Autor Thema: Presseschnipsel - Reichsbürger  (Gelesen 55821 mal)

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #525 am: 29. Juli 2025, 18:32:10 »
Hatten wir das schon? Drei Stunden Mitschnitt der Megademo in Karlsruhe.


Nein, hatten wir noch nicht.

Aber ich bin Dir soo dankbar, auf diese Weise daran teilhaben und die neuesten juristischen Gutachten kennenlernen zu dürfen!  ;D
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #527 am: 7. August 2025, 07:40:34 »
Der ungeneigten und unwerten Kundschaft allermenniglich kund und zu wissen!

Heute auf der WP-Startseite:



https://de.wikipedia.org/wiki/Ewiger_Landfriede

Oder kurz: nix is mit „Wiederstandsrecht“ gem GG 20, 4!  ;)
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #528 am: 9. August 2025, 06:17:45 »
Diverse größere reichs- und verschwörungsideologische Veranstaltungen fanden in den letzten drei Jahren in der Region statt: Eggestorf und Bendingbostel (Arminius Erben), Walsrode (Druschba und Königreich Deutschland), Bad Bevensen (Indigenes Volk Germanitien).


Und das nicht nur im Norden (leider Bezahlschranke):




Zitat
Mann aus Reichsbürger-Umfeld
Mitarbeiter aus deutschem Rüstungsunternehmen zu Gast in russischer Botschaft

Florian Dürr und Andreas Reiner 08.08.2025 - 17:05 Uhr

Ein Mann aus dem Reichsbürger-Umfeld arbeitet in einem süddeutschen Rüstungsunternehmen und wird in der russischen Botschaft empfangen. Nur zum „Kulturaustausch“, wie er behauptet?

Es ist kein offensichtlicher Krieg wie in der Ukraine, der die Bundesrepublik Deutschland derzeit bedroht. Russlands Attacken laufen hierzulande subtiler ab: Cyberangriffe, gezielte Desinformation, