Was diese "Privatstädte" auszeichen dürfte ist die Vorauswahl der "Bürger" nach bestimmten Kriterien. Da sollen dann alle sozialen Probleme bitte draußen bleiben, wer den Ansprüchen nicht genügt, der fliegt raus. Da entstehen dann Wohlfühlzonen für Millionäre.
Die "Privatstädte" sind ein eher theoretisches Konzept. Die basieren nämlich darauf, dass ein Staat gleichzeitig so am Boden liegt, dass er Abmachungen zur Gründung einer Privatstadt schließt, aber gleichzeitig nicht so am Boden liegt, dass er sich auch daran hält.
Die erste Privatstadt sollte in Honduras entstehen. Die Regierung genehmigte die Privatstadt und das Verfassungsgericht stimmte 4:1 für die Verfassungswidrigkeit des Gesetzes. Danach wurden schnell vier Verfassungsrichter ausgetauscht und - oh Wunder - das Verfassungsgericht hieß eine nur leicht veränderte Variante einstimmig gut. Dann wechselte aber die Regierung und die neue Regierung hob das Gesetz auf, sodass die Privatstadt Geschichte war, bevor es richtig losging.
Ein anderes Projekt sollte auf São Tomé eingerichtet werden. Die Politiker, die es zuließen, wurden wegen Korruption im Zusammenhang mit der Privatstadt verhaftet, und ihre Nachfolger stoppten das Projekt.
Was es aber tatsächlich schon länger gibt, ist Orania, eine Stadt in Südafrika nur für Buren, die einer Genossenschaft gehört. Wer dorthin (nach einem Aufnahmegespräch, bei dem auf Hautfarbe weiß, Sprache Afrikaans und Religion Calvinismus geachtet wird) zieht, wohnt 150 Kilometer entfernt von der nächsten größeren Siedlung und muss alle körperliche Arbeit auf dem Feld und im Haus selbst erledigen, während das im Rest-Südafrika für die weiße Mittelschicht meistens schlecht bezahlte und behandelte Schwarze machen, ganz wie zu Zeiten der Apartheid. Gleichzeitig sinkt das Einkommen erheblich, die möglichen Berufe werden weniger und das Leben wird deutlich teurer, sodass viele Arbeiter in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen. Es ziehen also nur überzeugte Rassisten dorthin, die nicht damit zurechtkommen, nichtweiße Gesichter zu sehen.