Hannig scheint als möglicher Verteidiger im aktuellen Verbotsverfahren offensichtlich gerade
Spoiler
Schillernder Ausstieg?
Prozess in Dresden: Ex-Anwalt Frank Hannig will jetzt mehr Sonne genießen
Ein Foto von Frank Hannig aus besseren Tagen. Damals kandidierte der Noch-Anwalt als Stadtrat. Heute ist der 54-Jährige kein Rechtsanwalt und auch kein Stadtrat mehr. Er will jetzt mehr Sonne in sein Leben lassen, sagt er in seinem Prozess. In Kroatien.
Der Dresdner Jurist und Ex-Stadtrat Frank Hannig soll dem Finanzamt ein Konto verschwiegen haben. Inzwischen hat der 54-Jährige kein Einkommen mehr - und er will umziehen.
Alexander Schneider
30.04.2025, 16:08 Uhr
Dresden. Er fährt mit dem Motorrad aus Ostsachsen am Amtsgericht Dresden vor. Ob es ihm gehört? Man weiß es nicht. Der schillernde Ex-Anwalt und Dresdner Ex-Stadtrat Frank Hannig hat am Mittwoch wieder einen Prozess in eigener Sache.
Es geht um den Verkauf seiner Anwaltskanzlei und um dem Finanzamt vorenthaltene Gelder. Die Beträge seien Hannig von einer Dresdner Anwältin, Käuferin seiner Kanzlei, auf ein von ihr eingerichtetes Konto überwiesen worden. Mehr als 90.000 Euro.
Ein Konto verschwiegen?
Es ist der zweite Versuch, ein erster platzte im Sommer 2024. Es geht um offene Steuerforderungen von knapp 150.000 Euro aus dem Jahr 2021 und erfolglose Zwangsvollstreckungsmaßnahmen gegen den damaligen Strafverteidiger. Dann wird das Sparkassenkonto genannt, auf das in einem Jahr mehr als 93.000 Euro eingezahlt wurden.
Hannig weist auf ein vermeintliches Verfahrenshindernis hin und fordert eine Einstellung. Das Finanzamt habe Jahre zu spät einen Strafantrag gestellt. Der Vorsitzende Richter lehnt das ab. Entscheidend sei, wann der Amtsleiter davon wusste, nur der sei „antragsberechtigt“.
Mehrfach erklärt der Richter dem Ex-Anwalt, dass es ausschließlich um das eine Konto gehe, von dem das Finanzamt nichts gewusst habe. Der Richter kritisiert, dass Hannig Zeugen nannte, sie aber nicht von ihrer Schweigepflicht entbunden habe. Darauf erwidert der Angeklagte, er sei sich nicht sicher, ob etwa sein damaliger Steuerberater „die Wahrheit“ sagen werde, weil Hannig auch bei diesem Zeugen hohe Außenstände habe.
„Nächsten Monat bin ich obdachlos“
Plötzlich ist Hannig in der Gegenwart: „Nächsten Monat bin ich obdachlos, werde in einem Bungalow von Freunden leben.“ Er behauptet, er habe kein Einkommen, lebe von Spenden und knapp 200 Euro monatlich, die er für seine Internet-Aktivitäten erhalte. Bürgergeld werde ihm schon seit zwei Jahren mit der Begründung, er habe Vermögen, vorenthalten, sagt er. Eine Klage sei anhängig.
Der Bungalow steht in Kroatien. Schon der geplante Fortsetzungstermin am 7. Mai sei schwierig, so Hannig, er könne die Reisekosten nicht bezahlen: „Mein Leben hat sich gewandelt, ich bin esoterischer geworden.“ Er habe keine Lust mehr, um seine Anwaltszulassung zu kämpfen, helfe Freunden, genieße die Sonne. Er sei jetzt 55 und führe „ein neues Leben“.
Ein großes Problem hat er noch
Der Richter schlägt ein Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen mit der Staatsanwältin und Hannigs Verteidiger Ronald Mayer vor. Am Ende wird die Verhandlung ganz ausgesetzt. Hannig wird wohl per Strafbefehl eine Gesamtgeldstrafe erhalten, in der auch eine frühere Verurteilung, die Veruntreuung von Mandantengeldern, enthalten ist.
Der 54-Jährige schwingt sich auf sein Bike und knattert zurück nach Ostsachen. In sozialen Medien ist zu erfahren, dass Hannig am Abend Redner bei einem „Politischen Maitanz“ in Herrnhut ist, veranstaltet von Marcus Fuchs, Frontmann der Dresdner „Querdenker“. Schon bei Corona-Protesten hatte Hannig mehrfach Reden gehalten.
Im Herbst 2022 hatte Hannig seine Anwaltszulassung abgegeben, angeblich aus gesundheitlichen Gründen. Später wurde er aus der Fraktion der Freien Wähler/Freien Bürger im Dresdner Stadtrat ausgeschlossen.
Das größte Problem des Ex-Anwalts dürfte jedoch eine Anklage vor dem Landgericht Dresden sein, die dort seit über zwei Jahren Staub ansetzt. Es geht um Anlagebetrug mit einem Millionen-Schaden und sechsstellige Beträge, die Hannig erhalten haben soll, Jahre vor der Corona-Pandemie. Die Staatsanwaltschaft geht von mehr als vier Jahren Haft aus.
SZ