Autor Thema: Presseschnipsel  (Gelesen 1363343 mal)

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Offline mork77

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11835 am: 6. Juni 2023, 11:41:11 »
Und nicht selten waren die auch links. Entweder nicht links genug, oder zu weit links, weil die ihren Marx ernst genommen hatten

Wie schrieb doch Tucholsky

KPD:"Schade, dass Sie nicht in der Partei sind. Dann könnte man Sie jetzt ausschliessen!"
Die Erfahrung lehrt uns, dass Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller
 
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Offline theodoravontane

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11836 am: 6. Juni 2023, 11:44:49 »
Die Kundschaft ist wieder aktiv.

Zitat
In Bautzen wurde ein Gerichtsvollzieher bei der Arbeit behindert. Stecken Reichsbürger hinter der Aktion? […]
Solche Symbole und Texte können Hinweise auf Reichsbürger und Selbstverwalter sein.

Der Konjunktiv ist eine tolle Sache oder er könnte es zumindest sein, aber bei solchen Signalen ist es doch irgendwie deplaziert, die eindeutige Intention dadurch herunterzuspielen.
Das können nicht nur Hinweise auf Reichsbürger sein, das sind sehr eindeutige Hinweise auf Reichsbürger. Im übrigen halte ich auch "Selbstverwalter" für zu harmlos. Das sind Staatsleugner und -verweigerer.

Aber gut, vielleicht hat es sich noch nicht bei allen Medienschaffenden herumgesprochen, daß kein vernünftiger Mensch seine Bude unter eine Selbstverwaltung stellt, die über das gelegentliche putzen, saugen und darin wohnen hinaus geht. Schon gar nicht versucht er dadurch, dem Staat eines auszuwischen und zwar gerne dessen Geld nimmt, sonst aber keine ihm nicht genehmen Regeln einhalten will. Mal schauen, wie lange sie brauchen, dieses inzwischen schon viele Jahre alte Phänomen als das Problem wahrzunehmen, das es ist.

Zitat
Es handelt sich um einen europaweit eingesetzten Standardschlüssel, von dem wahrscheinlich einige Zehntausend Stück existieren.
Den hat jeder zweite Dorfbub.

Sind das diese Flaschenöffner, die man auch als "Schlüssel" für Schaltschränke verwenden kann, wenn man sich nicht gerade ein Bier damit aufmacht? Dann habe ich so einen auch. Ich wüsste aber nicht mal genau, woher. Den hat irgendwer irgendwo mal liegen lassen und ich bin ja nett, also bevor das Ding Rost ansetzt oder in falsche Hände gerät, habe ich mich seiner angenommen.

Und ja, Ihr merkt es sicher, ich komme mit lesen irgendwie nicht hinterher. Bitte entschuldigt, wenn ich alten Kram kommentiere.
« Letzte Änderung: 6. Juni 2023, 12:26:42 von theodoravontane »
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler wieder machen, aber ein bisschen früher anfangen, damit ich mehr davon habe."

Marlene Dietrich
 
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Offline Seb

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11837 am: 7. Juni 2023, 23:40:28 »
Zitat
Brandenburger Verfassungsschutz
Anastasia-Bewegung wird als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft
Auf fünf Familienlandsitzen leben Menschen nach einer Buchreihe, die rassistische und völkische Ideologien enthält. Nun wurde die Gruppe als Verdachtsfall eingeschätzt. Ihr Potenzial, zu radikalisieren, sei gefährlich.

Der Brandenburger Verfassungsschutz hat die sogenannte Anastasia-Bewegung als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft. Das erklärte Verfassungsschutz-Chef Jörg Müller am Mittwoch im Innenausschuss des Landtags auf Anfrage einer Linken-Abgeordneten. Dem Netzwerk werden verschiedene Siedlungsprojekte zugeordnet. Ein größeres Projekt befindet sich im Ortsteil Grabow der Gemeinde Heiligengrabe (Landkreis Ostprignitz-Ruppin).
...
Es gebe bereits Belege für Verbindungen der Bewegung zu Akteuren des Rechtsextremismus, der Holocaustleugner-Szene und der Reichsbürger und Selbstverwalter, betonte der Sprecher des Innenministeriums. »Es liegen etwa konkrete Erkenntnisse zu Überschneidungen mit der Reichsbürgergruppierung ›Königreich Deutschland‹ vor.«
https://www.spiegel.de/panorama/anastasia-bewegung-brandenburger-verfassungsschutz-stuft-gruppe-als-rechtsextremer-verdachtsfall-ein-a-7f05d42a-e1e7-4798-9cc0-a3c893df9fc3
Niemand sollte diskreditiert werden, weil er anderer Meinung ist. Aber wer Blödsinn erzählt, hat kein Recht darauf, ernst genommen zu werden.
 
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Offline topic

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11838 am: 8. Juni 2023, 08:22:59 »
Na da werde ich doch bei meinem nächsten Aufenthalt in Eberswalde mal einen Abstecher nach Liepe machen und schauen wie es dort so bei Frank Willy Ludwig aussieht.
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11839 am: 8. Juni 2023, 19:01:30 »
Brandenburger Verfassungsschutz
Anastasia-Bewegung wird als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft


Und jetzt nicht nur in Brb, sondern sogar bundesweit:  :)


Zitat
Anastasia-Bewegung bundesweit rechtsextremer Verdachtsfall

8. Juni 2023, 16:57 Uhr

Direkt aus dem dpa-Newskanal
 
Berlin (dpa) - Die sogenannte Anastasia-Bewegung wird vom Verfassungsschutz inzwischen bundesweit als Verdachtsfall beobachtet. Das bestätigte eine Sprecherin des Bundesamtes für Verfassungsschutz auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Der Brandenburger Verfassungsschutz hatte bereits am Mittwoch im Landtag auf die Frage einer Abgeordneten der Linken mitgeteilt, dass die Bewegung in dem Bundesland als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft ist. Dem Netzwerk werden verschiedene Siedlungsprojekte zugeordnet. Ein größeres Projekt befindet sich im Ortsteil Grabow der Brandenburger Gemeinde Heiligengrabe (Landkreis Ostprignitz-Ruppin).

Esoterisch begründeten Rückbesinnung auf die Natur

Die Bewegung beruft sich auf die Romangestalt Anastasia eines russischen Gegenwartsautors. Ihre Anhänger haben sich einer esoterisch begründeten Rückbesinnung auf die Natur verschrieben, verbunden unter anderem mit einem reaktionären Gesellschaftsverständnis. Die Anhänger gründen "Familienlandsitze" und verschreiben sich dem Prinzip der Selbstversorgung.

