Versuchsstation 23
Labortag 354
Eintrag 371
Der Proband N.N. variiert sein Verhalten auch weiterhin nur marginal. Die bereits oft beschriebenen egozentrisch-narzisstischen Fehlleistungen nehmen vermehrt zu, was mit einer sich intensivierenden Reduktion kognitiver und sprachlicher Fähigkeiten korreliert. Die Unterabteilung 23/17_Quantitative Linguistik konnte eine überdurchschnittliche Häufung von z.B. „wahrscheinlich“ und den sattsam bekannten Konjunktiven in ihren mannigfaltigen Varianten ermitteln. Wenngleich man der Institutsleitung und hierbei insbesondere Prof. Potemkin Anerkennung für die bis dato größte Versuchsanordnung vom 28.-29.08. aussprechen muss, möchte die Station 23 darauf hinweisen, dass weitere Experimente in der Größenordnung nicht notwendig sind, da die Inszenierung mit über 30.000 Komparsen als Darsteller von Demonstranten, um dem Probanden N.N. ein möglichst naturgetreues Habitat zu simulieren, in dem er gemäß seiner auch weiterhin unterdurchschnittlichen Fähigkeiten ungehemmt agieren kann, in Relation zu den neugewonnenen Erkenntnissen unverhältnismäßig ist. Der von den Filmstudios Babelsberg zur Verfügung gestellte „Presseausweis“ hat sich ein weiteres Mal als sehr effizientes Mittel zur Selbsttäuschung des Probanden N.N. erwiesen. Die Unterabteilung 23/40_Kontrafiktion sollte ihre Überlegungen zur Entwicklung eines wirksamen Substituts intensivieren, da nicht auszuschließen ist, dass bei weiterer Verwendung des „Presseausweises“ bleibende Schäden im Bereich der Autosuggestion des Probanden N.N. hervorgerufen werden, was seine Auswilderung nach Abschluss des Experiments beträchtlich erschweren dürfte. Abschließend möchte die Station 23 für den Fall eines erneuten Großversuches darauf dringen, die Komparsen besser zu schulen.
Das Protokoll im Detail:
N.N. krächzt heiser vor der Siegessääule, als hätte er die ganze Nacht gesoffen oder geschrien; er versteckt sich hinter einer Sonnenbrille und sieht dabei aus wie, ähm, der Coverboy eines Gaymagazins. Er flitzt einer Gruppe von Cops hinterher, die gerade Nana abführt, nur um augenblicklich das Interesse zu verlieren, als sich eine andere Gruppe von Cops robust anderen „Demonstranten“ widmet. Vor den Cops stehend, die N.N. neulich erst wie ein Kleinkind ningelnd bemühte, „Fünf gegen einen, naja, so kennt man das ja auch.“ N.N. rast zur Bühne, auf der ein Hamburger Cop (hoffentlich) gerade seine Beamtenlaufbahn beendet, seine zukünftigen Ex-Kollegen begleiten ihn von der Bühne. Szenenwechsel: N.N. steht vor Backstagebereich und trifft auf einen „Lutz“ aus Leipzique, der nach eigener Aussage 1989 dabei war. N.N. gießt seine '1989-war-eine-Inszenierung-von-sinistren-Mächten'-Gülle in Frageform und Lutz ist dumm genug es nicht zu merken. Stattdessen entblödet er sich die Repression in der DDR mit dem Deutschland von heute zu vergleichen „Ich habe z.B. auf der Arbeit erzählen können, dass ich auf der Demonstration [1989] war, hab nie Probleme gekriegt […] jetzt in diesem Deutschland nicht. Ich darf nicht sagen, wo ich bin, ich muss sogar mittlerweile ein Formular ausfüllen, was ich in meiner Urlaubszeit mache, wo ich mich aufhalte, ob es eventuell kritische Gebiete sein könnten […] Menschen werden systematisch kaputtgemacht.“ Wenn Lutz nie Probleme bekommen hat, lag das wohl nur daran, dass sich nicht einmal die Stasi für ihn interessiert hat. Wie können ehemals Bürgerbewegte, sollte seine Geschichte stimmen, auf dieses falsche Gleis gelangen?
N.N. steht vor der Siegessäule, im Hintergrund sammeln sich Cops, und faselt vom 'Bruch,' der 'Verletzung' der FDGO, die es in seiner üblichen Lesart doch überhaupt nicht gibt. Er sagt später „Naja, die [Cops] haben aufs Grundgesetz geschworen und das Grundgesetz ist von den Besatzern geschrieben.“ In Sachen Logik gibt es also mal wieder die eine oder andere Fehlzündung bei N.N. „Die Grundrechte werden nicht mehr eingehalten, sie werden willkürlich gebrochen. Auf der einen Seite bejubelt man die Demonstranten in Weißrussland, auf der anderen Seite kriminalisiert man die Demonstranten hier im eigenen Land. Wobei man fast schon sagen muss, dieses Land ist nicht das Land der Regierung, die Regierung verfolgt andere Interessen als dem Volk hier zu dienen.“ N.N. gibt anschließend imaginierte Anekdoten aus seiner Vergangenheit zum Besten, als er noch Freunde hatte und unter diesen Polizisten waren, die natürlich nur auf Kloppereien aus waren. „Das sind die Momente, auf die die Polizisten drauf hin fiebern. […] Aus dem Grund gehen junge Männer, hauptsächlich, aber auch junge Frauen zur Polizei, weil sie sich körperlich messen wollen, weil sie primäre Erfahrungen machen wollen […]“ und später „Das sieht schon echt aus, oder, mit den schwarzen Uniformen, mit den schwarzen Helmen, [...] das kann einem schon Angst machen.“ Stimmt, schwarze Uniformen fetzen nur, wenn sie auf dem Berghof oder vor der Reichskanzlei getragen werden. Später sagt er „Das ist aber nicht das Schwarz der SS, das ist das Schwarz der dt. Bereitschaftspolizei.“
Bei Minute 16 gibt es einen Auftritt einer besonders engagierten Komparsin, die vor ihrem Auftritt wohl einen Duracell-Hasen verschluckt hat.
