Die Zeit verharmlost hier nicht, sondern bedient sich der allgemeinen Nennung
Stutthof wurde als KL/KZ gegründet, war aber zum Zeitpunkt des Einsatzes des Angeklagten ein Vernichtungslager. Ganz klar. Es ging nur noch darum, Menschen möglichst schnell zu töten, eventuell noch vorher ihre Arbeitskraft auszunutzen.
Gut, nehmen wir an, er habe nichts davon mitbekommen, wie man Leute hat verhungern lassen oder nicht medizinisch behandelt hat, um sie zu töten.
Aber er hat ja selbst ausgesagt, mindestens einmal die Leichen im Krematorium gesehen zu haben.
Nach Zeugenaussagen hörte man die Schreie aus den Gaskammern sehr weit, virtuelle Rekonstruktionen werden ergeben, wie weit man die Schreie im allgemeinen Getümmel hören konnte.
Schonmal einen Schuß aus einem K98k (dem Standardgewehr der Wehrmacht) gehört?
Erst recht eine Salve bei den Erschießungen und dann mehrmals hintereinander: Das hört man über Kilometer, auch wenn Häuser dazwischen sind hört man das noch über hunderte Meter!
Er bekommt
- eine medizinische Untersuchung auf Verhandlungsfähigkeit
- nur max. 2 Stunden Verhandlung am Stück
- max. 2 Verhandlungstage in der Woche
- eine Verhandlung vor der Jugendkammer
Alles Freundlichkeiten des Rechtsstaates, in deren Genuß seine Opfer nie kamen.
Sein Versuch, Mildernde Umstände zu bekommen, ist völlig falsch!
Deswegen habe ich da einen gewissen Respekt vor Gröning: Der hat nicht nur seine Beteiligung zugegeben, sondern auch, daß es ein Fehler war, da mitzumachen. Und hat Reue gezeigt.
Klar, Dey kann ins Feld führen, er habe nicht gewußt, daß man sich weigern konnte ohne, daß einem etwas passiert wäre.
Auch, daß man indoktriniert war und eventuell das Mütterlein zu Hause auf einen Orden für ihren Sohn wartete.
Kann ja alles sein, weiß man nicht.
Aber er hatte jetzt fast 80 Jahre Zeit, darüber nachzudenken!
Also könnte er zu den Erkenntnis gelangt sein - wie Gröning - daß man da nicht hätte mitmachen dürfen.
Er könnte dadurch den Gericht die Arbeit erleichtern und tatsächlich Mildernde Umstände herausschlagen.
Statt dessen kommt wieder der längst widerlegte Befehlsnotstand!
Von unserer Kundschaft hört und liest man ja oft: Der Sieger schreibt die Geschichte.
Und genau darauf haben sie gehofft: Daß Deutschland den Krieg gewinnt und die Gräuel der Vernichtungslager (die eigentlich nichts mit Krieg zu tun haben) vertuscht werden können.
Während ich das schreibe, lese ich von seiner Erklärung. Die ändert in meinen Augen nicht viel, denn er spricht davon, er habe dort seinen Wehrdienst ableisten
müssen.Das ist nachweislich falsch.
Wie er hätte reagieren können: siehe oben.
Hier sehe ich nur einen erneuten Versuch, sich herauszuwinden.
"Weigerung hätte keine großen Nachteile gebracht"
https://www.ndr.de/geschichte/Weigerung-haette-keine-grossen-Nachteile-gehabt,holocaust188.htmlGute Doku, gerdae zu den jetzt anhängigen Verfahren:
https://www.youtube.com/watch?v=Fnb-O_UYfSU&t=8s