Das 3SAT Video gibt eigentlich den Inhalt des Interviews gut wieder.
Weggelassen wurden die Mitschnitte von Nervlingvideos nebst Kommentaren, die seinen Hass belegen.
Die Quintessenz stimmt, das ist richtig.
Gerade zu Beginn war ich über die Gesprächsführung von Kosky nicht sehr glücklich. Ich kann verstehen, dass er sehr darauf geachtet hat, bei dem Interview das Heft in der Hand zu behalten und das Gespräch nicht dem Leerer zu überlassen. Zu Beginn empfand ich ihn allerdings etwas zu rigoros dabei. So hat er Nerlings Frage, wo er denn in seinen Videos Antisemitismus transportiere, kurz angebunden abgewürgt, was - zunächst - einen seltsamen Eindruck hinterlassen hat. Zum Glück ist Kosky tatsächlich später auf diese Frage eingegangen und es wurden diverse Videos und auch Kommentare - die Nerling nicht löscht und offenbar auch nicht für löschenswert hält - in dieser Hinsicht abgearbeitet. Der Hinweis des Nervlings, dass der Hass in den Kommentaren zu seinen Videos daran liegt, dass auch viele Linke dort kommentieren, ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten, wenn man öfters in dessen Kommentarspalten unterwegs ist.
Auch wenn Nerling das natürlich nicht so empfindet, wurde der ihm innewohnende Antisemitismus dabei schon sehr deutlich aufgezeigt. Für uns ist das aber ja nichts neues, das haben wir ja auch immer entsprechend aufgearbeitet und dargestellt. Manchmal ist Kosky hierbei vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen, so empfand er die Outro-Musik (diesen Ragtime-Song, den der Leerer früher als Intro verwendete) bei dem Video zum Holocaust-Tag als besonders grausam. Ich kann das verstehen, aber es ist allzu leicht für den Leerer darauf zu verweisen, dass er diesen Song häufig als Outro verwendet, so dass die Musikauswahl als (belastbarer) Beleg für den Antisemitismus mE nicht taugt. Aber wie gesagt, es wurde zuvor schon anhand genügend anderer Beispiele die antisemitische Gedankenwelt aufgezeigt.
Auch nicht ganz glücklich empfand ich als Beleg der nationalistischen Haltung der Angela Schaller ihr Hakenkreuztattoo. Das wird ihr zwar öfters unterstellt, soweit ich weiß, ist das aber nicht gesichert nachgewiesen. Das Posieren vor Hitlerbildern, vor Hakenkreuzfahnen oder der Hitlergruß hätten als Beleg da völlig gereicht, zum Glück verweist Kosky später auch darauf.
Gleichermaßen nicht ganz glücklich war die Wortwahl zu der Haverbeck, die Kosky bspw. als furchtbar monströsen Menschen bezeichnet. Ich will damit nicht sagen, dass die Haverbeck das nicht ist, aber in einem Interview für die öffentlich-rechtlichen macht sich Kosky damit ein wenig angreifbar, da der Vorwurf des Hasses, der Kosky beim Leerer aufzeigt, dieser anhand derartiger Äußerungen zurückwerfen Kann. Auf der anderen Seite ist Kosky aber eben kein 3-Sat Reporter, sondern persönlich (verständlicherweise) sehr angefasst, was man auch merkt.
Kosky ist im Übrigen der Auffassung, dass der Leerer eine Art antisemitisches Dog-Whistling betreibt. Gemeint ist damit, dass er eher selten eindeutig und offen antisemitische Ansichten ausspricht, die Botschaft aber von seinen Anhängern deutlich vernommen wird. Das trifft es eigentlich ganz gut, wobei es mit ein bisschen Augenmerk auch möglich ist diese Botschaften wahrzunehmen, wenn man nicht eine antisemitsiche Geisteshaltung hat. Gelingt uns und vielen anderen schließlich auch.
Interessant empfand ich bei dem Video die Körperhaltung und die Mimik des Leerers. Sehr arrogant und von sich überzeugt, man hat den Eindruck, dass er Kosky als lästiges und unterlegenes Subjekt empfindet. Das gibt fast mehr Aufschluss über die Einstellung Nerlings als alles, was er sagt. Höchst unangenehm und ich kann mir vorstellen, dass das Kosky auch so empfunden hat und deshalb zeitweise sehr angefasst reagiert hat.
Sehr seltsam deutet der Nerling die Unterbrechung des Interviews ab ca. Min. 37:57, die Nervling ankündigt mit: "Was jetzt passiert ist ganz wunderbar. Und nicht inszeniert. Aufgepasst!"Der (nicht-jüdische, was Nerling für erwähnenswert findet) 3-Sat-Kameramann braucht eine kurze Pause und muss kurz die schwere Kamera herunternehmen.Für ca. 30 Sekunden ist das Gespräch unterbrochen, abgesehen von etwas Smalltalk ala "ist ja auch ein schweres Ding, wa?", einem in sich hineinrülpsenden Leerer, etwas in der Gegend-Herumgestarre und Vogelgezwitscher passiert nichts. Dann folgt die Einblendung "Kann man das als Zeichen deuten?"Häh? Ich habe aufgepasst, aber ich vermag keine zu deutenden Zeichen erkennen. Vielleicht, dass der Kameramann kein großer deutsche Mann ist und nicht mal eine Kamera für eine 3/4 Stunde halten kann? Ist die Nähe zu dem Juden daran schuld, die dem deutschen Mann die Manneskraft nimmt? Ich habe wirklich keine Ahnung, was sich da in des Leerers Hirn schon wieder für eine Verschwörungstheorie bildet.
Soweit ich Kritik an Koskys Interview übe, liegt das übrigens nur daran, dass ich es gerade bei Typen wie dem Volkslehrer für wichtig halte, selbst keine Angriffsfläche zu bieten, um diesen keine Möglichkeiten zu bieten, das auszuschlachten. Das hat Kosky mE nicht immer geschafft. Aber er hat es alles in allem geschafft, den Antismitismus des Leerers herauszuarbeiten, so dass es gerechtfertigt ist, in der eigentlichen 3-Sat-Doku den Nervling auf die dort gezeigten Aussagen zu reduzieren. Darüber bin ich ganz froh, denn der Leerer kann nicht behaupten, es seien Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen oder er sei nicht korrekt dargestellt worden. Doch, ist er. Er ist ein Antisemit.