Nun habe ich mir das Geschreibsel mal durchgesehen. Die eingangs eingestellte Behauptung ist ja allerliebst:
Im derzeitigen System ist ein ethisches Verhalten in vielen Bereichen überhaupt nicht möglich, denn der eigene wirtschaftliche Erfolg bedeutet immer, daß im gleichen Maße jemand in finanzielle Probleme kommen muß. Denn 100 € Guthaben bei Mensch A sind immer gleich 100 € Schulden bei Mensch B.
Anmerkung: Den Text habe ich unverändert kopiert; etwaige seltsame Schreibweisen stammen also nicht von mir.
Nun gut, es mag zwar zutreffen, dass das Guthaben des Einen immer die Schuld des Anderen ist. Aber das bedeutet eben gerade nicht, dass der wirtschaftliche Erfolg des Einen zwingend finanzielle Probleme des Anderen nach sich ziehen. Der Fehler liegt einfach darin, dass man nur gerade die finanzielle Transaktion betrachtet. Geschäfte sind aber fast immer gegenseitig.
Dies sieht man am besten beim Tauschhandel: A und B tauschen Waren aus, die etwa gleich viel wert sind (jedenfalls aus ihrer jeweiligen Sicht). Nun werden aber eben nicht nur Waren gegen Waren getauscht, sondern auch Waren gegen Geld, Geld gegen Leistungen irgendwelcher Art oder sogar Geld gegen Geld (z. B. wenn ich Euro in Dollar tausche).
Nehmen wir das bereits genannte Beispiel von Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Der Arbeitgeber schuldet dem Arbeitnehmer den Lohn in Form von Geld. (Es ist zwar auch etwa das Stellen von Unterkunft und Verpflegung u. dgl. möglich und teilweise immer noch üblich.) Nach der Theorie der KRDler müsste der Arbeitgeber früher oder später insolvent werden, da ihm dabei ja das Geld ausgeht.
Allerdings wird hier eben Geld gegen Leistung getauscht, nämlich die Arbeitsleistung (Zeit, Kraft, gedankliche Anstrengung) des Arbeitnehmers gegen das Geld des Arbeitgebers. Was er so erhält, verkauft der Arbeitgeber wieder gegen Geld an seine Kunden.
Die Betrachtungsweise der KRDler ist ja nun nicht so ungewöhnlich. Zum Beispiel führt die Schufa zwar eine riesige Datenbank über das Zahlungsverhalten von fast jedermann - eine gleiche Datensammlung etwa über schlechte Arbeit von Handwerkern oder über Mängel bei Mietwohnungen gibt es jedoch nicht. Diese einseitige Betrachtung nur des Geldes, jedoch nicht auch der nicht-monetären Gegenleistung ist also durchaus "gesellschaftsfähig".
Doch lesen wir noch etwas weiter:
Zu Beginn der Interaktion mit der BaFin hielt sich diese noch an ihre eigenen Merkblätter und stellte z.B. richtig fest, daß die Kooperationskasse keine Bankgeschäfte tätigt. Wir arbeiteten weiter, wurden größer und größer und auf einmal änderte die BaFin ihre "Meinung" und behauptete (bis heute) fälschlicherweise, daß es jetzt auf einmal doch Bankgeschäfte seien...
Anmerkung: dieselbe wie oben!
Die BaFin hat sich nicht an irgendwelche Merkblätter zu halten, sondern an die Gesetze. Es mutet auch seltsam an, dass es eine "Interaktion" mit der BaFin gegeben haben soll. Diese ist nun einfach mal nicht der Geschäftspartner irgendwelcher Sparvereine, sondern eine Aufsichtsbehörde, die deswegen auch recht "einseitig" handeln kann (und das ggf. auch tun soll).
Weiter werden die Sachverhalte hier so verkürzt und pauschal umschrieben, dass man sich irgendetwas denken kann. Wenn ich der BaFin irgendwelche Schreiben vorlege und um Auskunft bitte, ob diese rechtskonform aussehen, später aber faktisch doch Bankgeschäfte betreibe, liegt es natürlich nahe, dass sich die "Meinung" der BaFin dann ändert, sobald sie dies mitbekommen hat.
Insgesamt also ein inhaltlich sehr dünner Beitrag, der zudem noch mit einem grundlegenden Denkfehler beginnt.