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Und auf dem Auto klebt die „88“
Zu den Rednern gehören auch Birgit Weißmann, vormals Mitvorsitzende der Münchner Pegida, und Christina Baum, die für die AfD im baden-württembergischen Landtag sitzt. „Wenn heute nur so wenige hier sind, dann kann ich das nicht verstehen“, sagt Baum. Dann skandieren alle „Festung Europa. Macht die Grenzen dicht“, bevor das Absingen der Bayern- und Deutschlandhymne die Veranstaltung beendet. Die fünf, sechs jungen Isarwinkler, die in Lederhosen erschienen sind, trinken ihr Bier aus. Später steigen sie in einen Transporter, den ein großer Aufkleber mit der Zahl „88“ ziert. Das ist entweder die Rückennummer des bevorzugten Sportstars, der Geburtsjahrgang des Fahrers oder der in rechten Kreisen gebräuchliche Zahlencode für „Heil Hitler“ (H ist der achte Buchstabe im Alphabet).
Bürgermeister Werner Weindl hat die Kundgebung mitverfolgt. Besonders traurig findet er, dass sich keiner der Redner mal bei der Gemeinde über den genauen Sachverhalt informiert hat. „Das ist eigentlich der ureigenste Grundsatz des Zusammenlebens, dass man mal miteinander redet.“ Hätte jemand nachgefragt, „hätten wir ihm gesagt, dass zu der Veranstaltung ausschließlich junge Männer zwischen 18 und 25 Jahren kommen, keine jungen Frauen.“ Etwas anderes sei nicht geplant gewesen. Ziel sei es gewesen, soziale Kontakte zu fördern. Da die Demonstranten ursprünglich vom Rathausplatz zum Pfarrheim ziehen wollten, „haben wir die Veranstaltung aber vorsorglich abgesagt“, so Weindl. Man habe jede Form der Eskalation vermeiden wollen.
Ich habe gesagt: „Ich glaube, Sie sind im falschen Haus.“
Aus Sicht der AfD gibt es am Mittwoch übrigens durchaus noch einen „Skandal“. So wird es jedenfalls auf einer ihrer Facebookseiten beschrieben. Ein Teil der Demonstranten wollte im „Altwirt“ einkehren, wurde aber des Lokals verwiesen. „Gesinnungsfaschismus vom Feinsten“ sei das, schreibt die AfD, die sich an die Verhältnisse von 1933 erinnert fühlt. Dazu gibt es einen Link zu einem Internetportal, auf dem man den „Altwirt“ bewerten kann.
Wirtin Ursula Werner steht am Tag danach zu ihrer Entscheidung, „von unserem Hausrecht Gebrauch gemacht zu haben“, sagt sie. Sie sei kurz bei der Kundgebung gewesen und habe daher gewusst, wer sich da in ihrem Biergarten niederließ. „Ich habe zu ihnen gesagt: ,Ich glaube, Sie sind im falschen Haus.“ Sie habe darauf aufmerksam gemacht, dass beim „Altwirt“ viele Nationen arbeiten, auch Syrer, „gegen die gerade vorher noch gewettert wurde“. Sie glaube schon, dass sie freundlich geblieben sei, so Werner. Dass es nun negative Bewertungen auf verschiedenen Portale gebe, müsse man aushalten.
Mittlerweile gibt es aber auch eine breite Welle der Solidarität für den „Altwirt“. Viele Facebook-Kommentatoren unterstützen die Haltung der Lenggrieser Gastronomin.