Autor Thema: Post-Brexit: Die Beziehungen zwischen EU und UK  (Gelesen 70348 mal)

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Get your country taxes back, war doch das Motto des Brexits, oder nicht?
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
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Mittlerweile geht es dem Land so schlecht, dass es nur noch Randnotizen sind, dass in der letzten Woche einem Patienten auf der Intensivstation die marode Decke auf den Kopf gefallen ist und dass einem Arzt in London von herab fallenden Teilen der Wand seines Krankenhauses ein Bein gebrochen wurde.

Nur die Sunday Times hat in Bezug auf den Zustand von Schulen und Krankenhäusern die echt gallige Frage in den Raum gestellt, ob Patienten und Ärzte sowie Kinder und Lehrer in der Ukraine oder im UK sicherer leben.
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Offline kairo

Get your country taxes back, war doch das Motto des Brexits, oder nicht?

Ja, und die Unsummen, die früher nach Brüssel flossen, sollten doch alle in den NHS gesteckt werden. Hoffentlich fangen sie bald mal damit an.
 
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Die Ukraine nimmt derzeit keine Wirtschaftsflüchtlinge auf.
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Nicht direkt Brexit, aber es geht um einen Brexit-Protagonisten:

Zitat
Johnson von Wahllokal abgewiesen

Ex-Premier wird eigenes Gesetz zum Verhängnis
03.05.2024 | 01:51

Boris Johnson soll über eine selbst gestellte Hürde gestolpert sein: Wie Medien berichten, konnte er seine Stimme bei der Kommunalwahl in England nicht abgeben. Was dahinter steckt.

Hat Boris Johnson sein eigenes Gesetz vergessen? Als britischer Premierminister hatte er die Regel eingeführt, dass man sich bei Wahlen mit einem Ausweis identifizieren muss. Es gab damals viel Kritik an dem Schritt. Nun wurde Johnson die neue Regel selbst zum Verhängnis, wie britische Medien berichten.

"Die Mitarbeiter des Wahllokals waren gezwungen, den ehemaligen Premierminister abzuweisen, nachdem er zunächst nicht die Gesetzgebung befolgt hatte, die er während seiner Amtszeit in der Downing Street eingeführt hatte", hieß es.
Bei der Kommunalwahl in England am Donnerstag tauchte der konservative Politiker laut einem Bericht des Senders Sky News ohne ein Ausweisdokument am Wahllokal auf.

Johnson führte Gesetz 2022 trotz Kritik ein
Johnson wollte demnach in South Oxfordshire seine Stimme abgeben, wo er mit seiner Familie in einem denkmalgeschützten Anwesen lebt. Dort wurde über das Amt des Police and Crime Commissioner abgestimmt, ein politischer Posten für die Aufsicht über die örtliche Polizeibehörde.
Johnsons Sprecher dementierte den Bericht nicht, sagte aber, der ehemalige Premier habe seine Stimme abgegeben. Am Morgen hatte der 59-Jährige bei X (früher Twitter) zur Wahl der Konservativen Partei unter seinem Nach-Nachfolger Rishi Sunak aufgefordert.

Das Gesetz, was offenbar zumindest temporär eine Stimmabgabe Johnsons verhinderte, war unter ihm vor zwei Jahren eingeführt worden. Der sogenannte Elections Act schreibt vor, sich bei Wahlen mit einem offiziellen Foto-Dokument wie Reisepass oder Führerschein auszuweisen.
Gegner warfen den Befürwortern des Gesetzes damals vor, damit ärmere und ältere Menschen sowie Mitglieder von Minderheiten, die seltener einen Ausweis haben, zu diskriminieren.

