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Warum man sich ausgerechnet in Bratislava getroffen hat und nicht zum Beispiel in Budapest, Prag oder Wien, dazu vermutet der deutsche Journalist, dass es in der slowakischen Hauptstadt offenbar eine relativ große Dependance russischer Nachrichtendienste und eine hohe Anzahl an Agenten gäbe und andererseits ein solches Treffen in Bratislava aus Sicht der Verschwörer nicht so auffällig gewesen wäre. Hierzu lägen jedoch bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse vor, dies müssten die in Deutschland stattfindenden Prozesse klären. Offen sei derzeit auch, ob es von russischer Seite eine aktive Initiierung gab. Doch welche Rolle sollte für die Organisatoren des Putschversuchs die sogenannte "Kooperation Deutsches Reich/ Slowakei/ Russische Föderation" spielen, zumal es auch einen militärisch orientierten Teil der Gruppierung gab? Dazu der MDR-Journalist Kendzia: „ Wir glauben nach unseren Recherchen, dass es auf jeden Fall schon die ganze Zeit Versuche gegeben hat, mit Russland in Kontakt zu treten. Bratislava liegt ein Stück außerhalb des Blickfelds der deutschen Behörden, vielleicht hat man halt tatsächlich geglaubt, wenn man sich dort trifft, fällt es nicht auf. Wir wissen, dass man bei den Ermittlungen, dann später bei den Durchsuchungen, bei Razzien Hinweise gefunden hat auf Bratislava, unter anderem Boardingkarten von Flugzeugen und beziehungsweise auch bei Heinrich XIII. Prinz Reuß müssen auf den Computern verschiedene Dateien gefunden [worden] sein, wo das Wort Bratislava und Slowakei mehrfach vorgekommen ist.“
Das Treffen in Bratislava hatte in einem Vier-Sterne-Hotel stattgefunden, das nur fünf Minuten Fußweg von der Botschaft der Russischen Föderation entfernt liegt. Und: es war genau am Tag vor dem Beginn des russischen Einmarsches in der Ukraine – ein Zufall? Noch einmal der deutsche Investigativjournalist gegenüber RTVS: „ Ich denke, dass es vielleicht keinen unmittelbaren Zusammenhang zu diesem Datum gibt. Aber ich glaube schon, dass Russland sicherlich mitgekriegt hat, dass es da vielleicht diese Gruppierung gibt. Und es könnte durchaus sein, dass sie vielleicht gedacht haben, naja, das sind Leute, an die sollten wir uns mal halten, weil wir eventuell dadurch hier in Deutschland ein bisschen mit so einem Umsturz Chaos stiften. Oder selbst wenn es diesen Umsturz nicht gibt, aber Ermittlungen gibt es, die Polizei in Deutschland und der Verfassungsschutz über Monate gebunden – also so eine Art Ablenkungsstrategie.“
Die Ermittlungen und anschließenden Gerichtsprozesse ab Mai in Frankfurt am Main gegen Beteiligte der extremistischen deutschen Gruppierung können u.U. auch Erkenntnisse zu eventuellen Kontaktpersonen oder Mittelsleuten in der Slowakei ergeben. Erst 2022 hatte das Sonderstrafgericht Banská Bystrica einem ehemaligen Mitarbeiter eines slowakischen Desinformationskanals nachgewiesen, streng geheime Informationen gegen Geld an den russischen Geheimdienst weitergegeben zu haben, das Urteil wurde 2023 vom Obersten Gericht der Slowakischen Republik bestätigt.
Quelle: Správy RTVS
Kay Zeisberg, Tibor Macák, Foto: RTVS