Brrrrrr-exit

[mork77]

Ich habe ja die letzten zwei Jahre immer gehofft, dass irgendjemand auf der Insel vernünftig wird und akzeptiert, dass der Brexit zu den Bedingungen, die man sich gewünscht ( erträumt) hat, nicht machbar ist, und daher den Termin aufschiebt oder schlicht und ergreifend stoppt ( Das dürfen die Briten. Theoretisch können sie 5 Minuten vor Austritt sagen, dass sie doch nicht gehen.)

Aber nein.

[califix]

Ich beobachte mit Entsetzen, wie seit einiger Zeit Populisten mit unhaltbaren Versprechen Stimmung machen und dabei alle Errungenschaften mit Füßen treten, welche unsere Eltern uns hinterlassen haben. Offenbar ist es inzwischen vergessen, welche Verwüstungen die Weltkriege gebracht hatten und wie unser Wohlstand entstanden ist, weil wir in Europa nicht mehr gegeneinander sondern miteinander wirtschaften.
Mit dem Auseinanderdriften der Europäer werden nur jene Wirtschaftssysteme stärker, die bereits durch einen großen Binnenmarkt einen gesicherten Absatz haben, hauptsächlich also die USA und China. Die Briten sind in jedem Fall die Verlierer, das Empire, in dem niemals die Sonne untergeht, ist schon lange Geschichte.
So drastisch die Folgen unmittelbar nach den Chaos-Austritt sein mögen, die EU ist gut beraten, die Kurzzeit-Folgen (Wirtschaftskrise) von den Langzeitfolgen in Form des Zerbrechens der EU zu trennen und entsprechend zu handeln.
Klar ist, dass den Briten spätestens nach ihrem Ausscheiden das Wohl und Wehe der EU am Allerwertesten vorbeigeht. Und daher sehe ich auch keine Notwendigkeit, die Briten zu Lasten der EU vor der eigenen Dummheit zu schützen.
Das bedeutet keineswegs, dass die EU eine feindliche Haltung einnehmen sollte, vielleicht möchten die Briten ja irgendwann wieder beitreten. Die Tür sollte immer offen stehen, aber ohne Sonderkonditionen.

[mork77]

Ich vermute mal, dass es zumindest Versuche geben wird, in Teilen der EU wieder beizutreten. Schottland könnte es wieder versuchen. Nordirland könnte in ein paar Jahren folgen.

[Pantotheus]

Es reicht nicht, wenn "irgendjemand" vernünftig wird. Zumindest einige Briten werden schon vor der Abstimmung über den EU-Austritt vernünftig gewesen sein. Aber eine solche Entscheidung, wenn sie einmal eingeleitet ist, lässt sich eben nur schwer wieder stoppen. M. E. wäre es geboten, die zu Grunde liegende Volksbefragung durch eine neue Volksbefragung umzustossen. Dumm wäre dann nur, wenn auch die neuerliche Volksbefragung für den Austritt ausfiele. Da es keine solche gegeben hat, kann man's nicht sicher wissen.

Ein Wiederbeitritt Schottlands oder Nordirlands bedingt eine Abspaltung von GB oder zumindest die Teilung durch eine Binnengrenze. Grundsätzlich ist es möglich, dass ein Staat der EU nur mit einem Teil seines Staatsgebiets angehört, bei den Überseegebieten ist dies ja teilweise unterschiedlich, einige gehören der EU an, einige nicht, zudem gibt es verschiedene Grade der Assoziierung.
Nur wird eine Abspaltung Nordirlands oder Schottlands nicht ohne Weiteres vor sich gehen und wohl erhebliche Störgeräusche verursachen. Immerhin ist die Union von England und Schottland wesentlich älter als die EU, auch die Union mit Irland, wenngleich diese von irischer Seite nicht freiwillig erfolgte.
Alles ist denkbar, es wird aber sicher Jahre brauchen.

[SchlafSchaf]

Was soll das denn jetzt?
Spielt hier jemand Steigbügelhalter für May?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-eu-politiker-drohen-irland-mit-zollkontrollen-a-1251148.html

[BlueOcean]

Das war einer der Punkte, die ich meinte. Die Iren haben nämlich absolut keine Vorkehrungen für einen Hard-Brexit getroffen. Sie halten nur das Karfreitagsabkommen hoch und machen das UK dafür verantwortlich, dass die Grenze offen bleiben muss.

Was nutzt das aber wenn die Briten einfach ungerührt brexiten und es den Iren überlassen, ob und wie sie ihre Grenze sichern? Natürlich ist das allein brandgefährlich aber aus Sicht der Briten nur ein untergeordnetes Problem.

Und zu der Idee, dass Nordirland sich abspsltet, muss ich anmerken, dass dies wohl kaum ohne einen geharnischten Bürgerkrieg über die Bühne gehen...

