Brrrrrr-exit

[Pantotheus]

Angeblich war May ja für "remain", ist mir aber nicht als große Wahlkämpferin in dieser Hinsicht aufgefallen. (Zugegeben, labour war da eher lau, aber auch Cameron und seine Umgebung haben eher lau für "remain" geworben. Irgendwie ist es schon ein wenig [Herzchen einsetzen!], wenn man ein Referendum anberaumt, dabei offiziell für eine bestimmte Option eintritt, aber die Propaganda weitgehend den politischen Gegnern überlässt.)
Als das Ergebnis da war und nach einem Nachfolger für Cameron gesucht wurde, war May plötzlich "da". Damals verkündete sie, der "Brexit" müsse nun "hart" werden, das Volk wolle dies so. (Bei der Interpretation eines solchen Abstimmungsergebnisses bin ich mir allerdings nicht sicher, ob man davon ausgehen kann, dass jeweils die "härteste" Option auch der "Volksmeinung" entspricht, falls es denn eine solche auch wirklich geben sollte. Wie auch die Debatten und Abstimmungen im Unterhaus zeigen, ist dies ganz und gar nicht klar. Auch Umfragen deuten eher darauf hin, dass unterschiedliche Gruppen mit unterschiedlichen Vorstellungen für den Austritt stimmten.)
Zwischendurch ist der "harte" Austritt etwas in den Hintergrund getreten, Widerstände gab es von verschiedenster Seite. Daher wurde dann also auch über das nun vorliegende Abkommen verhandelt, das aber nun vom Tisch zu sein scheint. Falls sich nicht doch irgendwie noch eine Mehrheit dafür findet, vielleicht unter wachsendem Druck, wird dieses nie in Kraft treten.
Eine Mehrheit für eine Verschiebung des Austrittsdatums ist nicht auszumachen, ebenso wenig eine für einen Widerruf des Austritts. Angesichts des Umstandes, dass es bis zum "Fallbeil" keine zwei Monate mehr dauert, wird es also wohl auf den "harten Brexit" hinauslaufen.
Falls es das ist, was May von Anfang an wollte, wird sie es also bekommen. Die Frage bleibt nur, welchen Preis GB und am Ende wohl auch sie selbst dafür bezahlen werden.

[Pirx]

Bald gibt's eine neue VT: "DIE" haben ihren jahrhundertealten Brexit-Plan umgesetzt.
Und inzwischen fällt es schwer, dem zu widersprechen.

[SchlafSchaf]

Unternehmen bereiten sich auf den Brexit vor

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/brexit-laut-studie-des-institutes-of-directors-koennte-jedes-dritte-unternehmen-das-land-verlassen-a-1251268.html

[BlueOcean]

Too little too late. Even though it's huge.

Aber warum bietet die EU den Briten nicht einseitig einen ganz anderen Backstop an? Sollen sie doch mal ihren Hard-Brexit probieren. Und wenn sie binnen 90 Tage zu der Überzeugung kommen, dass es eine Blödsinns-Idee war, können sie auf eigenen Wunsch ganz schnell wieder beitreten. Und wir tun dann auch so, als ob gar nichts passiert wäre. Das wäre vielleicht eine leichtere Lösung als manch anderes.

[0xFEEDDEAD]

Too little too late. Even though it's huge.

Aber warum bietet die EU den Briten nicht einseitig einen ganz anderen Backstop an? Sollen sie doch mal ihren Hard-Brexit probieren. Und wenn sie binnen 90 Tage zu der Überzeugung kommen, dass es eine Blödsinns-Idee war, können sie auf eigenen Wunsch ganz schnell wieder beitreten. Und wir tun dann auch so, als ob gar nichts passiert wäre. Das wäre vielleicht eine leichtere Lösung als manch anderes.

Das würde der EU nicht zuträglich sein. Wenn jedes andere Land mit Austrittsambitionen/-fantasien sieht, dass GB mal "Probeweise den Austritt testfahren" darf, dann wollen die vielleicht auch mal gucken ob's funktioniert.

Der ganze Brexit-Wahnsinn ist ein riesen Aufwand und allein die potentiell riesige Gefahr für die Märkte in Europa und ggf. auch weltweit, wenn so ein Rumgeeiere legitimiert wird, ist Grund genug ganz laut "Nein" zu sagen.

[A.R.Schkrampe]

Wenn sie ein Einhorn wollen und es keine gibt,
so sollten sie den angebotenen Esel nehmen,
und als ganz besonderes Einhorn verkaufen.

Uiiih, eins ohne Horn, wie toll, gaaanz gaaaanz selten.

Das stellt kein ernstzunehmendes Hindernis dar:
https://www.ebay.de/i/392216748315?chn=ps&var=661151537623


Dieser mögliche Effekt verwundert ja nun wirklich niemanden:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-gutachten-bei-brexit-aufschub-muessen-briten-an-europawahl-teilnehmen-a-1251165.html

Sollte man meinen...

