Die "falsche Fürstin" gibt der "glühenden Else" ein Interview und entlarvt dabei, wie rechts sie eigentlich ist und wie große ihre Sympathien für rechtsextreme (Terror)Netzwerke sind. Natürlich will sie alles tun um die "verlorenen Gebiete" zurückzuholen.
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14.08.19 07:27
AfD
Wie Doris von Sayn-Wittgenstein sich selbst entlarvt
Katja ThorwarthvonKatja Thorwarth
AfD-Politikerin von Sayn-Wittgenstein hat Ärger mit ihrer Partei wegen der Gedenkstätte in Guthmannshausen. Ihre Haltung ist widersprüchlich. Ein Kommentar. Ein Kommentar.
Doris von Sayn-Wittgenstein, Presse-Recherchen zufolge geborene Ulrich, gilt als Vertreterin des völkischen Höcke-Flügels. Die AfD-Politikerin führt den Landesverband Schleswig-Holstein an, und das, obwohl sie zunächst von ihrer Fraktion in Kiel aufgrund ihrer starken Affinität zu ganz weit Rechtsaußen ausgeschlossen wurde.
Von Sayn-Wittgenstein will nichts zu den Hintergründen der Gedenkstätte gewusst haben
Von Sayn-Wittgenstein geriet als Unterstützerin der Gedächtnisstätte e.V. in Guthmannshausen ins Visier der sogenannten AfD-Gemäßigten. In Guthmannshausen geben sich Rechtsextreme wie der ehemalige NPD-Mann Udo Voigt, Holocaust-Leugner sowie Vertreter der neonazistischen Kleinpartei „Die Rechte“, die Klinke in die Hand, weshalb der Verein im Verfassungsbericht als rechtsextrem eingestuft wird.
Nach den Vorwürfen distanzierte sich von Sayn-Wittgenstein am 29.11.2018 in einer persönlichen Erklärung auf Facebook. Sie sei nur einmal im Juni 2014 in der Gedenkstätte gewesen, „um mir die Steintafeln im Garten anzuschauen. Dabei habe ich weder revisionistisches, noch antisemitisches oder fremdenfeindliches Gedankengut festgestellt“. Außerdem seien ihr „die Hintergründe zum Entstehen der Gedenkstätte in Guthmannshausen im Jahr 1992“ unbekannt gewesen.
Im Gespräch mit der Rechtspostille „Compact“
Ob sich diese Distanzierung noch aufrechterhalten lässt? Am 9. Juni 2019 trat von Sayn-Wittgenstein auf der „Geschichtskonferenz“ der Rechts-Postille „Compact“ auf und ließ sich vom Chefredakteur Jürgen Elsässer in Magdeburg zum Thema „Freispruch für Deutschland – Unsere Geschichte, unser Erbe, unser Stolz“ interviewen.
Dort schilderte sie freimütig von dem „privaten Umfeld ihrer (aus Schlesien vertriebenen) Mutter“, „aus dem sich Menschen zusammengetan haben, die dann auf private Initiative in Guthmannshausen diese Anlage gestaltet haben, und das war auch der Hintergrund, warum ich mich für diese Form des Gedenkens eingesetzt habe“.
Das leuchtet selbstverständlich ein, um nicht zu sagen, wirft zum einen ein Licht auf das „Umfeld“ ihrer Mutter, war doch die Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel 1992 Gründungsvorsitzende. Zum anderen widerspricht diese Äußerung ihrer Erklärung von 2018.
Überhaupt ist das auf Youtube einsehbare Gespräch (seit 18. Juli online) aufschlussreich. Von Sayn-Wittgenstein betonte bereits zu Beginn, dass ihre Familie „immer widerständig und für die Interessen von Volk und Vaterland engagiert“ gewesen sei. Bereits als die deutsch-polnischen Ostverträge verhandelt wurden, habe man sich gemeinsam mit dem Bund der Vertriebenen (BdV) zu großen Demonstrationen nach Bonn aufgemacht, um getreu dem Motto „Verzicht ist Verrat“ polnisches Staatsgebiet als deutschzugehörig zu beanspruchen.
Elsässers verschwörungstheoretisches Bonmot
Der deutsche Osten in den Grenzen von 1937 scheint für die AfD-Frau nie etwas von seinem Spirit verloren zu haben. Entsprechend groß war die Enttäuschung, dass auch mit den Beitrittsverhandlungen der osteuropäischen Staaten in die EU die Oder-Neiße-Grenze nicht zur Diskussion stand. Dass von Sayn-Wittgenstein vor Publikum mit ihrer eigenen Partei haderte und diverse Parteiausschlussverfahren gegen „Patrioten“ wegen „irgendwelcher ähm konservativen oder ‚rechten‘ Äußerungen“ anprangerte – geschenkt, schließlich spricht sie als persönlich Betroffene.
Zum Ende hin konnte sich schließlich Elsässer ein in der völkischen Rechten beliebtes verschwörungstheoretisches Bonmot nicht verkneifen, als er „etwas provokativ“ behauptete, „gottfroh“ zu sein, dass „Schlesien, Ostpreußen und die Sudetenlande nicht mehr zu Deutschland“ gehören. Immerhin würden diese Gebiete durch die jeweiligen Regierungen vor einer „Islamisierung geschützt“. Dafür erntete er Gelächter und Applaus, selbst von der AfD-Fürstin.
Die dürfte demnächst Schwierigkeiten haben, die feinen Widersprüche ihrer Reden bezüglich Guthmannshausen aufzulösen. Immerhin ist es unwahrscheinlich, dass Doris von Sayn-Wittgenstein 38-jährig von den Aktivitäten ihrer Mutter nichts mitbekommen hat.