Ahnungslosigkeit, in der nächsten Ausgabe des Duden auch unter dem Stichwort Nerling zu finden „Also gemäß Art. 8 GG muss eine Versammlung nicht genehmigt werden, man muss sie vielleicht anmelden, aber diese wurde ja angemeldet. Jeder hat das Recht, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Nein, nicht jeder, alle Deutschen haben das Recht […] Das ist ein Grundrecht, das nicht genommen werden kann. […] Jetzt verstößt die Polizei [...] gegen das Rechtskonstrukt, auf das sie einen Eid geleistet hat.“ Die Cops beginnen sehr zurückhaltend mit der Räumung, ein „Demonstrant“ hält es für eine gute Idee den Cops mit einem Megaphon auf ca. einen Meter Entfernung etwas erzählen zu wollen, er wird schnell eines besseren belehrt.
N.N. stürzt sich auf ein Team vom RBB (?) erkennbar an den Masken und der professionellen Kamera, nach nichtssagenden Sätzen und der kleinen Spitze an N.N. „Einen richtigen Presseausweis haben Sie immer noch nicht?!“ verabschiedet er sich dankend.
Auftritt Traugott Ickeroth, der meint „... die Schlacht [um Mittelerde?] ist auf der feinstofflichen Ebene schon gewonnen, das was fehlt ist, dass die Masse begreift was los ist, deshalb befürchte ich, dass der Druck vom System noch viel stärker werden muss, dass wirklich der Crash kommt, dass wirklich die Kinder aus den Familien gerissen werden mit brutaler Gewalt […] all das muss leider kommen, ansonsten befürchte ich, wird die Masse nicht wach. […] Wir werden eine ganz neue Zeit bekommen, wir werden freie Energie bekommen, […] eine neue Medizin, […] Freigeld […].“ Schade, Tiramisu für alle hat er nicht erwähnt, da wäre ich sofort dabei. „Es kann nicht sein, dass eine kleine Minderheit wie Soros, Jeff Bezos, oder Rothschilds, Rockefellers oder diese Illuminatenblutlinien, das die meinen, sie könnten die Menschheit tyrannisieren.
Einen besonderen Gruß an die Nerling'sche Restfamilie sendet er bei Minute 25 „Oh und hier, das Schild 'Finger weg von Art. 8,' die sind aus Lüneburg, auf der Rückseite stand drauf 'Querdenken Lüneburg' und es freut mich, dass es in Lüneburg eben auch anständige Leute sind und nicht nur stinkende Antifanten, die man sonst da immer nur sieht.“
N.N. schleicht sich an die Cops heran, begafft deren Arbeit und entäußert feixend als sie Absperrungen zusammentragen „Das kann sein, dass sie jetzt hier den ersten Gulag schon mal einfrieden. Das werden dann die berühmten Tiergartenlager gewesen sein, über die man in den Geschichtsbüchern später nichts nix zu lesen bekommt natürlich, worüber dann manche Geschichtsrevisionisten oder Verschwörungstheoretiker dann zu was erzählen.“
Eine „Demonstrantin“ darf die Bedeutung des unmittelbaren Zwangs kennenlernen und N.N. dazu „So sieht eine unbeugsame Germanin aus,“ die zu diesem Zeitpunkt schon versandfertig zusammengefaltet war. N.N. hängt sich wie ein Blutegel dran, kommentiert das offensichtliche „Jetzt wird sie weggetragen,“ scharmützelt mit den Cops, wird auf die Abstandsregeln hingewiesen [fast schon brüllend und sich dabei aufpumpend] „Ich halte ja wohl Abstand, außerdem ist Polizei und Presse immun gegen diesen Corona-Dreck.“ Upps, dann ist N.N. wohl ungeschützt. Die Cops reagieren mal wieder sehr lässig und strafen N.N. mit Desinteresse, meine Toleranzgrenze hätte der deutschdümmelnde Nazipressefuzzi längst überschritten und es hätte [Selbstzensur.]
Der Hetzazubi wird eingetütet, N.N. tut überrascht und geht einfach weiter. Es schließen sich Sequenzen mit Haintz und Kennedy an, während M. Lejeune, dank wundersamer Blitzheilung, durch die sich auflösende Menge spaziert. Dr. Bonobo stimmt die Hymne an, zur Sicherheit gleich 2x. Anschließend lässt sich N.N. von der schwäbischen Indianerbeleidigung Bergmann „interviewen.“ Inhalt, Ablauf: belanglos... und dann sind die 55 Minuten Lebenszeitverkürzung auch schon wieder vorbei.
Die Versuchsstation 23 hört zur Dekontamination für den Rest der Woche die polnische Nationalhymne. Marsz, marsz, Dąbrowski!
@Gerichtsreporter &
@Neubuerger Danke für die Infos zum Shirt.