Auszählung der Kommunalwahl beginnt
Die Wahllokale der Kommunalwahl in England schlossen unterdessen um 23.00 Uhr (MESZ). Das Ergebnis könnte die politische Zukunft von Sunak beeinflussen, der seit Oktober 2022 im Amt des Premierministers von Großbritannien ist. Eine Niederlage für seine Konservative Partei wird erwartet.
Nach Ansicht von Kommentatoren könnte Sunak in seiner Partei in Bedrängnis geraten, falls die Tories deutlich mehr als 500 der knapp 1.000 Sitze verlieren, die sie bei der Wahl in den Gemeinderäten verteidigen. Mit ersten richtungsweisenden Ergebnissen wird am Vormittag gerechnet.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/boris-johnson-wahllokal-ausweis-england-kommunalwahl-100.html


Die Lückenpresse wieder!

Dabei wollte er nur austesten, ob das Personal auch mitdenkt.
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Breaking news: Rishi Sunak erklärt ausgerechnet den 4. Juli zum "Independence Day" :)

Zitat
Rishi Sunak stellt sich in den Regen und verkündet, dass die Briten am 4. Juli wählen sollen. Monatelang hoffte er noch auf bessere Zustimmungswerte, nun hat er offenbar eingesehen: Besser werden seine Chancen nicht.
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Online SchlafSchaf

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Jonathan Pie zum Zustand der "british economy"

An Rüdiger Hoffmann: Der Faschist sagt immer, da ist der Faschist  (in Anlehnung an die Signatur des geschätzten MitAgenten Schnabelgroß)

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No jo... die Tirade erschöpft im Wesentlichen in berechtigter Kritik an den Tories, die aber so oder so ähnlich schon seit 14 Jahren valide ist (und ich schon entsprechend oft in diesem Duktus gehört habe). Gegen solche "typische Labour-Kritik" war der britische Wähler aber leider stets erstaunlich immun.

Starmer macht das trotz mäßigem Charisma deutlich besser, auch wenn man bekritteln könnte über wie viele Elefanten, die im Raum stehen überhaupt, nicht gesprochen wird. Der Brexit z.B. scheint mittlerweile das Alesia aller Briten zu sein.

Dafür ist Starmer unverhofft die Oberknallcharge Nigel Farage zur Hilfe geteilt, die sich mit "Hier bin ich!" zum Anführer der Parteifirma "Reform UK" gemacht hat, um angeblich endlich einmal wirklich gewählt zu werden. Typisch Farage hat er den Tories gleich mal durch die Blume angeboten hat, dass sie sich unter seiner Führung mit "Reform UK" vereinen könnten. Ein Putsch durch die Vordertür sozusagen.

Ein in solchen Situationen sonst üblicher Kuhhandel dürfte mit Sunak, der auf dem letzten Loch pfeift, aber nicht zu machen sein, weswegen die Aussichten weiter gestiegen sind, dass die Tories und Reform UK sich wegen der wenigen verbliebenen Wähler gegenseitig kannibalisieren.
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Offline kairo

... weswegen die Aussichten weiter gestiegen sind, dass die Tories und Reform UK sich wegen der wenigen verbliebenen Wähler gegenseitig kannibalisieren.

Was denn auch sonst. Potentielle, aber noch nicht entschlossene Labour-Wähler werden sicher nicht eine Partei wählen, die noch radikalkonservativer (sprich nationalistischer) ist als die Original-Tories. Das einzige Wählerpotential, das Reform UK anzapfen kann, ist also die Tory-Wählerschaft. Mal abgesehen von Randerscheinungen wie den Liberaldemokraten, für die aber das gleiche gilt wie für Labour.

So viel zu England. In Schottland ist das Bild wegen der SNP ein wenig komplizierter. Und in Nordirland ist ohnehin alles immer schrecklich kompliziert. In der letzten Zeit noch mehr als ohnehin.
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Zitat
6.06.2024, 10:51

D-Day: Frankreich kontrolliert Pässe britischer Fallschirmspringer

Überraschung für britische Fallschirmspringer zum D-Day: Mitten auf einem Feld mussten sie nach ihrer Landung französischen Beamten ihre Pässe vorweisen.

Sannerville. Bei den Gedenkfeiern zum D-Day in der Normandie hat es für Fallschirmspringer der britischen Luftwaffe in Nordfrankreich einen kuriosen Empfang gegeben. Nach der Landung auf einer Wiese in Sannerville bei Caen erwartete der französische Zoll die Soldaten für eine Passkontrolle.