Die Einstufung als Verdachtsfall ermöglicht dem Verfassungsschutz den Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel. Dazu zählen unter anderem die Observation und das Einholen von Auskünften über Informanten aus der jeweiligen Szene. "Teile der Anastasia-Buchreihe weisen verfassungsschutzrelevante Elemente auf, die mit der freiheitlichen demokratischen Grundordnung unvereinbar sind", erklärte ein Sprecher des Innenministeriums in Potsdam. So enthalte die Buchreihe eine in Teilen völkische, rassistische und antisemitische Ideologie.
 
Fünf "Familienlandsitze" in Brandenburg

Der brandenburgische Verfassungsschutz rechnet gegenwärtig fünf "Familienlandsitze" der Anastasia-Bewegung zu. "Das Personenpotenzial liegt im unteren bis mittleren zweistelligen Bereich", führte der Ministeriumssprecher aus. Die Gruppe unterhielte Verbindungen insbesondere nach Österreich und in die Schweiz. Das Gewaltpotenzial schätzte die Behörde als gering ein.

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, hatte der dpa im vergangenen Dezember gesagt: "Dieses Thema völkische Siedler beunruhigt uns schon, diese Gruppierungen haben Zulauf und werden größer." Der Verfassungsschutz sehe hier insbesondere auch in einigen ostdeutschen Flächenländern und in Norddeutschland einen Schwerpunkt.

Die Ideologie

Die Ideologie dieser Siedler sei unterschiedlich. Haldenwang führte damals aus: "Wir haben da teilweise klare rechtsextremistische Ideologien dahinter. Doch wir haben auch esoterische Vorstellungen dahinter, wie bei der Anastasia-Bewegung. Oft haben diese Bewegungen einen antisemitischen Hintergrund." Beunruhigend sei, "dass diese Gruppierungen Wert darauf legen, ihre Kinder auch schon im Sinne dieser Ideologien zu erziehen, dass sie teilweise Schulbesuch ablehnen und eigene Schulen errichten wollen".

© dpa-infocom, dpa:230608-99-986005/3
https://www.sueddeutsche.de/politik/extremismus-anastasia-bewegung-bundesweit-rechtsextremer-verdachtsfall-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230608-99-986005


Das ging js schnell.

Herr Maaßen hätte sich das vermutlich noch ein paar Jahre ruhig angeschaut ...  :whistle:
Merke: Es genügt natürlich nicht, dämlich zu sein. Es soll schon auch jeder davon wissen!

„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine, unerkannte Philosophin)
 
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Offline dieda

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11840 am: 9. Juni 2023, 09:38:41 »
Die Truppen vom Oberreichsbürger aus Moskau in Deutschland sind nicht nur alles Looser, Spinner und Zahlungsverweigerer.

Offensichtlich gibt es auch etliche "Grüne Männchen" im Verein mit DDR- Ewiggestrigen mit Spezialausbildung, entsprechende Warnungen gab es aber schon länger:

https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/militaer-verteidigung/id_100183786/wladimir-putins-schattenmann-er-leitet-die-offiziere-russlands-in-berlin.html

Spoiler

Militär & Verteidigung
Wladimir Putins Schattenmann: Er leitet die "Offiziere Russlands" in Berlin

Dubiose Netzwerke
Was macht Putins "Offizier" in Deutschland?


Von
Lars Wienand
Jonas Mueller-Töwe
Fabian Jahoda

Aktualisiert am 08.06.2023 - 16:51 Uhr
Lesedauer: 13 Min.

Oleg Eremenko: Welche Pläne verfolgt der Leiter der deutschen Sektion der "Offiziere Russlands"? (Quelle: Desantura,
Instagram/Offiziere Russlands, oficery.ru, Montage: t-online)

Er war russischer Elitesoldat, steht hinter dem Krieg in der Ukraine, hat gute Kontakte bis in den Kreml und wohnt in Berlin. Ein Mann mit alarmierendem Netzwerk agiert als Leiter der "Offiziere Russlands" in Deutschland.

Oleg Eremenko hat es noch drauf: Der Mann in der russischen Militäruniform springt über den Rand des Flachdachs und stößt sich – am Seil hängend – mehrfach mit den Füßen von der Außenwand ab. Sehr schnell und fast geräuschlos befindet er sich direkt über seinem Gegner und kann ihn überwältigen.

Es ist ein spektakuläres Schauspiel, das im August 2018 auf Video festgehalten wird, als Eremenko und ein Kamerad sich an der einstigen DDR-Ingenieurschule für Tiermedizin im thüringischen Beichlingen abseilen.

Nun, fast fünf Jahre später, ist das Video von der Vorführung hingegen ein Anlass, ins Grübeln zu geraten. Denn Eremenko hat eine Vergangenheit beim russischen Militärgeheimdienst GRU, verfügt über beste Kontakte zu berüchtigten russischen Anheizern des Ukraine-Kriegs und ist Statthalter einer Organisation russischer Sicherheitskräfte in der Bundesrepublik. Er leitet die deutsche Abordnung der "Offiziere Russlands", einer russischen Organisation mit 300.000 Mitgliedern aus Militär und Sicherheitsapparat. Im März bekräftigte er in der Moskauer Zentrale den Satz: "Alles für die Front, alles für den Sieg."

"Informationen tun prorussischer Seite keinen Gefallen"

Wie viele "Offiziere Russlands" in Deutschland unter Eremenkos Federführung stehen, ist unklar. Die Organisation und der 45-Jährige geben wenig preis. Eremenko äußert sich auf Nachfragen für die gemeinsame Recherche von t-online und Stern nicht. Der Nachrichtenagentur Reuters hatte er zu Jahresanfang zumindest noch einige Fragen beantwortet, ehe er schließlich erklärte: "Zu viele Informationen werden der prorussischen Seite keinen Gefallen tun." Damit hat er möglicherweise recht.

Abseilen: Oleg Eremenko (rechts) bei einer Einsatz-Demonstration bei Schloss Beichlingen in Thüringen. (Quelle: Instagram/Officers of russia)

Die Recherche zeigt neue Informationen und Verbindungen, die von Eremenko und den "Offizieren Russlands" zur Stasi führen. Welche Ziele verfolgt eine Organisation russischer Militärs, die als entschiedener Unterstützer von Putins Ukraine-Krieg auftritt, in Deutschland? Was verbindet sie noch heute mit den ehemaligen DDR-Spionen? Und wieso taucht Eremenko im März auf Fotos auf, die in der Zentrale der berüchtigten Söldner-Gruppe Wagner gemacht wurden?

Wer mehr über die "Offiziere Russlands" erfahren will, stößt zunächst auf eine Leerstelle: In deutschen Vereinsregistern existieren sie nicht. Sehr wohl treten sie aber immer wieder gemeinsam mit einem Verein namens "Desant" auf. "Desant" war der Gastgeber des Kommandoeinsatzes in Thüringen. Erwachsene und Kinder durften unter Draht kriechen und mit hölzernen Stabhandgranaten auf Ziele werfen, es gab Kaffee und Kuchen. Und der Verein "Desant" ist an einer Adresse von Eremenko angemeldet.

