Autor Thema: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt  (Gelesen 17557 mal)

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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #30 am: 28. Oktober 2019, 19:49:15 »
Nicht nur in Auschwitz, sondern auch in Stutthof wußten die Häftlinge von den Gaskammer der Aussage eines zeugen nach.
Und ein Wachmann will nichts gewußt haben? Obwohl er schon ausgesagt hatte, tote Häftlinge gesehen zu haben?

Es muss einem doch schon komisch vorkommen, wenn tausende Gefangene so einfach tot sind und verbrannt werden. Aber hier hat bestimmt nur jemand Befehle befolgt...
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #31 am: 30. Oktober 2019, 19:33:36 »
Heute gab es wieder eine Zeugenaussage.
Vermutlich hat der Angeklagte aber nichts gesehen.


Zitat
Gerichtsprozesse Hamburg
30.10.2019 19:16 53
KZ-ÜBERLEBENDER SAGT VOR GERICHT AUS: JUDEN LAGEN VOR SELEKTION AUF DEM BODEN
PROZESS GEGEN EX-SS-WACHMANN FORTGESETZT

Hamburg - Im Hamburger Prozess gegen einen ehemaligen SS-Wachmann des Konzentrationslagers Stutthof hat ein Überlebender seine Erinnerung an die Ankunft der ersten ungarischen Juden geschildert.

Der Überlebende Marek Dunin-Wasowicz schildert vor dem Hamburger Landgericht seine grausamen Erlebnisse im KZ Stutthof.
Im Herbst 1944 habe er bei der Rückkehr von der Arbeit die Frauen, Männer und Kinder vor dem Stacheldraht des Lagers bei Danzig liegen sehen, ohne Essen und Trinken, aber bewacht von SS-Männern, sagte Marek Dunin-Wasowicz am Mittwoch vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts.

Die Baracken für das sogenannte Judenlager seien noch nicht fertig gewesen, als die ersten Transporte aus Ungarn ankamen. Am Tag nach der Ankunft seien die Juden selektiert worden. "Aber das habe ich nicht gesehen", sagte der 93-Jährige aus Warschau.
https://www.tag24.de/nachrichten/kz-stutthof-polen-ueberlebender-aussage-hamburg-landgericht-prozess-ex-ss-wachmann-1268736
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #32 am: 11. November 2019, 09:13:09 »
Wieder kamen grausige Details zu Tage.
Das Verfahren dauert jetzt nicht nur bis Dezember, sondern bis Februar 2020.



Zitat
Gerichtsprozesse Hamburg
10.11.2019 10:24 1.276
PROZESS GEGEN EX-SS-WACHMANN: RICHTER SPRACH SCHON 1950 VON "GRAUSAMEM REGIMENT"

HAMBURGER SCHWURGERICHT VERHANDELTE SCHON VOR 69 JAHREN GEGEN SS-MÄNNER

Hamburg - Im Prozess gegen einen früheren Wachmann im KZ Stutthof versucht das Hamburger Landgericht, die Verhältnisse in dem Lager bei Danzig zu ergründen - doch viele Details hat eine andere Kammer desselben Gerichts bereits vor 69 Jahren festgestellt.
Spoiler
"Die SS übte im Lager, wie auch aus anderen Konzentrationslagern bekannt, während der ganzen Zeit (...) ein überaus grausames Regiment", stellte das Schwurgericht II am 21. September 1950 fest.

Damals standen zwei sogenannte Funktionshäftlinge wegen Mordes und Körperverletzung vor Gericht. Der eine, ein damals 39-Jähriger, war Lagerältester gewesen, der andere, ein 51-Jähriger, Vorarbeiter eines Baukommandos. Die Mordvorwürfe konnten durch Zeugenaussagen nicht erhärtet werden.

Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Körperverletzung verurteilte das Gericht den 39-Jährigen zu sechs Jahren Zuchthaus. Nach Aufhebung des Urteils durch den Bundesgerichtshof sprach eine andere Kammer am Landgericht Hamburg eine Strafe von zwei Jahren Gefängnis aus. Der 51-Jährige wurde freigesprochen.

Die rechtlichen Hürden waren auch damals schon hoch. Körperverletzung verjährte nach fünf Jahren. Die Verurteilung wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfolgte aufgrund einer Verordnung der britischen Militärregierung, die aber nach Auffassung des Bundesgerichtshofs nicht mehr anwendbar war.

SS-Offiziere erschossen Gefangene im Wald
Unabhängig vom Ausgang der Verfahren gibt das Urteil des Schwurgerichts umfassenden Einblick in die Zustände in Stutthof, auch dank der Vernehmung zahlreicher Zeugen.

