Als ob das nicht schon blöde genug wäre, wird noch kommentiert, dass Mozart ausgewählt wurde, da er 432 Hz bevorzugt habe und man mit dieser Frequenz ja auch Menschen gesund machen könne.
Das ist natürlich Unsinn! Mozart ist 1791 gestorben, Hertz erst 1857 geboren worden, die nach ihm benannte Einheit Hz wurde erst 1930 definiert und 1935 erstmals verbindlich eingeführt. Somit kann Mozart keine in Hz bestimmten Frequenzen bevorzugt haben.
In alter Musik gibt es sehr unterschiedliche Stimmungen. Man unterscheidet neben dem bekannten Kammerton etwa den Kirchenton oder den Orgelton, wobei Kirchen- und Orgelton identisch sein können, aber nicht müssen. Viele traditionelle Orchester haben eigene Stimmtöne, die sie bis heute benutzen. Da es bis in die jüngere Vergangenheit weder eine einheitliche Methode zur Messung von Schwingungen (Frequenzen) noch zur Erzeugung identischer Tonhöhen gab, dürften die Stimmungen vorher von Ort zu Ort unterschiedliche gewesen sein. Dafür gibt es auch Hinweise, etwa erhaltene Instrumente. Umstritten ist in der Musikgeschichte bis heute die Hypothese dass die Stimmung vor etwa 1800 generell tiefer war als heute. Bekannt ist, dass Ende des 19. Jahrhunderts ein gewisser Trend einsetzte, eher höher zu stimmen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts flaut dieser Trend allerdings ab oder hat sich teilweise auch umgekehrt. Heute wird teilweise wieder tiefer gestimmt als noch vor einigen Jahrzehnten.
Letztlich ist das allerdings Geschmacksache.
Die Reformatoren Luther, Zwingli, Bullinger und einige andere haben selbst komponierte Lieder hinterlassen. Die Noten dieser Lieder können wir lesen, da sie bis auf geringe Unterschiede dasselbe System verwendeten wie heute. Diese Lieder, die bis zu 500 Jahre alt sind, werden heute bei gebräuchlicher Stimmung als hoch, oft auch als zu hoch empfunden. Nun gibt es verschiedene Erklärungen für diesen Befund. Davon abgesehen, dass es damals keine eindeutige Methode zur Bestimmung eines Stimmtons gab, käme in Frage, dass die Menschen damals im Schnitt etwas höhere Stimmlagen hatten. Zumindest Luther und Zwingli waren anfangs Priester und hatten geübte Stimmen, die so hoch hinauf reichten. Eine andere Erklärung wäre eben die, dass einfach alles ein paar Halbtöne tiefer gestimmt war als heute. Andere erhaltene Musikstücke aus jener Zeit können allerdings problemlos in moderner Stimmung gesungen werden.
Doch zurück zu Mozart: In einigen seiner Werke hat er sehr tiefe Bass-Stimmen. Bekannt ist etwa die Rolle des Osmin in der "Entführung" oder Sarastro in der "Zauberflöte". Bei heute gebräuchlicher Stimmung sind die tiefsten Stellen dieser Stimmen kaum zu schaffen. Die nahe liegende Erklärung ist die, dass Mozart ein Sänger zur Verfügung stand, der eine so tiefe Stimme hatte. Gehen wir nun aber davon aus, dass die Stimmung in Mozarts Werken tiefer war als heute, dann verschärft sich das Problem der tiefen Bass-Stimmen zusätzlich, was eher gegen diese Annahme spricht, zumal die übrigen Bass-Stimmen in seinen Werken den auch heute üblichen Stimmumfang zeigen, also eher darauf hindeuten, dass die Stimmung damals nahezu der heutigen entsprach.
Auch wenn ich mich jetzt etwas in Rage geschrieben haben mag, so doch nur kurz: Für jeden, der auch nur entfernt Ahnung von Musik hat, ist diese Hamersche Behauptung von der angeblich tieferen und dann auch schon zu Mozarts Zeiten auf eine exakte Frequenz festgelegten Stimmung als völlig abwegig zu erkennen.
Hamer macht sogar als Toter noch Ärger!