2014 Verwirrung um vermeintliches deutsches Freiwilligenkorps
"Desant" (russisch für "Landung") ist ein Zusammenschluss früherer Elitesoldaten der Sowjetunion, der russischen Armee und der DDR. Die Mitglieder sind Angehörige von Spezialkräften, meist Fallschirmjäger und ausgebildet für "Kampfhandlungen im Hinterland des Gegners", wie es auf der Vereinsseite heißt. Bezeichnend: Auf Facebook nannte sich der deutsche Verein "DesantUdSSR".

Rückblende ins Jahr 2014: In der Ukraine ist der EU-Gegner Wiktor Janukowitsch als Präsident abgesetzt worden und geflohen, Russland hat die Krim annektiert, frühere russische Geheimdienstsoldaten haben Freiwillige aus den Streitkräften rekrutiert, die in der Ostukraine professionell mit prorussischen Separatisten gegen ukrainische Kräfte kämpfen. In Russland löst eine Nachricht aus Deutschland Begeisterung aus: Zur Unterstützung der russischen Kämpfer in der Ostukraine und auf der Krim soll ein Freiwilligenkorps gebildet werden, angeblich wollen von hier frühere Elitesoldaten für Putin in den Krieg ziehen.

Die Moskauer Wochenzeitung "Kultura" meldet nach einer Demo in Berlin: "Ein Veteran der Spezialeinheiten der DDR, Alexander K., ist bereit, ein nach Ernst Thälmann benanntes Freiwilligenbataillon für den Donbass zu organisieren." Dutzende Suchmaschinentreffer und das Buch "Putins verdeckter Krieg" des einstigen deutschen Russland-Korrespondenten Boris Reitschuster liefern die Geschichte, dass Fallschirmjäger aus Ostdeutschland an der Seite Russlands kämpfen wollen, auch heute noch. Bei Solidaritätsdemos für die Annexionen Putins in der Ukraine wehen bereits damals die Fahnen von "Desant" und den "Offizieren Russlands".

2014: Mit Fahne von Desant und von den "Offizieren Russlands" signalisieren Desant-Mitglieder den prorussischen Kräften in der Ukraine Unterstützung.
2014: Mit Fahne von "Desant" und von den "Offizieren Russlands" signalisieren "Desant"-Mitglieder den prorussischen Kräften in der Ukraine Unterstützung. (Quelle: desantura.de)
Der Verein bestreitet allerdings, dass es solche Pläne auch nur im Ansatz gab. "Das ist völliger Blödsinn", sagt Jürgen Köhler. Während Alexander K. dem erweiterten Vorstand von "Desant" angehört, leitet Köhler die Revisionskommission. Und er ist meist mittendrin, wenn sich frühere Fallschirmjäger des Ostblocks treffen.

Er ist auch Pressesprecher des Fallschirmjäger-Traditionsverbands Ost, wo frühere Fallschirmjäger der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR versammelt sind. "Ich war damals live dabei. Zu keinem Zeitpunkt hat Alexander K. mitgeteilt oder dazu aufgerufen, ein Freiwilligen-Bataillon zu installieren", sagt Köhler. Ein Missverständnis des russischen Reporters sei das gewesen, das in Russland dankbar aufgenommen worden sei.

"Wie ein Karnickelzüchterverein"
t-online trifft Köhler im Mai 2023 auf einem abgelegenen, weitläufigen Gelände in Mecklenburg-Vorpommern, auf dem früher für den Kalten Krieg trainiert wurde. Zu DDR-Zeiten war dort eine Raketenbrigade der NVA beheimatet. Heute stehen die meisten Gebäude leer, ein Trakt beherbergt ein Artilleriemuseum, gegenüber ist ein günstiges Hotel. Zum "Tag des Sieges" am 9. Mai, an dem Russland die Kapitulation Nazi-Deutschlands 1945 feiert, haben sich "Desant"-Mitglieder in der Abgeschiedenheit des Dörfchens Demen verabredet.

Blumengruß: Bei ihrem Treffen zum Tag des Sieges am 9. Mai legten die "Desant"-Mitglieder am sowjetischen Ehrenmal in Schwerin ein Gebinde ab. (Quelle: Lars Wienand)

Eremenko, der Leiter der "Russischen Offiziere" in Deutschland, ist nicht dabei. Dafür sind ältere Herren angereist. Russen, Deutsch-Russen, Deutsche stehen ums Lagerfeuer und plaudern. t-online wird geduldet, der Reporter muss aber einen Wodka trinken. "Hier ist absolut nichts Verdächtiges. Man trifft sich zu Feiertagen und einmal im Jahr zu einer Mitgliederversammlung", sagt Köhler. "Das ist wie beim Karnickelzüchterverein, hier ist nur niemand russophob."

Allerdings bekommen Mitglieder des Kaninchenzuchtvereins im Gegensatz zu Wolfgang Schröder keine Orden aus Russland. Der zweite Vorsitzende von "Desant" steht auch am Lagerfeuer, ist nur nicht so gesprächig wie Köhler. Früher diente er im Stasi-Wachregiment "Feliks Dzierżyński". Er und seine Frau, die Kassiererin beim Fallschirmjäger-Traditionsverband ist, haben von Eremenko 2020 die Auszeichnung "Für die Offiziersehre" der "Offiziere Russlands" erhalten.

Peinlicher Termin für Manuela Schwesig
Mit Schröders Hilfe brachte Eremenko vor rund zwei Jahren Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) einmal mehr in Erklärungsnot zu ihrem Russland-Verhältnis. In ihrer Anwesenheit übergab Eremenko eine Ehrentafel im Greifswalder Rathaus. Der damalige Kommandant der Stadt hatte 1945 beim Anrücken der sowjetischen Truppen Greifswald kampflos übergeben. Ohne Blutvergießen konnte Generalmajor Nicolai Ljaschtschenko die Stadt übernehmen.

Ljaschtschenko ist Großonkel oder Großvater von Eremenko. Eremenko konnte nach der Übergabe der Tafel nach Russland melden, dass die "Offiziere Russlands" den früheren Oberbürgermeister der Stadt posthum geehrt hatten. Eingefädelt war der Festakt, so schilderte es Eremenko bei Instagram, durch die russische Botschaft – und seinen "lieben Freund" Schröder, dem er einen "besonderen Dank" dafür zukommen ließ. Schröder beantwortete Fragen von t-online nicht.

Einen Artikel der "FAZ" über die Greifswalder Veranstaltung hat Eremenko im Oktober 2022 in Moskau vor sich auf dem Tisch liegen, wie ein Foto zeigt. "Schwesig und die 'Offiziere Russlands'" ist der Titel des Texts, Eremenko wird als "Ukraine-Hasser" bezeichnet. Neben dem Artikel hat er eine blaue Fahne mit Grüßen aus Deutschland für die Kämpfer in der Ukraine mitgebracht. Zu lesen ist, dass der Fallschirmjäger Traditionsverband Ost "Standhaftigkeit und Erfolg für euren Kampf" wünscht.

Ukraine-Krieg für "Offiziere" eine "gerechte Sache"

Die blaue Fahne ist das Erkennungszeichen der "Offiziere Russlands", Eremenko steht dort wenige Tage nach Russlands Teilmobilmachung mit den Spitzen des Vereins. Das sind zum Teil hochdekorierte Veteranen, die den Titel "Helden Russlands" tragen. Gegründet wurde die Organisation auf Betreiben Wladimir Putins 2007, sie versteht den Krieg in der Ukraine als "gerechte Sache, egal welche Sünden Pseudohumanisten unserem Land vorwerfen". Kurz vor Eremenkos Besuch kam die Ankündigung der "Offiziere", dass die Regionalgruppen Freiwillige zum Kämpfen entsenden werden.

"Standhaftigkeit für Euren Kampf": Eremenko übergibt eine Fahne der "Offiziere Russlands" mit Wünschen aus Deutschland für die Ukraine-Front. (Quelle: oficery.ru)

Eremenkos erstes dokumentiertes Zusammentreffen mit der Organisation datiert vom 16. Dezember 2016 und ist in der gleichen Umgebung aufgenommen. Ein Foto zeigt ihn beim Handschlag mit dem Leiter des Exekutivkomitees der "Offiziere". Roman Schkurlatow war einst einer der Medienverantwortlichen der Streitkräfte und ist heute Generaldirektor der kremlnahen Nachrichtenagentur "Public News Service" OSN.

Nach dem Treffen kehrt Eremenko am 19. Dezember als örtlicher Leiter der "Offiziere Russlands" nach Deutschland zurück, wo er aufgewachsen ist. Eremenkos Vater war Dolmetscher und Offizier in Wünsdorf, dem damaligen Sitz des sowjetischen Militärs in der DDR.

Der Abzug der russischen Truppen nach der Wiedervereinigung hinterließ bei Eremenko offenbar tiefe Spuren: "Innerhalb von drei Jahren eine so mächtige Truppengruppierung zurückzuziehen und unsere Eliteeinheiten praktisch ins freie Feld zu schicken – ist das nicht auch ein Verrat?", sagte er 2022 einem russischen Sender.

Frust über Medaille zum Ende der Sowjetunion

Sein Vater habe 1991 eine vergoldete Medaille bekommen, auf der einen Seite der Spruch "Für den Zerfall der Sowjetunion". Das hätten Offiziere dem Westen verübelt. So erzählte es Eremenko im Sommer 2022 auf einem Podium der "Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung (GRH)", eine Art Hilfsverein für ehemalige Stasi-Spione und Spitzenfunktionäre.

Im März 2023 berichtet Eremenko unverblümt davon, dass es in diesen Kreisen "trotz aller Provokationen gegenüber Russlands Regierung" Mitstreiter gebe: "Es gibt sehr viele Deutsche, die uns unterstützen, die Offiziere der ehemaligen nationalen Armee der DDR sind, viele von ihnen aus staatlichen Strukturen, aus der Stasi."

In der Wagner-Zentrale: Eremenko und der regionale Leiter der "Offiziere Russlands" trafen dort auch auf Ausbilder der Söldnertruppe. Eremenko brachte offiziell Kinderbilder für die Kämpfer mit. (Quelle: Screenshot vk.com/Heritage)

Eremenko geht dort noch weiter: "Sie sagen: 'Leute, wenn euer Oberbefehlshaber uns einen Befehl gibt, sind wir bereit, von Berlin aus Züge entgleisen zu lassen'". Das kann vieles heißen – so drastisch wie es klingt, ist es aber nicht zu verstehen: Es ist eine russische Redewendung, ähnlich der deutschen Aussage "Mit denen kann man Pferde stehlen".

Pikant ist aber auch, wo Eremenko das sagt – an einem Ort, der es in sich hat: Eremenko ist Redner in der erst im November eröffneten Zentrale der Söldnergruppe Wagner. Jewgeni Prigoschin, einst enger Putin-Vertrauter, Milliardär und Gründer der berüchtigten Söldnergruppe Wagner, hat das schicke Bürohochhaus in St. Petersburg bauen lassen.

Eremenko ist nach einem Termin im Februar bereits mindestens zum zweiten Mal dort. Er trifft bei der Veranstaltung einer patriotischen Vereinigung auch auf den Leiter der militärischen Erstausbildung am PMC Wagner Center, Alexei Savinsky. Savinsky ist dort mit weiteren Kämpfern einer Gruppe, über die das oppositionelle Investigativ-Portal "The Insider" im Mai schrieb: "Wie Neonazis russischen Kindern das Töten beibringen."

Nach Eremenkos Kinderzeit in Wünsdorf verliert sich seine Spur zunächst: Nachdem im Sommer 1994 die letzten von einst 500.000 sowjetischen Soldaten und Familienangehörigen Deutschland verlassen haben, wird dem damals 16-Jährigen im Raum St. Petersburg ein Pass ausgestellt. 2002 ist er dort mit eigener Wohnung gemeldet. Im November 2009 meldet er in Deutschland ein Gewerbe an.

Eremenko im Rang eines Oberleutnants
Ein Suchaufruf nach Kommilitonen verrät, dass er in den Jahren dazwischen Fremdsprachen an der Herzen-Universität St. Petersburg studiert hat. Und im Militär muss er gewesen sein. War er bei den Elitesoldaten Speznas des Militärgeheimdienstes GRU? Gegenüber Reuters gab er an, beim GRU gedient zu haben, auf Fotos sind die drei Sterne eines Oberleutnants der russischen Streitkräfte zu erkennen und ein Abzeichen der Speznas; die kommandoartige Abseilaktion in Beichlingen legt ebenfalls nahe, was er in der Ausbildung gelernt hat.

Vereinsfreund Köhler reagiert auf Nachfrage verwundert, von Eremenko im GRU wisse er nichts, und er könne es sich nicht vorstellen. Und Eremenko sagt nichts mehr dazu. Es ist nur klar, dass er viele Freunde aus dem Militär und Militärgeheimdienst hat.

Zwei, die zudem als Kriegsverbrecher gelten, trifft er im Dezember 2016, kurz bevor er seine Aufgabe in Deutschland antritt. In der Zentrale der Bewegung "Neurussland", die nach eigenen Angaben "die russische Welt erhalten und ein einheitliches Großrussland" wiederherstellen will, tauscht er sich mit Anführer Igor Girkin aus. Der frühere Oberst des Militärgeheimdienstes GRU nennt sich auch "Strelkov" und war einer der militärischen Führer 2014 im Ukraine-Krieg und dort zeitweise Verteidigungsminister.