"Neuzugänge wurden geschlagen, stundenlang an die Wand gestellt und mit dem Gesicht gegen die Wand gestoßen, bei jeder kleinsten Unbotmäßigkeit mit Prügelstrafen belegt", hieß es.

Die Prügelstrafe sei mit der Peitsche auf der Lagerstraße vollzogen worden, während das ganze Lager angetreten stand. Einzelne SS-Offiziere hätten sich besondere Grausamkeiten erlaubt.

"Sie ließen Häftlinge im Winter in den um das Lager führenden Wassergraben werfen und danach mit dem nassen Zeug den ganzen Tag arbeiten." Es sei auch vorgekommen, dass sie einen Gefangenen einfach im Wald erschossen.

Bei Appellen musste das ganze Lager so lange stehen, bis alle vollzählig waren. "Es kam vor, dass die Häftlinge von 5 Uhr nachmittags bis 2 oder 3 Uhr nachts angetreten stehen mussten, wobei im Winter manchmal Menschen tot umfielen", so die Feststellung des Hamburger Schwurgerichts von 1950. Die schlimmsten Grausamkeiten hätten einige SS-Offiziere unter den Juden verübt.

Polnischer Überlebender sagt im aktuellen Prozess aus
"Hunderte von Frauen sollen durch Genickschüsse, Männer und Frauen durch Vergasung in Eisenbahnwaggons getötet worden sein." Flüchtlingen stellte die SS mit Hunden nach. "Wurden die Entflohenen gefunden, wurden sie meistens vor dem Lager von den Hunden zerrissen.

Eine grausame Szene, die der polnische Überlebende Marek Dunin-Wasowicz am vergangenen 28. Oktober als Zeuge im Prozess gegen den Wachmann schilderte, findet sich auch in dem Urteil von 1950: "Einmal kam es vor, dass bei der Hinrichtung zweier Russen bei der Hinrichtung des einen von ihnen der Strick riss. Auf Befehl des leitenden SS-Offiziers musste der Angeklagte (der Lagerälteste) ihn wieder zusammenknoten. Als der Strick beim zweiten Mal wieder riss, wurde der Russe aus dem Lager herausgeführt und erschossen."

Der Prozess gegen den heute 93 Jahre alten ehemaligen Wachmann soll am Dienstag (12. November) fortgesetzt werden. Ihm wird Beihilfe zum Mord in 5230 Fällen vorgeworfen. Die zuständige Jugendstrafkammer hat weitere 14 Verhandlungstermine bis zum 26. Februar 2020 angesetzt.
[close]
https://www.tag24.de/nachrichten/kz-stutthof-ex-ss-wachmann-gerichtsprozess-landgericht-hamburg-1280747
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Offline Enzo

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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #33 am: 11. November 2019, 13:13:09 »
Ich hatte eine Führung durch Stutthof durch einen ehemaligen Häftling (War ein Verteidiger der polnischen Hauptpost in Danzig), der im Krematorium & Gaskammer arbeiten mußte. Das schlimme ist: Die Überlebenden haben ein schlechteres Gewissen als  die Täter.
 
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #34 am: 11. November 2019, 13:59:49 »
Das schlimme ist: Die Überlebenden haben ein schlechteres Gewissen als  die Täter.

Weil sie ein Gewissen haben. Und verstanden haben, wovon sie da zwangsweise ein Teil sein mussten.
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #35 am: 11. November 2019, 14:16:32 »
Das "Vergessen" und "von nichts gewusst haben" hat teilweise auch den Grund, dass sich die Tatbeteiligten Tag für Tag grämten, sich nicht früh genug an Gegenmaßnahmen beteiligt zu haben. Und dann, als sie erkannten, was wirklich ist, bei Ergreifen von Gegenmaßnahmeversuchen prozesslos getötet werden zu können. Das wollte man dann doch nicht und hat gehofft, irgendwann irgendwo ein Schlupfloch zu finden, um doch noch herumreißen helfen zu können. Das kam aber nicht, stattdessen Routine und Sich damit abfinden. Erst wenns beendet ist, wird der Selbstschutz dann abgeworfen und dafür kommt ein anderer dran, den des "wir mussten mitmachen" und des "ich vergess es, weil ich mich zu sehr schäme". Das ist nicht nur bei so weitreichenden Ereignissen der Fall, das geht schon los beim "Mithänseln" der schwächeren Schüler oder der Ausländer in der Straße. Irgendwann besinnt man sich, wie dumm man dabei war. Und jede Generation macht dieselbe Erfahrung.

Über entlassene Dachau-Häftlinge habe ich gelesen, dass sie (wegen der Gefahr, sofort wieder geschnappt zu werden), auf die Frage, was dort geschehen wäre, lediglich "nichts" oder wenn sie leichtsinnig waren "nichts, das siehst ja" geantwortet zu haben. Nicht einmal "darüber darf ich nicht reden" war sicher genug.