Ein Video der Zeitung "Ouest-France" zeigte die mit schweren Rücksäcken bepackten Fallschirmspringer am Mittwoch auf dem Weg zu den an Klapptischen mitten auf dem Feld wartenden französischen Beamten.

"Sie waren im Voraus informiert, so dass es keine Überraschungen gab", sagte der Abteilungsleiter des regionalen Zollamts, Jonathan Monti, der Zeitung.

 
Den Weg am Zoll vorbei für den richtigen Stempel im Pass absolvierten die Fallschirmspringer nach dem Bericht der Zeitung mit einem Schmunzeln. Direkt im Anschluss erwartete sie ein Stand mit Erfrischungen und der Applaus der Zuschauer, die die nachgestellte Landeoperation der Alliierten vor 80 Jahren beobachtet hatten. Großbritannien ist aus der EU ausgetreten und kein Mitglied des visafreien Schengen-Raums.

Am 6. Juni 1944 waren die Soldaten der Alliierten an den Stränden der Normandie gelandet. Der sogenannte D-Day markierte den Auftakt der Befreiung Europas vom nationalsozialistischen Deutschland von Westen her. Zur Streitmacht der Alliierten gehörten damals vor allem US-Amerikaner, Briten, Kanadier, Polen und Franzosen. (dpa)
https://www.saechsische.de/welt/europa/england/d-day-kontrolle-england-frankreich-6008952.html


So ist das halt, wenn man als Tourist aus dem Nicht-EU-Ausland einreist.
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Brexit-Reue in Großbritannien

Kopflose Aktion, sechs Buchstaben

Einfach mal unbesorgt für den Austritt aus der EU stimmen? Als Brite kann man davor nur warnen. Wie der „Brexit“ unter Jüngeren zum Schimpfwort wurde.

Gastbeitrag von Edward Docx
6. Juni 2024 - 5 Min. Lesezeit

Es ist jetzt bald acht Jahre her, dass die Briten mit dünner Mehrheit dafür votiert haben, die Europäische Union zu verlassen. Während die anderen an diesem Wochenende nun erstmals ohne sie über das Europaparlament abstimmen, steuert das Vereinigte Königreich selbst auf vorgezogene Neuwahlen zu. Wie also denkt Großbritannien heute über den Brexit? Welche Rolle spielt er in den Wahlkampagnen? Und welche im Alltagsleben der Nation?

Auf die ersten beiden Fragen gibt es denkbar kurze Antworten: Erstens, jeder, der einigermaßen optimistisch, intelligent, jung oder zumindest an der Zukunft interessiert ist, hält den Brexit für ein vollkommen sinnloses Desaster. Und, zweitens, die beiden wichtigsten parteipolitischen Wahlkampagnen, die der Tories und die der Labour Party, haben absolut nichts dazu zu sagen. Im ersten TV-Duell in dieser Woche haben weder Premierminister Rishi Sunak noch Keir Starmer, der Chef der Labour Party, den Brexit überhaupt erwähnt. Nicht ein einziges Mal. Überhaupt nicht.

Dazu mal ein paar letzte Umfragewerte: Fast 70 Prozent der 18- bis 24-Jährigen in Großbritannien glauben, dass es ein Fehler war, die EU zu verlassen. Die nächste Alterskohorte liegt nicht weit dahinter: Immerhin 66 Prozent der 25- bis 49-Jährigen halten das rückblickend für eine grauenhafte Idee.
Spoiler
Währenddessen hat Premierminister Rishi Sunak in einem neuen Anfall von fünftklassiger politischer Einfältigkeit im April ein Angebot der EU über eine gegenseitige „Youth Mobility“-Vereinbarung abgeschmettert. Labour hat ihm eifrig und stumpfsinnig beigepflichtet. Keine der beiden Parteien scheint mehr fähig zu sein, den Unterschied zwischen der von ihnen so gefürchteten europäischen Personenfreizügigkeit und einem Jugendaustauschprogramm zu erkennen. Tatsächlich scheint keine der beiden Parteien mehr fähig zu sein, der Lebensrealität oder den Wünschen von Leuten unter 50 entgegenzukommen.