Girkin wurde im November 2022 in den Niederlanden in Abwesenheit als ein Verantwortlicher für den Abschuss des Passagierflugzeugs MH17 zu lebenslanger Haft verurteilt. Etwa zur gleichen Zeit erklärte er, gemeinsam mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin Freiwillige für den Krieg zu suchen. Sein Spezialist dafür, der "Freiwilligenkoordinator" Michail Polynkow, trifft im Dezember 2016 ebenfalls Eremenko.

Eremenkos Freund rekrutierte Tausende Freiwillige

Polynkow, ebenfalls früherer GRU-Soldat, spielte 2014 eine große Rolle im beginnenden Krieg und Russlands Ukraine-Plänen: Freimütig erzählte Polynkow in seinem Videokanal, mit einer weiteren Person ab dem 20. Februar 2014 eine Freiwilligenbewegung organisiert und Kämpfer auf die Krim und nach Donezk, Lugansk, Charkow und Odessa vermittelt zu haben. Tausende Soldaten hat Polynkow für den Donbass rekrutiert, darunter auch einige aus Deutschland.

Trio: Oleg Eremenko mit dem Leiter des Exekutivkomittees der "Offiziere Russlands" (Mitte) und Michail Polynkow, der Tausende Kämpfer in den Donbass vermittelt hat. (Quelle: Screenshot/VK)

Das Ausmaß brachte ein Hack seines Profils im russischen Netzwerk VK mit 300.000 Nachrichten ans Licht. Polynkow wollte zu seinem Verhältnis zu Eremenko auf Anfrage nichts sagen, "weil Eremenko und Girkin meine Freunde sind". In seinem Profil findet sich auch ein Foto vom Sommer 2015, Eremenko ist zu Besuch. Mitgebracht hat er einen Mini-Reichstag aus Schokolade, auf dem eine rote Fahne steckt – und 500 Euro für die Freiwilligen im Donbass. "Anscheinend entwickelt sich Deutschland zu einem der Hauptlieferanten von Geschenken", schreibt Polynkow.

Polnykov und Eremenko sind so eng befreundet, dass Polynkov Eremenkos Begleiter bei der Kuppelshow "Heirate mich" im russischen Fernsehen war. Zur Ausstrahlung der Sendung im Frühjahr 2017 hat Eremenko seine neue Funktion als Leiter der "Offiziere Russlands" bereits angetreten.

Thüringens Verfassungsschutzchef bemängelt Blauäugigkeit

Zwölf organisierte "Offiziere" habe es zu dem Zeitpunkt gegeben, schrieb Eremenko nach seiner Amtsübernahme: Männer, "die durch die Brennpunkte der Sowjetunion gingen und durch verschiedene Zufälle in Deutschland landeten und ihrem Vaterland und dem Eid treu blieben". Sein Vorgänger sagte mal einer russischen Zeitung: "Wo wir sind, da ist Russland, und wir sind überall." Er setze sich in der Bundesrepublik für die patriotische Erziehung der Jugend ein, deutsche Behörden würden das gelassen sehen.

Tatsächlich gelten ihnen die Verbände von Ehemaligen – etwa der DDR-Truppen – nach Informationen von t-online eher als fragwürdige Folklore denn als Sicherheitsbedrohung. Traditionspflege, so wie "Desant" sich auch selbst darstellt. Und eine Deutung, die Eremenko und den "Offizieren" vermutlich entgegenkommt.

Aber nicht jeder teilt sie vorbehaltlos. Thüringens Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer kennt etwa die Bilder von Schloss Beichlingen. Aktivitäten und Familienfeste wie das "Desant"-Spektakel mit wehrsportartigen Übungen seien "angesichts der deutsch-russischen Freundschaftsbemühungen bis zum Ukraine-Krieg sogar als wichtiger Beitrag zur Völkerverständigung verstanden worden", sagt er t-online.

Ein großes Problem der vergangenen Jahre sei "die Blauäugigkeit in der Politik, dass man bestimmte Warnungen nicht hören wollte, weil Frieden und Freundschaft ja zur Selbstverständlichkeit geworden waren". Wenn Kramer dann allerdings öffentlich verbreitete Bilder sieht, auf denen Eremenko und ein "Desant"-Funktionär T-Shirts mit der Aufschrift "Don’t worry – wait for the Russians" ("Mach' Dir keine Sorgen – warte auf die Russen") tragen und im Hintergrund Flaggen der Sowjetunion und des Berliner Wachregiments des Ministeriums für Staatssicherheit zu sehen sind, findet er: "Das sollte Grund zur Sorge sein, nicht nur für den Verfassungsschutz."

"Wait für the Russians": Eremenko im Sommer 2020 auf einer "Desant"-Veranstaltung. (Quelle: desantura.de)

"Desant" ist registriert an einer Adresse, an der auch der Name des Chefs der "Offiziere" auf dem Briefkasten steht. Es ist die Adresse in einem frei stehenden Wohnhaus mit Garten im Berliner Südosten, und dort haben auch zwei Firmen ihren Sitz: Eines davon ist Eremenkos Bauunternehmen. Es verfügt über einen schicken Internet-Auftritt und eine große Angebotspalette.

Viel Schein bei Eremenkos Firma?
Steckt dahinter vor allem viel Schein? Creditreform führt die Firma als Ein-Mann-Unternehmen. Das von der Auskunftei empfohlene Kreditlimit in Höhe von 2.500 Euro entspricht dem Betrag, der angegeben wird, wenn keine Daten vorliegen. Eremenko habe 2020 auf eine Creditreform-Bitte um Informationen nicht reagiert. Es gebe aber umgekehrt auch sehr wenig Nachfrage, wie solvent die Firma sei. Wer sich bei den von Eremenko genannten Referenzobjekten informiert, bekommt auf Nachfrage vor allem mitgeteilt, man könne sich an seine Firma nicht erinnern.

Sitz von Firma und Verein: Hier im Südosten Berlins hat Oleg Eremenko "Desant" und ein Bauunternehmen angemeldet. (Quelle: Fabian Jahoda)

Vielleicht hat Eremenko noch einen anderen Arbeitsplatz? Im September 2022 schrieb ein russisches Portal, auf dem Weg zur Arbeit komme er täglich am "Checkpoint Charlie" in Berlin vorbei. In der Friedrichstraße befindet sich auch das "Russische Haus". Bei einem Anruf dort, verbunden mit der Bitte, zu ihm durchzustellen, heißt es, man könne nicht verbinden, und es sei nicht klar, ob er an diesem Tag noch im Haus ist.

Eremenko hat nicht nur die Funktion bei den "Offizieren Russlands": Er gehörte zumindest dem Vorstand des Koordinierungsrats der russischen Landsleute in Deutschland an, ist der Koordinator für russische Bürger in der EU bei der Bewegung "Starkes Russland" und beim "Koordinierungsrat nichtkommerzieller Organisationen Russlands". Organisationen, die eng verwoben sind mit den "Offizieren Russlands".