Das "allgemein bekannt" war: Es gab KZ. Allgemeine Straßenmeinung war: Da kommen nur die Verbrecher hin. Dass es aber in jeder Stadt tausende Verbrecher gab, in jeder Großstadt pro Woche tausende verladen wurden, hat kaum einen gewundert oder er konnte es nicht gefahrlos anzweifeln. Was genau geschehen ist, wussten viele sicher nicht, aber aufgefallen sein muss jedem, dass es eine Einbahnstraße war. Von gar nichts gewusst haben höchstens Landwirte in entlegenen Regionen, die weder Zeitung noch Radio oder Telefon hatten und sich gewundert haben, warum plötzlich Krieg ist. Aber in Städten muss man gewusst haben, dass da etwas passiert, wo viel Unrecht beteiligt ist. Wenn man nicht überzeugt war von dem, was die im Allgemeinen getan haben.
« Letzte Änderung: 11. November 2019, 14:20:42 von Anmaron »
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #36 am: 11. November 2019, 14:44:53 »
Über entlassene Dachau-Häftlinge habe ich gelesen, dass sie (wegen der Gefahr, sofort wieder geschnappt zu werden), auf die Frage, was dort geschehen wäre, lediglich "nichts" oder wenn sie leichtsinnig waren "nichts, das siehst ja" geantwortet zu haben. Nicht einmal "darüber darf ich nicht reden" war sicher genug.


Das hing damit zusammen, daß sie bei der Entlassung einen Revers unterschreiben mußten, über die Geschehnisse im Lager kein einziges Wort zu verlieren.

Da man ihre Unterschrift hatte, konnte man sie jederzeit wieder drankriegen.
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #37 am: 11. November 2019, 14:46:58 »
Die Überlebenden haben ein schlechteres Gewissen als  die Täter.

Ein nicht seltenes Phänomen, das man bei Überlebenden von KZs, Flugzeugabstürzen usw. findet, Vorgängen also, bei denen es zahlreiche Tote gab. Sie haben Schuldgefühle, weil sie überlebt haben und andere nicht, die doch viel wichtiger für die Gesellschaft gewesen wären.
 
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Offline kairo

Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #38 am: 11. November 2019, 14:49:34 »
Das hing damit zusammen, daß sie bei der Entlassung einen Revers unterschreiben mußten, über die Geschehnisse im Lager kein einziges Wort zu verlieren.

Das stimmt, so etwas habe ich auch über Sachsenhausen gelesen. Allerdings entfiel ja diese Bindung spätestens 1945.
 

Offline Sandmännchen

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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #39 am: 11. November 2019, 15:17:23 »
Der Angeklagte ist komplett unter Hitler sozialisiert worden und stand dann mit 17 vor der Entscheidung, ob er sich zum Mittäter machen lässt und dafür vielleicht sein Leben vor dem Krieg rettet.

Man musste verdammt schnell erwachsen werden in dieser Zeit.
soɥdʎsıs sǝp soɥʇʎɯ ɹǝp 'snɯɐɔ ʇɹǝqlɐ –
˙uǝllǝʇsɹoʌ uǝɥɔsuǝɯ uǝɥɔılʞɔülƃ uǝuıǝ slɐ soɥdʎsıs sun uǝssüɯ ɹıʍ ˙uǝllüɟnzsnɐ zɹǝɥuǝɥɔsuǝɯ uıǝ ƃɐɯɹǝʌ lǝɟdıƃ uǝƃǝƃ ɟdɯɐʞ ɹǝp

P.S.: Cantor became famous by proving it can't be done.
 

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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #40 am: 11. November 2019, 15:23:32 »
Man musste verdammt schnell erwachsen werden in dieser Zeit.


Dann wäre es schön, wenn er zumindest jetzt erwachsen agieren würde.

Statt dessen kommt die längst widerlegte Mär vom "Befehlsnotstand".

Zitat
"Weigerung hätte keine großen Nachteile gebracht"
https://www.ndr.de/geschichte/Weigerung-haette-keine-grossen-Nachteile-gehabt,holocaust188.html
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #41 am: 11. November 2019, 16:22:41 »
Zitat
Ein nicht seltenes Phänomen, das man bei Überlebenden von KZs, Flugzeugabstürzen usw. findet, Vorgängen also, bei denen es zahlreiche Tote gab. Sie haben Schuldgefühle, weil sie überlebt haben und andere nicht, die doch viel wichtiger für die Gesellschaft gewesen wären.
Das habe ich in einem Interview mitbekommen von einem Titanic-Überlebenden. Unzählige waren im Wasser und haben nach Hilfe geschrien. Er hat die in seinem Boot genötigt, weiterzurudern, denn auch alle Boote zusammen können nicht so viele aufnehmen, wie da Hilfe benötigen. Dann gibt es ein Gerangel und alle wollen auf Boote und bringen sie unter Wasser. So hat er überlebt, im Bewusstsein drum, daran beteiligt gewesen zu sein, dass andere gestorben sind, auch wenn er sie nicht aktiv getötet hat.
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #42 am: 11. November 2019, 17:46:50 »
Survivors guilt ist ein bekanntes Phänomen. Kommt bei allen Extremsituationen vor, auch bei Militärs.