Der Premierminister lehnt „Youth Mobility“ ab – in einem Akt fünftklassiger politischer Einfältigkeit
Großbritannien wird gerade von einer sehr besonderen Form politischen Stillstands entkräftet. Alle – wirklich alle – begreifen inzwischen, dass jeder der letzten drei Premierminister noch verheerender war als sein jeweiliger Vorgänger.

Theresa May war den Aufgaben nicht gewachsen.

Boris Johnson war ein unglückseliger Clown.

Und was Liz Truss war, kann man eigentlich nur als absonderliche Spezies von Anti-Premierminister beschreiben, für die selbst die Mittel der Satire nicht mehr hinreichen. Sie persönlich hat jeden britischen Immobilienkreditnehmer Hunderte, wenn nicht Tausende Pfund im Monat gekostet.

Sunaks einziger Vorzug besteht eigentlich darin, dass er keiner seiner Vorgänger ist. Allerdings ist er fade und schnell gereizt, ein verspießerter Möchtegern-Tech-Bro mit der emotionalen Reichweite eines pubertierenden Faxgeräts. Er hat die Neuwahlen während eines Wolkenbruchs angekündigt, komplett übergossen, und es sieht so aus, als würde er sie nun auch auf absolut erdrutschartige Weise verlieren.

Aber auch Keir Starmer, der demnach vermutlich der nächste Premierminister sein wird, ist zutiefst unterwältigend, wenn es darum geht, irgendeine Vision zu entwickeln. Starmer ist als Typ rechtsanwaltsartig, methodisch und sehr frei von Charisma. Er weigert sich einfach, den Brexit auch nur zu erwähnen, obwohl es der größte weiße Elefant in der Geschichte sowohl der Elefanten als auch der britischen Politik ist.

Er hat mit Blick auf seinen Vorsprung in den Umfragen schlicht Angst davor, dass schon das Benennen des traumatischen Ereignisses ihm schaden und im Gegenzug die irren Extremisten stärken könnte, die mit dem Thema bereits die Tories gekapert haben.

Wohin hat das das Land geführt? Da sind zunächst einmal die offensichtlichen Probleme. Personalengpässe in den Krankenhäusern und im Gastgewerbe. Endlose Lkw-Schlangen an den Grenzübergängen. Einwanderungszahlen, die sogar noch einmal gestiegen sind, weil das neue System der Arbeitsvisa zu einem Zuwachs an Nicht-EU-Immigranten geführt hat, der größer ist als die Zahl der Europäer, die vorher ohne Visum ins Land kamen. Dies wiederum führt zu der nicht enden wollenden Schleife an politischen Unsinnigkeiten und Ablenkungsmanövern in Bezug auf die Migranten, die mit dem Boot über den Kanal kommen und die Sunak nun postwendend nach Ruanda abschieben will.

Industrie und Handwerk haben zu kämpfen. Alle vergleichbaren Volkswirtschaften hatten während der Pandemie 2020 an Handelsvolumen eingebüßt. Nur die britischen Handelsaktivitäten (Exporte wie Importe) haben sich gemessen an den anderen G-7-Staaten nie wieder erholt. Im dritten Quartal 2023 lag sie um 1,7 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie. Die der übrigen G-7-Staaten ist im Durchschnitt um 1,7 Prozent über das Niveau vor der Pandemie gestiegen.

Das Wort der Stunde lautet „Schrumpfung“ – die Liste der Schäden ist endlos
Schrumpfung ist das Wort zur Lage. Überall werden subtile und manchmal auch weniger subtile Anzeichen von Schrumpfung sichtbar. Das britische National Institute of Economic and Social Research (NIESR) schätzte im November vergangenen Jahres, dass der Brexit die Wirtschaft um zwei bis drei Prozent geschrumpft hat, wobei die Auswirkungen bis 2035 auf fünf bis sechs Prozent steigen dürften.