2021 hätte Eremenko wohl noch weniger Zeit für seine Baufirma gehabt: Er war zwei Monate lang in Russland gemeldet. In der Zeit erzählte er beim "Internationalen Antifaschistischen Forum", im Informationskrieg gegen Russland gebe es "extrem gefährliche Tendenzen. Wir hinken den fortschrittlichen Technologien in der Propaganda qualitativ um 15 bis 20 Jahre hinterher. Und dagegen muss etwas getan werden."

Mit Eremenkos Einstieg bei den "Offizieren" wird die Gruppe sichtbarer, eine Delegation hält die Fahne sogar in der Reichstagskuppel in die Höhe, die "Offiziere" lassen eine Drohne mit sowjetischer Siegesfahne über ein sowjetisches Ehrenmal fliegen. Als der heutige AfD-Bundestagsabgeordnete Rainer Rothfuß 2017 die "Druschba"-Friedensfahrt mitorganisiert, steht zum Start Eremenko mit dem Logo der "Offiziere" auf der Bühne. Rothfuß erklärte auf Anfrage, er kenne Eremenko nicht genauer.

KZ-Gedenkstätte ließ sich nicht auf Kooperation ein

Eremenko versucht 2020 sogar, die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen für eine Kooperation zum russischen "Tag der jungen Opfer des Faschismus" am 9. September zu gewinnen – mit einem fertigen Programm. "Da dies nicht unserem Verständnis einer Kooperation entspricht, haben wir uns darauf nicht eingelassen", sagt ein Sprecher. Die "Offiziere Russlands" hätten zudem zuvor in der Gedenkstätte Aufnahmen für einen Film mit "problematischer geschichtspolitischer Stoßrichtung" aufgenommen.

Es geht bei den "Offizieren", die die Umbenennung Wolgograds in "Stalingrad" forcieren, auch um die Deutungshoheit über die russische Geschichte. Als die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation Memorial im Oktober 2021 in Berlin die Namen von Opfer des politischen Terrors in der Sowjetunion vorlas, organisierten die "Offiziere" eine Lesung, auf der Nazi-Täter aufgelistet wurden.

Die Moskauer Zentrale und russische Medien melden nun regelmäßige Aktivitäten. Keine große russische Gedenk- und Trauerfeier und kaum eine Traditionsveranstaltung findet mehr ohne die Offiziersvereinigung statt.

Die Rede ist oft von "Desant und Offizieren Russlands". Einige Vorstandsmitglieder waren zumindest in beiden Gruppen, die Fahne der "Offiziere" hängt seit Jahren bei "Desant"-Veranstaltungen. Mehrfach stehen "Desant" und "Offiziere Russlands" gemeinsam auf Kränzen an Ehrenmalen.

Es auch nicht immer klar, ob im fernen Moskau vielleicht Aktivitäten von "Desant" für die "Offiziere" vereinnahmt werden, um größer zu erscheinen. Im Ukraine-Krieg hat sich vielfach gezeigt, dass Russland sich selbst belogen hat und es im Militär viele Potemkinsche Dörfer gibt.

Überhöht auch Eremenko die Hilfe aus Deutschland? "Mir ist gar keine Kooperation bekannt", erklärt Jürgen Köhler von "Desant", im Verein gebe es auch kaum Mitglieder im Offiziers-Rang. Die Seite der "Offiziere" habe er aber auch nicht besucht.

"Alles für die Front, alles für den Sieg"

Dort wurde unter anderem verkündet, dass die "Offiziere" bei ihrer deutschen Sektion Kampfsportgruppen gegründet hätten, genannt werden Namen, die dem "Desant"-Vorstand angehörten oder angehören. Das Entsetzen bei einer Nachfrage ist groß. Was als "Desant"-Abteilung geführt wurde, ist inzwischen selbständiger Verein. Und der Vorsitzende, früher auch Vorsitzender beim Mutterverein, sagt, er widme sich voll dem Sport und wolle mit Politik nichts zu tun haben. "Bei uns trainieren auch ukrainische Flüchtlingskinder", meint er. In der deutschen Sportszene und bei Verbänden ist der Verein durchaus anerkannt.

Auf der anderen Seite gehörten Köpfe des Sportvereins auch einer "Combat" genannten Abteilung von "Desant" an. Dort geht es um Airsoft, ein für eine große Szene harmloser Sport, bei dem nachgebaute Waffen Munition mit geringer Geschossenergie verschießen. Die Grenzen zum militärischen Training aber können fließend sein. Einer der früheren "Desant"-Vorstände bot auf Schloss Beichlingen den "Army Day" an, "auf der Grundlage der taktischen Ausbildung von Spezialeinheiten des ‘Ostblocks".

Russische Legende: Alexander Golowaschin von den "Offizieren Russlands" mit Eremenko, der ihm auch auf Instagram Unterstützung zusichert. (Quelle: Screenshot Instagram)

Das kann völlig harmlos sein. Aber was meint Eremenko im März 2023, als er wieder einmal in der Heimat der "Offiziere Russlands" ist? Auf dem Instagram-Account von Alexander Golowaschkin, einst als "Bester Mitarbeiter der Spezialeinheiten der Polizei" ausgezeichnet und von Putin persönlich als "Held Russlands" geehrt, ist zu sehen, wie sich Eremenko und Golowaschkin die Hände drücken. "Alles für die Front, alles für den Sieg. Ich umarme dich, Bruder!" schreibt Golowaschkin. Eremenko erwidert: "Warte auf die Gäste, Bruder. Ich werde bald da sein."

Nach der Anfrage von t-online verschwand das Foto.

Verwendete Quellen
Eigene Recherchen
Instagram.com, vk.com. ok.ru

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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11841 am: 9. Juni 2023, 10:03:37 »
Bei Krautreporter gab es einen Artikel, in dem es unteranderem hieß, dass wohl nur eine Minderheit in der DDR die Wiedervereinigung wirklich wollte.

Wenn das stimmt, würde es einiges erklären.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11842 am: 9. Juni 2023, 10:11:45 »
Bei Krautreporter gab es einen Artikel, in dem es unteranderem hieß, dass wohl nur eine Minderheit in der DDR die Wiedervereinigung wirklich wollte.

Wenn das stimmt, würde es einiges erklären.

Tja, so ist das mit den lauten Minderheiten ...
Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten (Karl Valentin).

