Auch wenn er die meisten seiner Jahre bei RTL verbrachte, den Eindruck hatte ich eigentlich nie
Spoiler
Hans Meiser fliegt für Verschwörungstheorien aus Böhmermann-Show
Nach seiner Karriere als Nachrichtensprecher, hatte Hans Meiser mindestens zwei weitere Jobs. Einen für das ZDF und einen als Autor für einen verschwörungstheoretischen Blog. Seit heute ist er einen von beiden Jobs los.
Hans Meiser dürfte den einen als Nachrichtenmoderator bei RTL bekannt sein und den anderen für seine Auftritte in der ZDF-Show „Neo Magazin Royale“. Dort war er wechselweise „Der kleine Mann“ und die Bundespräsidenten-Parodie „Hans Meiser Steinmeiser“. Einer weitaus kleineren Zielgruppe ist er allerdings auch für die Mitarbeit auf einer verschwörungstheoretischen Website namens “watergate.tv“ bekannt - und fliegt deshalb nun beim ZDF raus.
Denn wie die „Bildundtonfabrik“, die das Neo Magazin Royale für das ZDF produziert, auf ihrer Facebook-Seite bekannt gab, trennt man sich von Meiser wegen einer „Internetnebentätigkeit im Verschwörungstheoretikermilieu“. Zwar ist das Statement ironisch geschrieben, die Nachricht dahinter aber eindeutig: Eine weitere Zusammenarbeit wird es nicht geben.
Man habe die „unausgesprochene aber klare Vereinbarung, dass Hans Meiser neben dem NEO MAGAZIN ROYALE in keinem zweiten unseriösen Interntformat zu sehen ist.“ Die Produktionsfirma entschuldigte sich für den Fall, dass „Hans Meisers Auftritte in unserer Sendung die Gefühle und Weltanschauungen von Verschwörungstheoretikern verletzt haben.“
Das Portal „watergate.tv“, für das Meiser schreibt, ist allerdings alles andere als ironisch. Es betreibt Geschichtsrevisionismus mit Artikeln wie „Konrad Adenauer demaskiert - Verhängnisvolle Verstrickung“, in denen im eine Nähe zu den Nazis attestiert wird, und schürt Angst.
Die Seite hat etwa einen Krisenratgeber unter dem Titel „Die nächste Krise steht bevor!“ veröffentlicht und verbreitet Ratschläge, wie „Sie noch heute ihre Familie Freunde und Verwandte schützen können.“ Auch die für Verschwörungsmedien klassischen Angriffe auf Politiker, „Eliten“ und den „Mainstreamjournalismus“ tauchen dort auf.
Hans Meiser ist auf der Seite in exponierter Position zu finden. Er wird als erster von sieben Autoren aufgeführt und als „tragende Säule für die Redaktion von WATERGATE.TV“ bezeichnet. Der Seite hat Meiser fragwürdige Artikel beigesteuert, die zum Beispiel die Überschrift „Bundeswehr vergiftet den eigenen Nachwuchs!“ tragen. Zudem moderiert Meiser zahlreiche Videos auf der Seite an.
Wie das „VICE“-Magazin zuerst berichtete, soll Meiser auf Nachfragen zu seiner Tätigkeit ungehalten reagiert haben. Auf Nachfrage der „Welt“ wusste das ZDF nichts von der Tätigkeit Meisers für „watergate.tv“.
Chefsatiriker kommentiert den Vorfall nicht
In den sozialen Netzwerken wunderte man sich vor allem über die ausbleibende Reaktion von Jan Böhmermann, dem Moderator des „Neo Magazin Royale“. Er teilte auf Twitter ausschließlich die Stellungnahme der “bildundtonfabrik“, kommentierte den Vorfall aber nicht. Böhmermann ist sonst bekannt für seine ironische Kritik an Verschwörungstheorien und jenen, die sie verbreiten. So veröffentlichte er zuletzt ein Musikvideo, das den Musiker Xavier Naidoo aufs Korn nimmt, der zuvor wegen verschwörungstheoretischer Aussagen in die Kritik geraten war.
Noch am Sonntag sagte Böhmermann in seinem Podcast „Fest und Flauschig“: "Schon früher beim Radio galt für mich immer die Regel: Ich rede nicht mit Verschwörungstheoretikern“.
Meisers Auftritt auf „watergate.tv“ ist nicht die erste Nebentätigkeit, für die der Journalist kritisiert wird. So berichtete „kress.de“ im Januar über fragwürdige Anlagetipps Meisers im „Deutschen Finanz Fernsehen“. Dahinter steht die GeVestor Financial Publishing Group, ein Börsendienst. Hans Meiser präsentierte Aktientipps - in einer „Exklusiv-TV-Eilmeldung“ hieß es: "Erfahren Sie von Hans Meiser, wovor die Finanzwelt die größte Panik hat und wie Sie damit jetzt reich werden können." kress wertete das als problematisch wegen der „Vermischung von Journalismus und Gewinnversprechen“.
Kommentare:
Michael D.
vor 4 Minuten
Das ist sicher auch als Signal an die restlichen ZDF-Mitarbeiter gedacht: wer nicht auf Linie bleibt fliegt.
1
DA
Daniel A.
vor 7 Minuten
Danke für den Lesetipp. Ist sicher interessanter als diese Show im Nebenprogramm des ZDF.
1
RB
Reimund B.
vor 22 Minuten
Herr Böhmermann stößt sich an »Unseriositäten«? Das ist ja so, als spräche sich Beate Uhse für die Enthaltsamkeit aus.
5
PE
Perebynis
vor 25 Minuten
Böhmermanns Sendung mutiert immer mehr zur Institution für betreutes Denken und für Menschen, die politisch an die Hand genommen werden wollen. Das Format erstickt immer mehr an politischer Korrektheit. Ironische Stellungnahmen gibt es ja noch, aber die satirische Intention bleibt auf der Strecke. Hans Meiser und die von ihm verkörperten Figuren sind ein echter Verlust für das "Neo Magazin Royale", unabhängig davon, was Meiser sonst noch treibt.
Hätte sich Böhmermann doch nur mehr bei Harald Schmidt abgeschaut...
6
CS
Christian S.
vor 25 Minuten
Die zitierten Überschriften finde ich gar nicht schlimm. Aber so ist das eben wenn man eine andere Meinung hat. Insbesondere bei den ÖR darf es die ja nicht geben. Nur Bömermann, der ÖR-Goldjunge, darf natürlich alles sagen und jeden unflätig beschimpfen.
7
AN
Andr.H.
vor 26 Minuten
Das ist keine Meinungsfreiheit, wenn man seinen Job verliert, sobald man etwas sagt, das den Mächtigen nicht gefällt.
Ich weiss überhaupt nicht, was Meiser vertritt. Aber das ist auch egal. Jeder muss seine Meinung sagen dürfen, ohne persönliche Nachteile befürchten zu müssen. Das steht eigentlich so im Grundgesetz.
Nehmen das die Mächtigen in Deutschland etwa nicht mehr ernst was im Grundgesetz steht?
8
IF
IchbinjetztwiederSchlecht F.
vor 31 Minuten
Aber Herr Meiser, ein unseriöses Internetformat muß ja wohl reichen! Wo kommen wir denn hin, gleich in zweien mitzumachen!
2
TS
Thomas S.
vor 32 Minuten
"in keinem zweiten unseriösen Interntformat zu sehen ist.“ Passend dazu das Bild. Da hätten wir das 3. unseriöse Internetformat? Oder was?
2
HM
Hans M.
vor 33 Minuten
So schnell ist man seinen Job los, wenn man eine falsche Meinung vertritt.