausreichender Quellen wohl noch eine Weile lang tun. Schon im Mittelalter stand dort auch ein Palast, der nach und nach mit weiter ausgebauten Befestigungsanlagen versehen wurde.
Die Bischofskirche Roms war und ist bis heute allerdings die Lateran-Basilika. Auch dort gab es einen Palast, von dem aber nur mehr ein kleiner Rest steht (die "sancta sanctorum" mit der "Scala santa" jenseits der Straße gegenüber der Hauptfassade der Lateran-Basilika). Der heutige Lateranpalast stammt aus deutlich späterer Zeit.
Bis zum Umzug nach Avignon war der Lateranpalast der Hauptsitz der Päpste. Nach der Rückkehr aus Avignon bezog der erste wieder in Rom residierende Papst allerdings Quartier im Vatikan, weil der Lateranpalast inzwischen stark verfallen war und zudem auch wenig Schutz bot. Der Vatikan mit seinen bereits bestehenden Befestigungen eignete sich offenbar besser. Nach Beendigung des bald darauf ausbrechenden "großen abendländischen Schismas" haben alle Päpste den Vatikan als Haupt(wohn)sitz beibehalten. Dennoch steht die Lateran-Basilika in der Rangordnung der großen katholischen Kirchen nach wie vor an erster Stelle, ganz ähnlich wie der St. James Palace in London nach wie vor der offizielle Sitz des britischen Monarchen ist, obwohl seit Victoria alle Monarchen ihren Hauptwohnsitz im Buckingham Palace hatten bzw. noch haben.