Um etwas zu gelten, müssen sich Nullen immer hübsch rechts halten (Adolf Glaßbrenner).
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11843 am: 9. Juni 2023, 10:26:18 »
Schauen wir doch mal

https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/recherche/dossiers/fakten-meinung-mythen-die-ddr-als-projektionsflaeche/wiedervereinigung

Zitat
Im Einheitsjahr 1990 stimmte die Bevölkerung der DDR zweimal vor und zweimal nach dem Stichtag über die Wiedrevereinigung ab. Bei der einzigen freien Volkskammerwahl am 18. März 1990 erzielte die Allianz für Deutschland, das Wahlbündnis für eine möglichst schnelle Vereinigung, 48 Prozent der Stimmen, die ähnlich eingestellten ostdeutschen Liberalen weitere 5,3 Prozent. Die SPD, die ebenfalls für die Einheit, aber in einem längeren Prozess, eintrat, kam auf knapp 22 Prozent, die gegen eine Vereinigung eingestellte SED/PDS 16,4 Prozent. Der Rest der Stimmen verteilte sich auf Kleinparteien. Drei Viertel der Wähler sprachen sich also für die Einheit aus; die Regierung um Lothar de Mazière ging mit Volldampf auf Kurs Wiedervereinigung. Dieses Ergebnis wurde in den Kommunalwahlen am 6. Mai 1990 der Größenordnung nach bestätigt: Wieder wurden die Parteien der Allianz für Deutschland mit landesweit 35 Prozent am stärksten, hinzu kamen die Liberalen mit nun sogar 7,3 Prozent. Die SPD hielt ihr Ergebnis, die PDS verlor leicht. Die dritte Wahl fand am 14. Oktober 1990 statt, elf Tage nach dem Vollzug der staatlichen Wiedervereinigung. Die CDU errang teilweise zusammen mit der FDP in vier der fünf neuen Bundesländern die klare Mehrheit, die Einheitsgegner der PDS verloren leicht. Ein ähnliches Ergebnis brachte die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl am 2. Dezember 1990.

Bei vier freien, gleichen und geheimen Abstimmungen entschied sich also jeweils die deutliche Mehrheit der Wähler für die Wiedervereinigung, wie sie von Bundeskanzler Helmut Kohl und DDR-Ministerpräsident Lothar de Mazière vorangetrieben wurde.

Repräsentative Umfragen aus demselben Jahr zeigten ein ähnliches Bild. Im März 1990 gaben demnach 91 Prozent der Ostdeutschen an, „sehr erfreut“ oder zumindest“ erfreut“ über die „Herstellung der deutschen Einheit“ zu sein.[iv] Anfang August ermittelte das Meinungsforschungsinstituts Forsa repräsentativ, dass 88 Prozent der DDR-Bevölkerung für den Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten seien (und 71 Prozent der Bewohner der bisherigen Bundesrepublik).[v]

Allerdings ergaben zugleich verschiedene Erhebungen, dass das Tempo der Vereinigung als zu hoch angesehen wurde. Das Zentralinstitut für Jugendforschung der DDR ermittelte zum Beispiel in der zweiten Junihälfte 1990, dass zwar 84 Prozent für die Vereinigung seien, aber 55 Prozent den Vorgang zu schnell fänden.[vi]

Den Ostdeutschen wurde also die Einheit nicht „übergestülpt“, sie haben im Gegenteil mehrfach mit teilweise großen Mehrheiten dafür gestimmt. Allerdings hätten die meisten die Wiedervereinigung lieber ohne deren Probleme bekommen. Das jedoch war ebenso wenig möglich wie „ein bisschen“ Einheit.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11844 am: 9. Juni 2023, 10:40:45 »
Ich denke das viele einfach nur enttäuscht waren/sind. Sie glaubten an die blühenden Landschaften und gebratenen Tauben. Dann stellten sie fest, dass man, wenn man was erreichen möchte, tatsächlich Blut und Schweiß tropfen lassen muss. Einige in meinem Bekanntenkreis haben mir damals stolz erzählt wie sie auf der Straße waren. Heute erzählen sie das sie das niemals gewollt hätten. Ich für meinen Teil bin froh wie es gekommen ist. Trotz einiger Niederschläge hab ich am Ende doch geschafft, was in der DDR nicht möglich gewesen wäre.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11845 am: 9. Juni 2023, 10:41:19 »
Also, um es mal konkret zu machen hier ist der Artikel, den ich meinte:

https://krautreporter.de/4909-darum-sympathisieren-im-osten-mehr-menschen-mit-russland

Da kann man noch vor der Paywall folgendes lesen:

Zitat

Für die Antwort muss ich erstmal mit einem Mythos aufräumen, nämlich dass die meisten Menschen in der DDR an der Revolution von 1989/90 beteiligt waren. Die Losung „Wir sind das Volk“ hatte bei mir bisher den Eindruck erweckt, dass zu dieser Zeit die große Mehrheit der DDR-Bevölkerung gegen das SED-Regime gekämpft hat. Aber das stimmt gar nicht.
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11846 am: 9. Juni 2023, 10:57:59 »
Bei Krautreporter gab es einen Artikel, in dem es unteranderem hieß, dass wohl nur eine Minderheit in der DDR die Wiedervereinigung wirklich wollte.

Wenn das stimmt, würde es einiges erklären.

Die meisten Demonstranten und Studenten, die Oktober noch niedergeknüppelt und/oder sogar teilweise tagelang in Haft waren, hatten auch "nur" eine bessere DDR (demokratischer, sozialer und vor allem grüner/gesünder) im Auge, eine Wiedervereinigung war damals überhaupt kein Thema, die lag als "Lösung" der damaligen Probleme sogar außerhalb des Vorstellungsvermögens.

Die waren allerdings auch nur eine kleine Minderheit, die Mehrheit feierte wie gehabt nach außen brav 40Jahre DDR, lästerte hinter der Hand über das Politbüro und "regte" sich über die Demonstranten auf.

Aber bei dem mit eher heißer Nadel zusammengeschusterten Einigungsvertrag sind vermutlich auch noch einige andere soziale Gruppen übersehen worden: die oben erwähnten Kinder russischer Offiziere, die vorbestimmten und dann jäh abgebrochenen DDR- Kader- Karrieren ("IM Starter") oder die in der DDR gut gestellten Angehörigen der Spezialeinheiten und deren Familien (Wachregiment etc.), etc, die bisweilen in der harten Realität der Marktwirtschaft aufgewacht, oder auch in gesicherten Positionen nicht mal schlecht gestellt, fortan einen aufgestauten tiefen Groll in sich trugen. Auch eine Minderheit, aber mit einem Willen zu Macht und Methoden, die sie noch beim anderen Erich gelernt hatten mit Focus auf ein "Kippen" der Mehrheit.

Die systematische, proaktive und gleichzeitig konspirative Vernetzung untereinander inkl. Vernetzung mit der rechten und rechtssotherischen Szene ist Dank sozialer Medien und das Einschüchtern von Kritikern mittels Slappklagen u.a. leider schon seit Jahren voll im Gange. Von Schläger- Nazis lässt man sich dabei auch gern supporten.

Auch hier wieder: Alle Warnungen und Hinweise werden von den Sicherheitsbehörden in den Wind geschlagen.

By the way, nur 2(!) Tage vor Kriegsausbruch haben Z.B. einige unbekannte Herren bereits offen die russische Nationalhymne über die Dresdner Vorgebirgshügel gegröhlt, wahrscheinlich in baldiger Erwartung der russischen Arme an der Deutsch-Tschechischen Grenze. Sicher "Zufall". Als es dann mit dem Durchmarsch bis Berlin doch nicht klappte, war mal wieder eine Weile Ruhe.

