So, Augen zu und durch...
Die zweibeinige Schattenmorelle* stiefelt bei Rüdiger H. vorm Reichstagsgebäude kurz vorbei, man heuchelt einander kurz gegenseitig Interesse, und schon hat N.N. vor dem Brandenburger Tor stehend das übliche Ekelniveau erreicht „Ursprünglich gegen Corona, aber es hat sich ausgeweitet zu einer Demonstration für Freiheit und Selbstbestimmung [...] Es haben sich mehrere Millionen angekündigt, also manche sprechen von sechs Millionen, die hier kommen werden, ob es wirklich so viele sein sollen, werden wir mal sehen.“
N.N. schleicht durch die Menschenmenge, vergleicht den Berliner Deppenauflauf mit den Demos von 1989 und bezeichnet einen Fahnenträger, der die Hymne grölt, als „Das ist das Volk, das Einlass begehrt.“
Vor der US-Botschaft schwafelt N.N. über den Friedensvertrag, 'der aber gar nicht so wichtig ist' und über alte und neue Flaggen, wie immer unbelastet von jedem historischen Wissen. Zwischendurch charmiert N.N. wie die billigste Hafenkokotte mit seinen Fähanz und macht Selfies.
N.N. schlendert in Richtung verQuerdenken-Demo, sieht Polizei und „[...] auch die Bundespolizei ist hier im Einsatz, fehlt nur noch das Militär und dann haben wir eine richtig schöne Party.“
Skurrile Situation vor dem „Protestcamp“ ab Minute 8:16, N.N. monologisiert radebrechend „Hier wohnen sie oder campen und wollen offenbar nicht gehen“ und liest von seiner unsichtbaren Uhr die Uhrzeit ab. Er wird von zwei verqueren Damen/*/innen angesprochen und wird darauf hingewiesen, dass er, wie ansonsten auch in jedem anderen Zusammenhang, falsch informiert ist. „Die Medien sind immer schlecht informiert.“ N.N. darauf „Jetzt generalisieren Sie hier mal nicht, ich bin ja freie Presse.“ „Ja, aber so frei scheinbar auch nicht“ als Antwort der zwei Querdenkerinnen. N.N. setzt zu einem neuen Monolog an „Wie wir eben von den Insassen dieses Lagers gehört haben, wurde die Genehmigung [für das „Protestcamp“] wieder erteilt.“ Was er, der tapferste unter allen Journalisten, natürlich nicht wissen kann. Er nimmt einen Anruf an und weist die zwei Damen abschließend darauf hin, dass sie doch mal recherchieren sollten, mit wem sie gerade das Vergnügen hatten, das ausschließlich auf Seiten des Nervlings war. „Dann schaut ihr mal nach, wer ich denn bin und wie ich so berichte sonst, dann schämt ihr euch in Grund und Boden.“ Wie kann ein Mensch, der so wenig Ahnung von allem hat, so dermaßen arrogant und selbstverliebt auftreten?
N.N. bekommt es auf der Straße des 17. Juni kurz mit einem Spinner zu tun, der „Lügenpresse“ in Nervlings Kamera säuselt, womit dieser recht passend das Wirken von N.N. zusammenfasst, und garniert das Ganze mit einer Mittelfingerparade. Das einzig überraschende ist, dass N.N. nicht sofort nach der Polizei ruft, um eine Anzeige aufnehmen zu lassen. Auf der Straße simuliert N.N. anschließend gewohnt grobmotorisch einen seiner peinlichen Volkstänze nebst dazu passend unpassenden Gesang.
Ein Kamerateam, laut N.N. von Arte, schenkt ihm leider Aufmerksamkeit, so dass er sein übliches Gefasel -besetztes Land, andauernder Kriegszustand, „verschiedene offenkundige Tatsachen darf man einfach nicht hinterfragen“- absondern kann, aus dem Hintergrund schmachtet ihn eine Blondine an, die zum Stammpersonal seiner Volksdeppentanzorgien gehören scheint und die wir hier schon einmal thematisiert hatten.
Vor der Siegessäule wird von der Bühne aus eine „Meditation“ angekündigt, die laut Einblendung von N.N. auch auf Hebräisch vorgetragen wurde. Es schließt sich ein Gespräch mit Dr. Bonobo an, das kein weiteres Wort verdient. Einzig, dass Dr. Bob nicht über N.N.'s extrem niedrig gehaltenes Stöckchen springen mag und unverdrossen weiter von einer „Völkerfamilie“ spricht, ist bemerkenswert.
N.N. stürzt sich wie eine unterzuckerte Shicehausfliege auf den Spiegel-TV-Mitarbeiter David Walden, der angenehm lässig bleibt, als ihn N.N. auf seine „Klatsche“ von Stuttgart anspricht. [Er meint hiermit das Interview von Spiegel-TV mit dem schwäbischen Indianer Bergmann, das nach Nervlings unbedarfter Lesart ein Triumph für die verQuerdenker war.] „Herr Walden möchte kein Interview geben, er scheint sehr frustriert zu sein, Stuttgart hängt ihm glaube ich noch sehr nach, sitzt ihm in den Knochen […].“ Kein Video, ohne sich an Anselm Lenz zu reiben, der ist zwar in der Ferne mehr zu ahnen als zu sehen, aber das hält N.N. nicht davon ab, nach ihm zu rufen.
Schrang spaziert vorbei, begleitet von zwei Bodyguards, gibt N.N. nur kurz die Hand und N.N. entgleiten kurz die Gesichtszüge.
Es folgen Auszüge der Eröffnungsrede von Ballweg, die N.N. verdächtig vorkommt, weil dieser keinen Friedensvertrag fordert und nicht vom Systemwechsel faselt. Kennedy beweist anschließend, dass es in jeder Familie ein schwarzes Schaf gibt. N.N. klingelt es gerade bei dir, wer das in deiner Familie sein könnte?
Den „Sturm auf den Reichstag“ thematisiert N.N. in seinem Video erstaunlicherweise nicht eigens, es bleibt bei der Einblendung „Was in der Zwischenzeit passierte, dürfte hinlänglich bekannt sein, deswegen kommen wir nun direkt zum erfreulichen Ende des Tages.“ N.N. schleicht sich auf die Bühne an der Siegessäule, mischt sich unter die verQuerdenker und tut so als ob er mit der „Demo“ irgendetwas zu tun gehabt hätte, bis Haintz den Weichteilen von Nervlings Ego einen Tritt verpasst und ihn recht höflich bittet, doch die Bühne zu verlassen und gleichzeitig die Security ruft. War das bei Minute 43:04 ein Hitlergruß von N.N. zum Abschied?
*bezieht sich auf seinen gekonnten Fall auf der Treppe des Reichstages, aber die Schwerkraft gehört in Nervlings Gedankenwelt vermutlich auch zu den zweifelhaften Tatsachen, über die man offen sprechen können muss
Musikalisches Desinfektionsmittel heute: Machine Head mit dem Song „Davidian“ vom '94er Album „Burn my Eyes.“