Eine andere Forschungsgruppe, Cambridge Econometrics, hat festgestellt, dass der Brexit das jährliche Wirtschaftswachstum in Großbritannien bis 2035 um 0,4 Prozentpunkte senken und die Investitionen um ein Drittel verringern dürfte. Die Liste der Schäden für das Land ist schier endlos. Aber wie – um auf unsere dritte Frage zurückzukommen – äußert sich all das im täglichen Leben?

Zwei Beispiele, um Ihnen mal einen Eindruck zu geben: Das erste ist, dass wir jetzt sogar in den Supermärkten dauernd mit hartnäckig als „British“ vermarkteten – und sogar beflaggten – Produkten bombardiert werden: „Proper British Carrots“ mit gewaltigem Union Jack auf der Verpackung. „Genuine British Oats“. „Authentic British Fuses“.

Keinen kümmert es, aber die Marketingleute sind acht Jahre zu spät und scheinen immer noch unter der Illusion zu leiden, dass die Supermarktkundschaft im Vereinigten Königreich erbost auf die Aussicht reagieren könnte, eine, sagen wir, spanische Mohrrübe kaufen zu müssen oder dänische Haferflocken oder eine Sicherung aus Polen. Aber auf heimtückische Weise wird so immer noch und immer wieder suggeriert, dass „ausländisch“ gleichbedeutend sei mit „nicht proper“, „unauthentisch“ und „unehrlich“.

Das Zweite ist, wie der Begriff Brexit inzwischen von den jüngeren Leuten benutzt wird, die damals beim Referendum übergangen wurden. Das Wort dient mittlerweile in deren Alltagssprache als Synonym für eine kopflose Aktion (oder Person) ohne Sinn und Verstand, für Beschränktheit und Ungeschick, für den Vorrang von Vehemenz vor Intelligenz.

Beim Fußball ist eine „Brexit Challenge“ eine viel zu spät reingehauene Grätsche
Am deutlichsten wird das beim Fußball. Jeder unter 30 weiß inzwischen, was eine „Brexit Challenge“ bedeutet: eine viel zu spät in den Gegenspieler reingehauene Grätsche, die Stollen voran und ohne jede Aussicht, noch an den Ball zu kommen, aber auch ohne jede Rücksichtnahme darauf, dafür vermutlich sofort vom Platz zu fliegen und dem eigenen Team das Match zu versauen. Dementsprechend sagt man jetzt auch „That’s a Brexit clearance“, wenn ein Spieler den Ball ziellos über das Feld drischt, ohne sich im Mindesten dafür zu interessieren, was als Nächstes passieren und wie auf diese Weise das Spiel zu gewinnen sein soll.

Der prototypische „Brexit“-Spieler ist demnach Harry Maguire von Manchester United, ein Mann, der berühmt ist für trampelige Sturmläufe, Fehler, überstürzte Kopfbälle, einen standardmäßigen Ausdruck von Konfusion und Gereiztheit – sowie, Cristiano Ronaldo zufolge, dafür, seine eigenen „British Baked Beans“ mit ins Restaurant zu nehmen, um italienisches Essen zu vermeiden.

Jetzt wissen Sie, was in England acht Jahre nach dem Brexit als „Brexit Experience“ gilt: alles Schlimme, Dumme, Ungeschickte, Gedankenlose, emotional Unbeherrschte, mit dem man es den lieben langen Tag so zu tun bekommen kann. Und die Typen, die einem das zumuten, die nennt man „Brexit Geezer“ – Brexit-Bursche.

Edward Docx, geboren 1972, ist Schriftsteller in London. Auf Deutsch erschien von ihm zuletzt „Am Ende der Reise“ (Kein & Aber). Aus dem Englischen übersetzt von Peter Richter.
[close]
https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/brexit-reue-gastbeitrag-edward-docx-e751052/



Die Jüngeren wurden übergangen?   :scratch:

Soweit ich mich erinnere, hatten die doch was Besseres zu tun als zur Wahl zu gehen und haben sich gedacht: „Die Alten werden's schon richten!“.