[hair mess]

Und eine Wahlbeteiligung über 50 vom Hundert wäre ein klarer Fingerzeig pro EU, das würde bei einer erneuten Abstimmung bei einer Beteiligung an der Abstimmung von 75 vom Hundert, ein deutliches Wort für Europa bedeuten.

[Pantotheus]

90 Tage sind eine vergleichsweise kurze Zeitspanne. Die mittel- und langfristigen Folgen eines Austritts zeigen sich dann nicht. Insofern könnte ein solches Angebot den Austrittsbefürwortern sogar noch Auftrieb verleihen.
Staaten und Volkswirtschaften sind komplexe Systeme, deren Steuerung nicht ganz einfach ist. Für das Gesundheitssystem in der Schweiz haben einmal Experten berechnet, dass eine Gesetzesänderung auf Ebene des Bundes ihre Wirkungen im gesamten Gesundheitssystem erst nach drei Jahren entfalte. Auf dieser Grundlage wurde ein neues Gesetz erarbeitet. Bei der Evaluation dieses Gesetzes einige Jahre nach dessen Inkrafttreten, stellte man "überrascht" fest, dass die Wirkungen des Gesetzes offenbar sehr viel später das System durchdrungen hatten, als man vorher berechnet hatte. Man geht jetzt von einer Verzögerung von sechs bis neun Jahren aus.
Ich darf daran erinnern, dass der Austritt in 54 Tagen wirksam wird, falls nicht noch etwas wie ein Wunder geschieht. Die einzige Möglichkeit, jetzt noch etwas hinzubekommen, was nicht die eben beschriebenen regulatorischen Verzögerungen aufweist, ist ein Widerruf des Austritts. Eine Verschiebung bringt - was wir hier bereits besprochen haben - nur dann etwas, wenn die Aussicht besteht, dass GB bis dahin eine eindeutige Haltung findet, was derzeit schlicht nicht gegeben ist. Selbst wenn GB jetzt doch noch auf das Austrittsabkommen einginge, wären wohl die Einzelheiten der Umsetzung in den verbleibenden Tagen nicht mehr zu klären. Manches wird sich ohnehin erst bei der praktischen Anwendung klären lassen.
Grundsätzlich frage ich mich allerdings, wie man in den verbleibenden nicht mehr zwei Monaten überhaupt etwas klären oder eine eindeutige Position finden will.
Kurz: Wie immer ich es betrachte, im Augenblick sieht es sehr, sehr düster aus.

[dtx]

[BlueOcean]

Nach meiner Kristallkugel würde ein Hard Brexit so böse, dass gewiss keiner das nachahmen möchte. Und er würde sehr schnell sehr böse. Nicht nur für die großen Briten aber hauptsächlich.

Nur meint meine Kristallkugel leider auch beharrlich, dass "sie" (sprich alle) es genau deswegen nicht so weit kommen lassen werden. Und da fürchte ich mich leider durchaus vor der großen Internationale der europäischen Weicheier, die dann plötzlich "alternativlos" tief ins Klo greifen, um die Briten vor ihrer eigenen Dummheit zu bewahren.

Kein Land in Europa wird tatenlos dabei zusehen wollen wie die Insel im Meer versinkt. Und kein Land wird das können. Daher wäre es aus meiner Sicht besser wenn auch die EU sich langsam mal Gedanken über ihren "Plan B" macht. Denn derzeit hat sie keinen, was im Zweifel bedeutet, dass Entscheidungen dann erst mitten im Chaos fallen. Kein guter Plan!

[Sandmännchen]

Das braucht die Zustimmung jedes einzelnen EU-Mitglieds, oder?

[SchlafSchaf]

Tut es, deswegen wird Irland alles verhindern was eine harte Grenze zu NordIrland beinhaltet.

Ich denke May pokert genau auf das was @BlueOcean in seiner Glaskugel sieht, allerdings mit einem ganzen Land als Einsatz

[hair mess]

Brrrrrrrrr-exit.
Das heißt ja nicht ohne Grund so.

[Sandmännchen]

Neben Irland möchte Spanien ja noch was. Einige der "PIGS"-Länder werden aus Prinzip dagegen sein, weil man's ihnen auch schon schwer gemacht hat, und es werden sich auch noch irgendwelche Länder finden, die eine Rechnung offen haben oder die sich eine Zustimmung höchstens abkaufen lassen würde.

Und das soll binnen 55 Tagen klappen? Ich bin skeptisch.

Es reicht ja, wenn irgendeines der Länder lächelnd meint, dazu müssten sie das Volk befragen.

[BlueOcean]

Da muss dann der Hegemon Europas ran. Mit der Brechstange oder der Brieftasche.