Die Schweinerei an den Prozessen der 50iger ist in meinen Augen, dass man Funktionshäftlinge anklagte und nicht Wachpersonal oder gar Offiziere. Funktionshäftlinge oder auch Kapos waren oft "Kriminelle", also Menschen, die aufgrund von Straftaten in KZ kamen, aber auch "Politische" die bereits seit 33 inhaftiert waren. Funktionshäftling wurde man nicht aus freien Stücken, da war eine Menge Druck dahinter, da bspw. der Barrackenälteste für die "Verfehlungen" der Insassen verantwortlich gemacht werden konnte. Auch ist belegt, dass Funktionshäftlinge die Häftlinge auswählen mussten, die in besonders schlimme Arbeitskommandos oder Aussenlager kamen. Diesen Konflikt hatte meiner Erinnerung nach das geheime Lagerkomitee in Buchenwald auszutragen: Die Kommunisten dort waren einerseits in der Lage zu bestimmen, andererseits mussten sie auch Leute schicken. Das sind ganz andere Abgründe als ein 17-jähriger SS-Wachmann vorweisen kann!
 

Offline mork77

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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #43 am: 11. November 2019, 18:22:38 »
Naja, wenn du dir das Personal von Stutthof durchsiehst, dann sind schon eine große Anzahl des Führungspersonals in den Jahren nach dem Krieg hingerichtet worden.

Auch den ersten Kommandanten, Max Pauly, haben die Briten 1946 hingerichtet.

Der zweite Kommandant, Paul Werner Hoppe, ist immerhin in der Bundesrepublik angeklagt und verurteilt worden und hat mehrere Jahre im Gefängnis gesessen.

Man hat nicht alle erwischt, aber gerade die Briten waren nach dem Krieg nicht zimperlich.


Was den jetzigen Angeklagten angeht.
Sicher war er 17, aber deshalb wird ja nach Jugendstrafrecht verhandelt. Dem wird also Rechnung getragen.
« Letzte Änderung: 11. November 2019, 18:24:13 von mork77 »
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
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Re: Prozess gegen Aufseher im KZ Stutthof beginnt
« Antwort #44 am: 11. November 2019, 18:41:57 »
Sicher war er 17, aber deshalb wird ja nach Jugendstrafrecht verhandelt. Dem wird also Rechnung getragen.


Nicht nur das.

Er ist zuvor medizinisch untersucht worden, ob er verhandlungsfähig ist.
Nett wie der Rechtsstaat nun einmal ist, wird wegen seines Gesundheitszustandes nur zwei Mal in der Woche verhandelt und das auch jeweils nur maximal zwei Stunden am Stück.

Ob dabei überhaupt eine Verurteilung herauskommt, kann man noch nicht absehen.
Es kann auch eine Einstellung des Verfahrens herauskommen. Oder ein Freispruch.

Sollte überhaupt eine Verurteilung erfolgen, kann sie auf Bewährung lauten.
Danach ist Berufung möglich.
Oder Revision.

Muß er jedoch einfahren, so wird er nochmal auf Haftfähigkeit untersucht.

Erst wenn die bejaht wird, bekommt er eine Aufforderung zum Haftantritt.

Dann kann er ein Gnadengesuch an die Staatsanwaltschaft richten.
Lehnt diese ab, dann an den Justizminister.

Wie man bei Herrn Gröning gesehen hat, wurde durch dieses Prozedere (er hat ja nun wirklich alles ausgereizt) ein Haftantritt letztlich vereitelt.

Deshalb kann ich mich den Haßtiraden des Internets gegen die Justiz nicht so recht anschließen.

Der Angeklagte hat viele Chancen, die seine Opfer (falls die Mittäterschaft bejaht wird, wissen wir ja noch gar nicht) nie hatten.

Fährt er tatsächlich ein, so kommt er in einen Spezialknast für Hochbetagte.
Mit Pflegestation und notfalls Intensivstation.
Rettung ist also schneller da als in jedem Pflegeheim.

Mein Mitleid hält sich daher in sehr engen Grenzen.

Zumal er verstockt erscheint. Im Gegensatz zu Gröning, der seine Schuld erkannt hatte.
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