Das Ganze ähnelt langsam wirklich einem Familiendrama, wo eins der Kinder sich die Pistole an den Kopf hält und allen wütend droht "Wenn ihr nicht das macht, was ich sage, schieße ich!" Was macht man da?

[Herr Dr. Maiklokjes]

Wollen die nicht aufhören? Achnee, das war ja der Eichelburg.


(Wenn das Theater nur nicht so traurig wäre...)

[BlueOcean]

Read my lips...

[0xFEEDDEAD]

Read my lips...

 

Spoiler

[close]

Was macht BoJo im Moment eigentlich so?

Es ist übrigens eine Woche her, dass Theresa den Auftrag bekommen hat nach Brüssel zurück zu gehen und erneut zu betteln verhandeln. Bisher ist weder sie noch irgendjemand den sie als Opfergabe nach Belgien befehlen könnte gesichtet worden.

Tick tock. Tick tock.

Spannung 110%.

[Reichskasper Adulf Titler]

sie wird wissen, dass sie sich gar nicht erst in den Flieger setzen muss.

[A.R.Schkrampe]

...
Was macht BoJo im Moment eigentlich so?

Es ist übrigens eine Woche her, dass Theresa den Auftrag bekommen hat nach Brüssel zurück zu gehen und erneut zu betteln verhandeln. Bisher ist weder sie noch irgendjemand den sie als Opfergabe nach Belgien befehlen könnte gesichtet worden.
...

BoJo sülzt Scheiß im "The Telegraph":
https://www.telegraph.co.uk/telegraph/comment/columnists/borisjohnson/


Damit Tessa in Brüssel jemanden anbetteln könnte, müßte dieser Jemand*In erst einmal vor Ort sein.
Es ist medial durchgesickert, daß in den Kreisen der EU-Staatschefs deutlicher Mißmut geäußert wurde, immer und immer wieder nach Brüssel gurken zu müssen, um den Brexiteers deren Hirngespinste immer und immer wieder abschlägig zu bescheiden.



Anbei Feststellungen, die auch nach 30 Jahren so aktuell sind wie seinerzeit:

[SchlafSchaf]

Erste Minister fordern eine Art „Gnadenfrist“

http://www.spiegel.de/politik/ausland/brexit-britisches-kabinett-diskutiert-laut-telegraph-insgeheim-verzoegerung-a-1251775.html

[Sandmännchen]

Erste Minister oder die Erste Ministerin? Erstere haben nichts zu sagen.

[Pantotheus]

Das sehe ich eben auf dem Agentur-Ticker:

KEYSTONE/EPA/WILL OLIVER

(sda-ats)


Das britische Kabinett berät einem Zeitungsbericht zufolge über eine Verschiebung des Brexit um acht Wochen. Damit würde der Ausstieg aus der EU erst am 24. Mai erfolgen und nicht wie bislang geplant am 29. März, berichtete der "Telegraph".

Die Minister hofften auf diese Schonfrist, um Zeit für nötige Gesetze zu bekommen, sollte das Parlament einen Ausstiegsvertrag verabschieden. May wird am Donnerstag EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker treffen, um über den Brexit-Vertrag nachzuverhandeln.

Unterdessen werde auch ein technisches System überprüft, die Grenze zwischen Nordirland und Irland offen zu halten, berichtete die "Sun". Damit könnten Kontrollen an der Grenze vermieden werden.

Zur Erinnerung: Den Termin hatte GB mit Versenden der Austrittserklärung gesetzt.

[Schattendiplomat]

Nun wie ich das verstehe lehnt May sowas ab, sie will GB zum abgemachten Termin aus der EU führen ob mit oder ohne Deal ist ihr egal. Morgen (Donnerstag) fliegt sie wohl nach Brüssel um nachzuverhandeln.
Wobei ich hoffe, dass da nicht viel rüber kommt alles andere würde die EU mMn außenpolitisch schwächen.

Es stimmt zwar, dass auch die EU einen wirtschaftlichen Schaden v.a. bei geregelten Ausritt erleiden wird aber der Punkt ist doch, dass viele Ökonomen auch von der Insel sich inzwischen einig sind, dass es GB deutlich härter treffen wird.
Das liegt v.a. daran, dass einige zentrale Branchen in GB nur stark sind eben weil GB in der EU ist.

Wenn der Schaden durch einen für die EU nachteiligen Vertrag also vergleichbar groß ist wie bei einem ungeregelten Austritt und dazu noch kommt, dass dieser GB wirtschaftlich stärker schwächt - was ja einen Vorteil für die eigene Industrie bedeutet - warum sollte man dann GB weiter entgegenkommen?

Wobei ich sagen muss, dass ich ganz persönlich es bevorzugen würde GB würde einfach in der EU bleiben. Die Zeiten kleiner und kleinster Staaten ist einfach vorbei.
Weltpolitik machen die großen Spieler und Zusammenschlüsse wie die EU. GB und viele ihrer Bürger haben einfach übersehen, dass die Zeit des britischen Empire schon vor der EU und deren Erstarken beendet war.