Weil das KRD-Blog, das nach Aussage gegenüber dem Abwickler keine KRD-kritischen Beiträge veröffentlicht, weil es keine solchen erhält , auch an dieser Nachhilfe in Sachen Geldsystem wohl kein Interesse hat, veröffentliche ich es hier in der Hoffnung, dass es dennoch von ein paar derer gelesen werden könnte für die es eigentlich gedacht war.Warum unser "inflationäres Schuldgeldsystem mit dem exponentiellen Zinseszinseffekt" auch auf Dauer KEIN Problem istUnzählige Legenden der Königstreuen und artverwandter Theoretiker ranken sich um unser Geldsystem, dass nach einhelliger Meinung der Protagonisten zum Scheitern und zum Untergang verurteilt sein
muss. Auch von Seiten mancher Parteien, mancher Interessenverbände und gelegentlich sogar Wissenschaftlern gibt es immer wieder harsche bis fundamentale Kritik, die die Dauerhaftigkeit der Geldsysteme in Frage stellen. Von den zahllosen "Beweisen" des baldigen Untergangs auf "Juhtubb" und an anderen Stellen des Internets ganz zu schweigen.
Dagegen spricht aber fundamental, dass die Geldsysteme der meisten Länder seit etlichen Jahrzehnten trotz realer Krisen und ständiger Untergangsprophezeihungen ohne größere Probleme funktionieren. In Deutschland seit fast 70 Jahren und in vielen anderen Ländern schon mehr als ein Jahrhundert. Das deutet nicht auf die von den Kritikern so laut verkündet Fragilität hin.
Aber die wesentliche Argumentation gegen die Lebensfähigkeit der Geldsysteme sind die Zinsen, die mathematisch korrekt gegenüber der Ursprungssumme exponentiell ansteigen müssen, womit zwangsläufig Ängste geweckt werden können. Zahlen, die irgendwann
gefühlt aus dem Ruder laufen, sind nicht vertrauenserweckend.
Aber die unbestreitbare Tatsache ist kein Problem, sondern wird bewusst und klug in Kauf genommen. Die Zinsen, die Inflation sowie die Produktivität und die Lohnentwicklung sind prinzipiell sich selbst regulierende Werte, die um den (letztlich geringen) Preis dauerhafter Steigerungen die statische Stagnation vermeiden, die bei einer Festschreibung der Zahlen zwangsläufig erfolgen würde. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass es weniger quantitativen und qualitativen Zuwachs geben würde, wenn alle Preise und Löhne etc. sich nicht ändern dürften und vorhandenes Geld in keiner Form einen Zuwachs, also Zinsen erhalten kann.
Vielmehr ist es in unserem System gerade die Konkurrenz der Steigerungen, die Entwicklungen und Fortschritte so abbildet, dass Gewinne und Löhne in Normalfall immer steigen und nur in seltenen, als Krise wahrgenommenen Situationen, auch sinken können (wobei Gewinne in beiden Richtungen volatiler sind als Löhne).
Der Vorwurf, dass dies oft ein Nullsummenspiel sei, ist korrekt aber gegenstandslos. Jeder kennt die Erfahrung, dass eine Lohnerhöhung durch höhere Preise aufgefressen wird. Aber mit den meist verbleibenden kleinen Differenzen justiert sich die Volkswirtschaft konstant selbst, so dass erforderliche Anpassungen über einen Zeitraum gedehnt in kleinen Schritten erfolgen anstatt in einem großen, schwerer zu verkraftendem Umbruch.
Und das Konzept nutzt geschickt die Tatsache der menschlichen Psychologie, dass wir uns stets über Anerkennung freuen und diese bei der Arbeit insbesondere am erhaltenen Gewinn oder unserem Lohn messen. Es ist nachgewiesen, dass die Mehrheit der Menschen bei dem Vorhandensein solch gefühlter Belohnungssysteme motivierter und erfolgreicher arbeiten als ohne. Und erstaunlicherweise funktioniert es sogar dann wenn den Menschen diese Mechanismen bekannt sind.
