@Rabenaas Ich würde auf krankhafte Machtgeilheit tippen. Und das nicht nur bei ihr. Schließlich ist das ein Phänomen, was man in diesen Kreisen überall beobachten kann. Denken wir beispielsweise auch an Seehofer und Honecker, so werden viele am Ende mit nichts anderem in Erinnerung bleiben, als daß sie an ihrem Sessel geklebt haben. Da ist die May keine Ausnahme.
@SandmännchenDie Verschiebung der Abstimmung dürfte auch in diesem Zusammenhang zu sehen sein. Die Abstimmung nicht zu verschieben, hätte die May aus heutiger Sicht nur gleich das Amt gekostet, aber keinen Handlungsspielraum für grundlegend neue Verhandlungen mit der EU geboten. Schon deshalb nicht, weil die Positionen der Ablehnenden viel zu weit auseinander liegen, um nicht zu sagen konträr sind, so daß man sie ohnehin nicht alle mit ein und derselben Lösung zur Zustimmung bewegen kann. Beim Referendum war einer ganzen Reihe Jugendlichen, denen man (angeblich) die Zukunft versaut, das Wetter zu schade, um ins Wahllokal zu gehen und den Älteren den Austritt aus der EU wert, den Cameron abwatschen zu können. Rechnet man erstere zu den EU-Befürwortern dazu und zieht letztere von den Brexiteers ab, dann war es das schon mit einer Mehrheit für den Brexit in der Bevölkerung.
Und jetzt wird das Abkommen abgelehnt, weil man es entweder zu weich findet (für diese Leute ist kein Deal demnach okay), weil man ohne Kompromisse austreten will und demnach gar keinen Deal will oder weil man es zu hart findet und sich über die Folgen der Ablehnung keine Gedanken macht. Ob letztere zusammen mit dem Drittel dafür eine Mehrheit ergeben ist nur dann die Frage, wenn man die mit etwas anderem als eingetretene und somit nachprüfbare Fakten überzeugen kann. Wo "Wir warten erstmal ab und wenn es uns dann nicht gefällt, drehen wir die Zeit zurück" eine ernstzunehmende Option ist, kann man sich alle Diskussionen sparen.
Letztlich wird man der May insofern Recht geben, als sie auf dem 29. März als Austrittsdatum beharrt, schließlich war das in Anbetracht der anstehenden Wahl zum EU-Parlament ohnehin schon das Maximum an Aufschub. Und schließlich wird es im Parlament nur Mehrheiten dafür geben, die nach dem 29. März eingetretenen oder unmittelbar drohenden Schäden zu beseitigen bzw. abzuwenden. Beispielsweise könnte es sein, daß man die derzeit noch im Gesundheitswesen arbeitenden Wirtschaftsflüchtlinge vom Kontinent nicht gleich abschiebt - das glaube ich aber auch erst, wenn es im Gesetzbuch steht.