Kann ich mir auch anders vorstellen.
Eine kleine Gruppe schaut einen Anmelder aus. Die Auserkorene hat einfach keinen Grund gefunden, sich da raus zu reden. Nicht schnell genug weg geschaut.
Nach der Anmeldung darf sie dafür, dass sie das jetzt in die Hand genommen hat, auf die Bühne.
Was sagt jetzt ein Mädel, das nicht wirklich etwas zu sagen hat, das bisher von Mami, Licht und Liebe zu allen Menschen gelebt hat, nun so auf der Bühne.
Stoffsammlung, alle mal mitmachen, Ihr dürft mir jetzt schooon mal helfen.
Die Legende von den Widerstandskämpfern muss unbedingt rein.
Widerstand ist ja automatisch gut, denn Widerstand ist immer gut.
Dass Widerstand in unterschiedliche Richtungen gehen kann, ist hier nicht mehr wichtig.
Wie leicht man den Fehler macht, irgendwas aus dem Zusammenhang zu reißen, und wie gefährlich das ist, erkennt man nicht mehr, wenn ein Großteil der Meinung, die man hier vertritt, genau darauf aufgebaut ist, etwas aus dem Zusammenhang zu reißen.
Wenn sie Dir die Zeit geben, alles von ihrrem seltsamen Weltbild an den richtigen Platz zu stellen, dann wachen sie auf und kümmern sich um das Naheliegende in ihrem Leben.
Habe das jetzt einige Male geschafft.
Ich kenne Querdenker, die Querdenker wurden, weil sie keinen Sport mehr machen dürfen oder nicht mehr zum Wirt dürfen. Deshalb muss man doch nicht blöde werden und sich auch so benehmen.
Zurück zu Jana. Jetzt steht sie da, sagt einen Text, den sie gar nicht so meint, der aber gaaanz toll vorbereitet ist.
Sie versteht nicht den Sinn des Textes, sondern nur den Sinn, den sie meinte, als sie ihn geschrieben hat. Einer der häufigsten Autorenfehler. Man ist nicht mehr fähig den Text mit normalen Augen zu lesen. So kann sie auch nicht den Sinn von dem erkennen, was der Ordner sagt.
Sie empfindet den Widerspruch als schmerzlich, weil sie das, was ihr der Ordner zurecht vorwirft, niemals sagen wollte. So missverstanden muss sie weinen. Nach etwas Zuspruch geht es wieder und sie trägt den sinnfreien Text weiter vor.
Und meint, hiermit etwas Gutes für die Zukunft der Welt und der Menschheit zu tun, Liebe und Licht und Frieden und Freiheit. Wie sehr sie und ihre Empathie nur benutzt wird, kapiert das Mädel vermutlich gar nicht.
Dennoch sie ist Erwachsen und sie möchte so behandelt werden.
Dann soll sie die Konsequenzen auch spüren.
Und das nächste Mal einen guten Text schreiben. Von eigenen Gefühlen und Ängsten ohne Bezug auf eine Zeit, zu der ihr offensichtlich der empathische Zugang fehlt, weil sie zu weit weg ist von ihrem bisher behüteten Leben.
Auch dass sie dieses behütete Leben denen verdankt, die sie jetzt als Feinde...
Ach, das führt jetzt zu weit.