Mit einem statischen System sind Menschen also weniger zufrieden und arbeiten weniger gut, selbst wenn sie den Beweis dafür kennen und akzeptieren, dass sie sich unter dem Strich damit genau so gut stehen würden.
Das ist letztlich der wesentliche Grund für die dauerhaften Zuwächse in allen Bereichen und unser Wirtschaftssystem, das im Finanzsystem nur entsprechend abgebildet wurde (dort heißen die Zuwächse Zinsen), ist das wirtschaftliche Erfolgsmodell der letzten Jahrhunderte. Das System nutzt die fortlaufende Steigerung als anhaltenden Anreiz und balanciert die verschiedenen Steigerungen untereinander aus. Und der wesentliche Beweis für den Erfolg ist leicht daran zu erkennen, dass sich bisher fast jede Alternative als letztlich von der Mehrheit der Menschen nicht gewollt erwiesen hat.
Der Beweis, dass die ständigen prozentualen Zuwächse, die zu einer exponentiellen Entwicklung führen müssen, kein Problem sind, ist trivial: Von 1950 bis heute war die jährlich durchschnittliche Steigerung in der Bundesrepublik etwa 4%, also mit Zinseszins über 65 Jahre eine Steigerung von 1180%. Das klingt gewaltig aber es ist eine leicht nachprüfbare Tatsache, dass Löhne, Mieten und Preise von 1950 weniger als ein Zehntel der heutigen Zahlen entsprechen.
Durch diese Entwicklung allein ist so gut wie niemand verarmt und kaum einer wirklich reich geworden (obwohl Einkommen und Vermögen auch anteilig betrachtet in dem Zeitraum gestiegen sind). Denn die Steigerungen haben sich zu weiten Teilen gegenseitig egalisiert, weswegen die wesentlichste Steigerung nur in der vorhandenen und ständig umgesetzten Geldmenge stattgefunden hat. Der Löwenanteil der Steigerungen war also tatsächlich ein insgesamt neutrales Nullsummenspiel.
Und in wieder 65 Jahren bei gleicher Steigerung wären es dann abermals 1180% Steigerung gegenüber heute, was wieder kein Problem darstellen würde. Vermutlich wird es dann Scheine über 1000 und 5000 Euro geben und die 1, 2 und 5 Cent-Münzen könnten abgeschafft werden. Aber das ist kein ernsthaftes Problem.
Die Rechnung von (korrekt rechnenden) Kritikern lautet: In 65 Jahren wären es 16.281% Steigerung seit 1950. Und in 200 Jahren sogar schon 3.264.537% seit 1950. Mehr als drei Millionen Prozent, weiter steigend...
Das ist alles richtig aber überhaupt kein Problem, weil die Steigerungen sich auf alle Bereiche auswirken. Irgendwann braucht man vielleicht neue Scheine, die über handhabbare Zahlen verfügen. Ein unkomplizierter Vorgang, der schon oft bei Währungen durchgeführt wurde.
Aber in diesen einfachen mathematischen Prozessen einen Zeitpunkt zu finden, wo das Geldsystem zusammen bricht oder zusammen brechen muss, ist reine Bad Science Fiction. Und die Zeiträume bis simple Korrekturen erforderlich sein könnten, bemessen sich in vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten.
Wer auf dieser Grundlage das Geldsystem kritisiert, sollte wenigstens gleichzeitig auch die furchtbare Geldentwicklung von heute gegenüber dem Heller oder der Golddublone bejammern. Leidet irgendjemand wirklich darunter?
Von einem Zusammenbruch oder Untergang ist trotz aller Griechenlandkrise, sorry, rein gar nichts zu entdecken. Untergangsprophezeiungen sind so alt wie die Geschichte selbst, was ein guter Grund ist, etwas über die Qualität solcher Prophezeiungen aus der Geschichte zu lernen.