Hier wird er doch eher als Kasper dargestellt.
Was ja nicht so unrichtig ist. Mit seinen im Brustton der Überzeugung vorgetragenen pseudojuristischen Aussagen macht er sich für Juristen zum Kasper. Mit seinen Aussagen zur Mathematik macht er sich für Mathematiker zum Kasper. Für seine Aussagen zur Bildung und Erziehung macht er sich jeweils bei Bildungs- und Erziehungswissenschaftern zum Kasper.
Das Problem bei Fitzek scheint nicht zu sein, dass er nicht ein gewisses Maß an Charisma besitzen würde, oder ein gewisses Maß an Intelligenz, oder an Sprachfertigkeiten, oder an Allgemeinbildung: All dies besitzt er, einiges davon sogar in zumindest dem Anschein nach überdurchschnittlichem Maß. Die wirkliche Tragik ist, dass Fitzek vermutlich die Fähigkeiten zu einer sozial wesentlich höher angesehenen Rolle, als jener des Unterhaltungskaspers, hätte. So denke ich beispielsweise, dass Fitzek, würde man ihm ein entsprechendes Studium ermöglichen und wäre er tatsächlich lernwillig, von seiner reinen Anlage her zum Beispiel das Zeug zum Juristen hätte.
Sein Problem scheint aber zu sein, dass er im Rahmen seines offenbar nicht immer einfachen Lebens, nie auf einen Pfad gekommen ist, der ihn auf eine "gesellschaftskonforme" Art und Weise seine Fähigkeiten ausspielen und dafür gesellschaftliches Ansehen ernten ließ. Zu welchem Teil dies Schuld seiner Umwelt war und zu welchem Teil seine eigene Schuld, ist eine philosophische Frage, die hier nicht behandelt werden kann und soll.
Diese Beleidigung, unter Wert geschlagen worden zu sein, scheint bei ihm eine Art "Überkompensation" ausgelöst zu haben: Er kann sein eigenes Geld drucken, das besser ist als das der Euro-Zone. Er kann seinen eigenen Staat errichten, der besser ist als die Bundesrepublik Deutschland. Er kann seine eigene Universität errichten, die besser ist als alle anderen Universitäten in Europa. Er kann ein Staatsoberhaupt sein und die wichtigsten Rollen in den (von ihm errichteten) Erneuerten Vereinten Nationen (die natürlich besser sind als die alten Vereinten Nationen) selbst besetzen.
Er weiß mehr vom Völkerrecht als jeder, der ein juristisches Studium abgeschlossen und sich akademisch mit dem Völkerrecht beschäftigt hat.
Dieses ganze Verhalten, diese Anmaßungen, diese Arroganz und diese grenzenlose Selbstüberschätzung machen ihn in den Augen vieler außenstehender Betrachter natürlich zum Kasper, zu jemandem, dem man in seinen Gedanken und Handlungen nicht auf Augenhöhe begegnen kann, zu wenig ernst zu nehmen sind seine Behauptungen. Doch solange er von zumindest einem kleinen Grüppchen umgeben ist, welches das nicht so sieht, welches ihn als Anführer sieht, als "Obersten Souverän", als Weisen, als Rechtsexperten, als Genie, Taktiker und Strategen, so lange scheint in ihm die Hoffnung zu leben, dass auch der Rest der Welt dies irgendwann endlich erkennen wird.
Und dass dann endlich die Schade, dass er es nie zu mehr gebracht hat als zu dem, was er offenbar als unter seiner Würde und unter seinen Fähigkeiten empfindet, getilgt wird. So lange das "KRD" zumindest in den Köpfen einiger Anhänger existiert, so lange lebt für Peter Fitzek die Hoffnung, dass er eines Tages tatsächlich als Staatsoberhaupt des Königreichs Deutschland, das die heutige Bundesrepublik abgelöst hat und als Generalsekretär und Generalgouverneur der Erneuerten Vereinten Nationen an der Spitze der Menschheit steht. Dass die Welt endlich sein so lange verkanntes Genie erkennt, diese Illusion, geboren aus dem Selbstschutz eines gekränkten Egos.
Einzugestehen, dass ein Plan nicht funktioniert hat, dass seine Rechtsansichten falsch waren, dass ein Projekt gescheitert ist, gar, dass ein Projekt
wieder einmal gescheitert ist, das scheint daher für den "Obersten Souverän" unmöglich. Genauso unmöglich, wie es inzwischen für ihn wohl geworden ist, die vorhandenen Fähigkeiten auf einem von der Gesellschaft akzeptierten und objektiv gesehen konstruktiven Weg zur Verbesserung ebendieser einzusetzen. Denn auch wenn Fitzek in einer solchen Rolle, etwa als bundesweit bekannter Kämpfer für erneuerbare Energien, insgesamt mehr gesellschaftliche Anerkennung bekommen könnte, als in seiner Rolle als "Oberster Souverän" des KRD, er wäre doch nur ein Lichtlein unter Zehntausenden. Und das ist etwas, das für ihn inzwischen nicht mehr in Frage kommt. Alles oder nichts. Egal wie gering die Chance auf "Alles" ist.