Allerdings kann ich mich auch noch an "Kennzeichen D" erinnern, wo die DDR wesentlich besser wegkam; aus Sicht meiner Eltern (ich habe meine Kindheit und Jugend auf der falschen Seite der Mauer verbracht) sogar unrealistisch positiv. Und an "Frontal" mit Hauser und Kienzle, einer eher SPD-nah, einer eher CDU-nah, wo jedes Thema aus mehreren Sichtweisen betrachtet wurde, und das auch noch unterhaltsam.
Bzgl. "Kennzeichen D" gebe ich Dir Recht; die waren häufig viel blauäugiger als sie hätten sein dürfen!
Formate wie "Hauser & Kienzle" gibt es aber (leider) zuhauf; die heißen jetzt "Augstein & Blome" oder eben "Talk-Quak-Quak". Da reden jeden Abend zig konträre Sichtweisen zum Steinerweichen aneinander vorbei. Allerdings kann ich diesem inszenierten Schaumschlagabtausch kaum etwas abgewinnen
Zum Thema Frank Rennicke und Gerhard Löwenthal: Ich finde dazu nichts außer das Sonnenstaatlandforum, und die "Karrieren" der beiden Männer überschnitten sich nur um ein paar Monate im Jahr 1987. Ich möchte dir keine Lüge unterstellen, aber Erinnerungen verblassen nun einmal nach mehr als 30 Jahren.
Auf die Schnelle finde ich auch nichts im Netz aber da trügt mich die Erinnerung gewiss nicht. Es stimmt, dass Rennicke als junger aufstrebender heimatliebender Musikant vorgestellt wurde, der mit seiner Gitarre durch den deutschen Wald stapfte und unglücklich war, weil ihn keiner auftreten lassen wollte. Was natürlich damals schon an dem bösen linksalternativen Mainstream lag, der die Konzert- und Festivalbranche angeblich felsenfest im Griff hatte.
Weil ich selbst mit dieser sehr heterogenen Szene zu tun hatte, hab ich aus einer Art irritiertem Interesse diesen Frank Rennicke, von dem ich zuvor nie etwas gehört hatte, recherchieren lassen. Was zu jenen Zeiten eine deutlich aufwändigere Sache war als heutzutage. Erst nach ein paar Tagen bekam ich einen seltsam verschnupften Rückruf:
"Sag mal, der Rennicke. Was willst Du denn von dem?" "Weiß nicht. Wieso?"
"Hm. Also, der ist bei der Wikingjugend und klampft Volksmusik und Landserlieder." "Echt jetzt?"
"Ja, ein singender Nazi." "Ist ja irre."
"Singt auch nicht gut." "Hab ich gehört."
"Wieso? Wo?" "Der war im Fernsehen."
"WAAAS???" "Ja. Im ZDF-Magazin."
"Boah ey! Das glaub' ich nicht..."
(konkreter Wortlaut nach meiner Erinnerung bei bestem Gewissen zusammen gereimt)(Wobei ich für die Nachgeborenen vermutlich erwähnen sollte, dass ein Fernsehauftritt von Musikern damals in etwa so wahrscheinlich war wie ein Lottogewinn. Viele haben jahrelang gebettelt und doch nie etwas bekommen. Selbst eine Gruppe wie die "Dire Straits" musste froh sein, als sie ihr neues Liedchen "Sultans of Swing", natürlich ohne Bezahlung, vorspielen durfte. Wobei der WDR sie dafür in Zanders "Plattenküche" abgeschoben hatte, wo der Vortrag dann von derben Späßen unterbrochen wurde und das Schlagzeug samt Schlagzeuger am Ende des Lieds von einer großen Muschel zermalmt wurde. Da haben die sonst stets hofierten "Legenden des Rocks" aber doch etwas irritiert dreingeschaut.)