Der Volksleerer hat es auch mal wieder ganz alleine in die Lügenpresse geschafft. Da ging mal wieder ein "Schuß" von ihm nach hinten los.
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Ein Strandbad-Rausschmiss und seine Folgen "Niemand schwimmt gerne in brauner Brühe"
07.09.20 | 16:31 Uhr
In der vergangenen Woche muss ein Gast das Strandbad Plötzensee verlassen, weil er offen antisemitische Beleidigungen von sich gibt. Der Mann mobilisiert daraufhin zu einem Shitstorm gegen das Bad. Doch der findet ein überraschendes Ende. Von Max Preussler
Mittwochabend vergangener Woche: Ein Gast des Berliner Strandbads Plötzensee, der in seinem Wohnmobil dort übernachtet, unterhält sich am Strand mit Mitarbeitern des Strandbad-Teams - und gibt dabei seine antisemitischen Ansichten zum Besten. "Er hat sich mit unserem Kollegen Mohammed unterhalten und ging offenbar davon aus, dass der als Moslem die gleichen Ansichten über Juden haben muss wie er selbst", berichtet ein Mitglied des Strandbad-Teams im Gespräch mit rbb|24. Der Gast soll dabei antisemitische Beleidigungen und rassistische Begriffe von sich gegeben haben.
Der unliebsame Gast war kein Unbekannter
"Mohammed hat dem Gast dann klargemacht, dass er nicht mit ihm an einem Tisch sitzen will. Andere Leute sind dann hinzugekommen und haben Mohammed beigestanden. Wir haben diesem Mann dann gesagt: Du kannst Deine Sachen zusammenpacken und brauchst nicht wieder zu kommen", berichtet uns der Mitarbeiter des Strandteams, der namentlich nicht genannt werden will. Denn er befürchtet Anfeindungen und auch Morddrohungen.
Solche gab es nämlich schon einige. Denn der unliebsame Gast veröffentlichte nach seinem Rausschmiss ein Video auf Youtube und stachelte seine Fangemeinde dazu auf, mit Mails, Anrufen und schlechten Bewertungen gegen das Strandbad Plötzensee vorzugehen. Dem Aufruf folgten Hunderte - denn der unliebsame Gast ist kein Unbekannter.
Vom "Volkslehrer" erfährt das Strandbad erst hinterher
Der Mann heißt Nicolai Nerling. Er bezeichnet sich selbst als "Volkslehrer" und verbreitet rechtsextremistische, antisemitische und rassistische Hetzvideos im Internet. Nerling war einst Grundschullehrer in Berlin-Gesundbrunnen, bis seine Verfassungsfeindlichkeit bekannt und ihm fristlos gekündigt wurde.
Der 40-Jährige Berliner ist auch Corona-Leugner, er war unter jenen, die am 29. August direkt vor das Reichstagsgebäude gelangten. Später sprach er dann von einem von der Bundesregierung inszenierten Sturm auf den Reichstag, um die Gegner ihrer Corona-Maßnahmen in eine rechte Ecke zu stellen. Nerling stand schon mehrmals vor Gericht, wegen Volksverhetzung und Hausfriedenbruchs, unter anderem weil er im ehemaligen KZ Dachau vor Schülern die Opferzahlen des Holocaust leugnete.
Von alledem wissen die Strandbad-Mitarbeiter nach ihren Angaben nichts, als sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und den Mann am späten Mittwochabend des Geländes verweisen. Wer dieser Mann ist, wird ihnen demnach erst bewusst, als er sein Video auf seinem "Volkslehrer"-Youtube-Account postet und zu Aktionen gegen das Strandbad aufruft. "Dieser Mann war immer mal wieder bei uns, bisher war er ein zuvorkommender, ruhiger und kontrollierter Gast. Deshalb waren wir alle in dem Moment auch sehr überrascht, als er plötzlich diese Themen auf den Tisch brachte", erzählt das Strandcrew-Mitglied und betont: "Er wurde nicht wegen seiner Youtube-Hetzvideos rausgeschmissen, davon wussten wir ja zu dem Zeitpunkt noch gar nichts. Der Wikipedia-Artikel über ihn hat uns dann aber auch bestätigt, dass wir alles richtig gemacht haben."
"Wir stehen für eine offene Gesellschaft"
Nerling behauptet in einem Youtube-Video, allein wegen seiner Haltung gegen die Corona-Politik zum Verlassen des Strandbads aufgefordert worden zu sein - und verkauft sich als Opfer der, seiner Meinung nach, im Strandbad eingeschränkten Meinungsfreiheit. Gleich mehrere Zeuginnen und Zeugen können diese Schilderungen widerlegen und geben das später auch der Polizei zu Protokoll, wie uns der Strandbad-Mitarbeiter versichert. "Und überhaupt: Wir stehen für Toleranz, für eine offene Gesellschaft", betont er.
Dass am Plötzensee grundsätzlich verschiedene Meinungen sehr wohl toleriert würden, zeige sich auch darin, dass sich in den Tagen vor der großen Corona-Demonstration Ende August zahlreiche "Querdenker"-Anhänger und Corona-Leugner auf dem Campingplatz eingemietet hätten. "Gerade zur Zeit der Demo war hier alles voll, wir haben hier alle untergebracht, auch wenn uns die Leute nicht gepasst haben. Uns war nur wichtig, dass sie das Gesetz achten. Und das haben sie auch getan, alles blieb friedlich", berichtet er weiter. Doch bei offen vorgetragenem Antisemitismus und Rassismus sei eben eine klare Grenze überschritten worden. Das könne man nicht dulden.
"Unsere klare Haltung wird belohnt"
Nach Tagen des Shitstorms gegen das Strandbad ist inzwischen etwas Ruhe eingekehrt, mittlerweile erlebt die Crew eher einen "Love-Storm". "Niemand schwimmt gerne in brauner Brühe", heißt es in einem der vielen unterstützenden Kommentare beim Google-Bewertungssystem und bei Facebook, "Super klares Wasser, kein bisschen brauner Dreck der im Wasser schwimmt", heißt es in einem anderen.
Mittlerweile übersteigen die positiven und aufmunternden Zuschriften bei Weitem die negativen, sagt der Interviewpartner vom Strandbad und stellt fest: "Unsere klare Haltung wird belohnt, diese Rückendeckung macht Zivilcourage für uns leichter. Viele Kommentatorinnen und Kommentatoren fühlen sich darin inspiriert, selbst Zivilcourage zu zeigen. Letztlich hat das alles also mehr Gutes gebracht als Schlechtes."