Und wenn man dann noch eine Regierung hat, die ein unverbindliches Referendum verbindlich findet ...

Aber wie war das?

Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient.  :)
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Mit dem "D-day" hat Sunak seine ohnehin erstaunliche lahmende Kampagne nachgerade vollends vor die Wand gesetzt. Ausgerechnet zum Jubiläum des konstitutiv ur-britischen Sieges- und Veteranen-Feiertags mit Joe Biden, Macron und Scholz musste Sunak regelrecht geschubst werden, um überhaupt aufzutauchen.

Aber dann hat er sich nach kurzen Händeschütteln und ein paar Fotos sofort wieder davon gemacht und das Feld seinem Außenminister Cameron überlassen. Der dann als einziger Brite unter den Staatsoberhäuptern weilte, um die wenigen noch lebenden Veteranen des D-Day zu ehren.

Und Sunaks angebliche Wichtigkeit weswegen er den Termin abhaken ließ war ein lausiges Interview bei einem mittelprächtigen Sender, das auf Wunsch von Sunak erst in einer Woche ausgestrahlt werden soll.

Als die Welle der Empörung über Sunak zusammen brach, hat er sich immerhin entschuldigt, "dass er die Gefühle der Veteranen und des Volks nicht angemessen bedacht hätte". In vier Wochen wird gewählt.
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Offline kairo

Aber dann hat ... [Sunak] sich nach kurzen Händeschütteln und ein paar Fotos sofort wieder davon gemacht und das Feld seinem Außenminister Cameron überlassen.

Dem also, der das UK damals überhaupt aus Europa hinausbugsiert hat. Der hätte sich eigentlich bei den Froschfressern (wie die Briten so liebevoll sagen) erst recht nicht sehen lassen dürfen.

Wie man hört, hat König Karlchen seinen Geschmackssinn verloren. Ob er sich Corona geholt hat oder ob es seine Krebserkrankung war oder deren Behandlung, erfuhr man nicht. Aber bei englischem Essen ist das ja sowieso kein so schrecklicher Verlust. Jedenfalls nach dem Frühstück.
 
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Aber bei englischem Essen ist das ja sowieso kein so schrecklicher Verlust.
Vielleicht bei dem traditionellem englischen Essen. Mitte der 90er hat die neue britische Küche ihren Einzug gefunden, da wurde radikal mit alten Traditionen gebrochen und man konnte sich wieder gefahrlos dem britischen Essen nähern; die Fish & Chips, traditionell in Zeitungspapier serviert, haben zum Glück noch immer Bestand.
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"And where are we going to find a lobotomized monkey at this time of night?"
— Jasper Fforde
 
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Die drei Gründe, die zum britischen Empire geführt haben: Britisches Wetter, britisches Essen, britische Frauen :D

Die Realitätsverweigerung bzgl. des Brexit wird noch teurer werden. Dass gerade Labour so handelt, ist bezeichnend, da sich dort ähnlich wie in der dt. Sozialdemokratie die Dogmatiker auf Führungspositionen geschoben haben. "Rule Britannia" statt Internationalismus und damit wird man den Weg der Tories gehen. Richtig fies wird die Briten die Bankrotte ihrer Kommunen treffen... und das, wo doch nach dem Brexit das Geld in Strömen fließen sollte. Der NHS stirbt grade einen langsamen Tod, ausgelöst durch Personal- UND Geldmangel. London hat für diese Probleme keine Lösung und der durchschnittliche Brexiteer merkt immer mehr, dass er eben Shice gebaut hat. Da es aber eine demokratische Entscheidung war, gibt es keinen Sündenbock, der politisch ungefährlich wäre.... sondern in jedem Fall würde ein erklecklicher Anteil der Bevölkerung "angeklagt" werden. Deswegen gehen alle auf Zehenspitzen um den Elefanten im Raum herum, bloss nicht aufwecken^^
 
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