Aber inzwischen fühlt man sich mit dem Erstarken der AfD in den Umfragen wieder so richtig im Aufwind, dass man meint, langsam selbst offen Richtung Raumnahme übergehen zu können, um die "Stimmung" zu kippen, ein bisschen nach dem Vorbild der "national befreiten Zonen" der Schlägerjahre, wo "Andersdenkende" auch offen zum "Freiwild" erklärt wurden.

@Gerntroll nicht ganz richtig, dass alle Demonstranten von 1989 Looser und mit der Wiedervereinigung gefrustet sind, weil falsche Vorstellungen, eher anders herum: vor und um dem 08.10.1989 gehörte noch echter Mut dazu, nach dem Mauerfall kamen aber dann erst genau die Sorte Demonstranten dazu, die bisher noch nicht gesehen wurden, häufig mit einer Lederjacke, auffallend viele männlich und teilweise auch solche Herren, die vorher nur am Rand mir dem Notizbuch gesehen wurden, die aber dann plötzlich aus dem. Slogan "Wir sind das Volk" - "Wir sind ein Volk" machten und laut nach den gebratenen Tauben der D-Mark riefen und die sich heute als die so genannten "Helden von 1989" sehen, nur ist zu diesem Zeitpunkt die erste Garde der Demonstranten schon gar nicht mehr wiedergekommen. Es war plötzlich ein ganz anderer Montag.

Und es ist keinesfalls so, dass die Mehrheit der ersten Garde der Demonstranten die Wiedervereinigung heute rückwirkend kritisch sieht, für viele war sie sogar auch ein großes Geschenk, sie hatte diese nur damals einfach gar nicht auf dem Zettel.

Das müssen also irgendwelche anderen "Zettel" gewesen sein, so wie bei Schabowsky.
« Letzte Änderung: 9. Juni 2023, 11:28:34 von dieda »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11847 am: 9. Juni 2023, 11:28:46 »
Die meisten Demonstranten und Studenten, die Oktober noch niedergeknüppelt und/oder sogar teilweise tagelang in Haft waren, hatten auch "nur" eine bessere DDR (demokratischer, sozialer und vor allem grüner/gesünder) im Auge, eine Wiedervereinigung war damals überhaupt kein Thema, die lag als "Lösung" der damaligen Probleme sogar außerhalb des Vorstellungsvermögens.

Die waren allerdings auch nur eine kleine Minderheit, die Mehrheit feierte wie gehabt nach außen brav 40Jahre DDR, lästerte hinter der Hand über das Politbüro und "regte" sich über die Demonstranten auf.

Auch im Januar 1945 gab es noch 90 % aufrechte Nationalsozialisten in Deutschland. Im Juni 1945 gefühlt 0 %.

1. Es besteht ein Unterschied zwischen der Frage danach, wer im Oktober 1989 aktiv gegen die DDR demonstriert hat, und der Frage danach, wer die Einheit unterstützt hat.
2. War die Frage ab Mitte 1990 aufgrund der drohenden Staatspleite der DDR Makulatur. Auch deshalb die schnelle und überhastete Vereinigung. Es gab zu diesem Zeitpunkt gar keine realistische bzw. belastbare Alternative mehr. Die Wahlrgebnisse in der DDR 1990 zeigen, dass den meisten DDR-Bürgern das auch in irgendeiner Form bewusst war.
3. Hat (meine ich zumindest) ein kluger SED-Funktionär im Herbst 1989 auf die Frage nach dem zukünftigen System der DDR geantwortet:" Welche Existenzberechtigung hat eine kapitalistische DDR neben einer kapitalistischen BRD? Keine!"

Nur, eine sozialistische DDR konnte ohne Mauer und Grenze auch nicht überleben.

Der grösste Teil der Ärzte, Ingenieure etc hätte sich in den Westen aufgemacht. Vermutlich hätten sich alle, die im Westen lukrativere Angebote hätten bekommen können, in den Westen aufgemacht. Sprache und Staatsbürgerschaft waren kein Problem, die meisten Ausbildungen wurden weitgehend akzeptiert.

Übrig geblieben wäre eine im Prinzip nicht lebensfähige Republik. Eine Art Freilichtmuseum mit ein paar Eingeborenen, die von westlichen Almosen oder als Biliglohnarbeiter ihr Dasein fristen.

Dieses war die Konsequenz der Proteste im Oktober, auch wenn das zu dem Zeitpunkt nicht absehbar war ( auch, da nicht klar war, wie denn die Alliierten darauf reagieren würden).

 
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Manchen kann man es nie recht machen. Der Fehler war und ist, das nicht klar beim Namen zu nennen. Diese Leute waren schon damals (rotlakierte) Faschisten, und sind es bis heute geblieben.
« Letzte Änderung: 9. Juni 2023, 11:59:05 von mork77 »
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11848 am: 9. Juni 2023, 11:34:51 »
Nur, eine sozialistische DDR konnte ohne Mauer und Grenze auch nicht überleben.

Ich habe im Frühjahr 90 am Tränenpalast in der Hauptstadt der noch existierenden Däderäh ein schönes Graffito gesehen:

"Fällt die Mauer, gehn die Leute,
bleibt die Mauer, geht sie pleite,
ja, sie hat es wirklich schwer,
unsere arme DDR"
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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Re: Presseschnipsel
« Antwort #11849 am: 9. Juni 2023, 11:39:05 »
Nochmal zum Mitmeißeln: die Demonstranten, die Anfang Oktober noch auf der Straße waren und häufig aus den Friedensgebeten der Kirchen kamen, waren 10x mehr FFF/LG/SFF als PEGIDA, obwohl nicht alles was hinkt, auch immer gleich schon ein Vergleich sein muss.

Und von der drohenden Staatspleite der DDR konnte die einfache DDR- Bevölkerung nur leise etwas ahnen, das konkrete Wissen hatten die anderen.

@mork77 Der Fehler war, dass man geglaubt hat, dass man alles mit der D-Mark regeln kann. Geld ist nicht alles.

Schon in früheren Zeiten war bekannt, dass man die Eliten der "Besiegten" und ihre persönlichen Garden selten so 1:1 übernehmen kann, schon gar nicht in den eigenen Sicherheitssektor. Schon ganze Großreiche mussten das nach Jahrzehnten schmerzlich erfahren.

Auch die alte brutal-blutige Ochanka um den mutmaßlichen Psychopathen Felix Dzierzynsky, aus der später der KGB hervorgegangen ist, entstammte fast 1:1 aus der alten Zarengarde, die die in Wahrheit schwache Bolschewiki aus Angst vor der eigenen Bevölkerung rekrutiert hatte.
« Letzte Änderung: 9. Juni 2023, 12:01:55 von dieda »
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