Ja, da haben wir doch wieder eine Erkenntnis!
Begonnen hat man mit Rekonstruktionen nach meiner Erinnerung beim im Bombenkrieg 1944 untergegangenen Goldenen Saal des Augsburger Rathauses zum Stadtjubiläum 1985.
Mißraten meiner Einschätzung nach.
Das Furnier des Zedernholzes ist als solches erkennbar (Original massiv) und die Ölgemälde sind nur „aus der Erinnerung“ gemalt, es sind keine Kopien.
Ironie: Ein paar Jahre später kam der Vorschlag, man solle doch bitte auch noch die letzten Originalfresken abschlagen, sie höben sich doch farblich arg von den neugeschaffenen ab …
Dann kam das Knochenhauerhaus in Hildesheim, schließlich Berliner Schloß und jetzt die Garnisonskirche.
Das Einzig historisch Interessante am Schloß wäre die Südostecke mit dem Küchentrakt gewesen, aber die ist endgültig weg und was weg ist, ist eben weg. Außerdem wird sie noch nicht einmal in Beton rekonstruiert.
Bei der Dresdner Frauenkirche waren wenigstens die Originalsteine noch weitgehend vorhanden.
Was man offensichtlich mehr und mehr erreichen will, ist die Auswirkungen des von Deutschland ohne Not vom Zaun gebrochenen Krieg im Stadtbild vergessen zu machen.
Nun also die Kirche der Garnison, in welcher höchstens die historischen Regimentsfahnen interessant wären. (Kunstgeschichtlich gibt der Bau ja nichts her.) Die allerdings entweder bei den Sowjets gelandet sind oder vernichtet wurden,
Man kann ganz offenbar durch Einsammeln von Spenden einen Staat dazu zwingen, ein völlig sinnloses Gebäude hinzustellen. (Natürlich kriegt das Schloß ein Kreuz, wenn man es schon hinstellt: Das Original hatte eines, weil der König traditionell der Stellvertreter Gottes auf erden ist, der König christlich ist und der preußische evangelische König als Bischof der evangelischen Untertanen das natürlich demonstrieren muß samt Predigten durch Willi Zwo. Klar ist das konsequent).
Und jetzt kommt man drauf, daß unter den Großspendern für ein preußisches Schloß sich ein Mensch befand, der nicht ganz so hehre demokratische Absichten hatte?
Ach?
DONNERSTAG, 04. NOVEMBER 2021
Familie: schmerzliche Erkenntnis
Stadtschloss-Mäzen vertrat rechtsextreme Thesen
Die Rekonstruktion des Stadtschlosses in Berlin und die damit vielfach verbundene Glorifizierung Preußens ist von Beginn an umstritten. Der inzwischen verstorbene Spender Ehrhardt Bödecker vertrat darüber hinaus allerdings auch rechtsextreme und antisemitische Positionen.
Die Familie von Ehrhardt Bödecker, einem umstrittenen Großspender für das rekonstruierte Berliner Schloss (Humboldt Forum) hat die Vorwürfe antidemokratischer Äußerungen bestätigt. Der 2016 gestorbene Bödecker sei bekannt gewesen "als streitbarer Konservativer und Preußen-Enthusiast mit zahlreichen Verdiensten", schreiben Schwiegertochter Elvira Tasbach und Sohn Andreas Bödecker in einer per Anwalt verbreiteten Stellungnahme an die Stiftung Humboldt Forum. Die durch den Kasseler Professor für Architekturtheorie, Philipp Oswalt, bekannt gewordenen Äußerungen seien ihnen aber bisher unbekannt gewesen.
Spoiler
In den ab 2001 verfassten Schriften und Vorträgen seien "Thesen und Formulierungen enthalten, die falsch und teils sogar rechtsextrem sind", schreibt die Familie. Bödecker habe diese in einigen Fällen an Orten vorgetragen oder veröffentlicht, die zu rechtsextremen Kreisen gehörten. "Diese Erkenntnis ist schmerzlich und erfüllt uns mit großer Betroffenheit. Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus lehnen wir beide aus tiefer Überzeugung und mit Entschiedenheit ab", schreibt das Paar. Gleichzeitig verweisen sie auf Verdienste in vielen Bereichen von Ehrhardt und Anneliese Bödecker, die beide seit einigen Jahren tot sind.
Porträt-Medaillon im Foyer soll abgenommen werden
"Wir wollen der Stiftung Humboldt Forum nicht zumuten, eine Abwägung zu treffen zwischen der anerkannten Lebensleistung eines Förderers und den von ihm an seinem Lebensabend geäußerten, inakzeptablen Thesen", heißt es in dem Schreiben. Das Porträt-Medaillon im Foyer solle deswegen abgenommen werden. Die Stiftung wollte die Ehrung extern überprüfen lassen. Anschließend sollte entschieden werden, wie mit der Spenderehrung umgegangen werde. Das Humboldt Forum betonte dabei, es teile "in keiner Weise" die recherchierten Meinungen zu einem militaristischen Preußen- und Kaisertum, zu Krieg und Holocaust, und bekenne sich "klar gegen jede Form von Gewaltverharmlosung, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Rassismus".
Bödecker hatte in rechten und teils rechtsextremen Medien publiziert und Vorträge gehalten unter anderem beim vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Institut für Staatspolitik in Sachsen-Anhalt. In diesen Aufsätzen und Reden hatte er vor allem immer wieder das wilhelminische Preußen und das Kaiserreich verherrlicht, sich aber auch antisemitisch geäußert. So beklagte er eine angebliche "Gehirnwäsche" der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg, für die die jüdischen Soziologen der Frankfurter Schule verantwortlich seien. Bödecker bestritt auch die Zahl von sechs Millionen Opfern des Holocaust.
Im Humboldt Forum werden Großspender bei entsprechendem Wunsch nach einem abgestuften Konzept gewürdigt. Das rund 680 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur und Wissenschaft konnte nur entstehen, weil eine private Initiative für die höchst umstrittene Rekonstruktion der barocken Schlossfassade gut 100 Millionen Euro an Spenden sammelte. Auch die nicht weniger kritisierte Kuppel mit dem ursprünglich nicht vorgesehenen Kreuz ist aus Spendengeldern finanziert. Das rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa
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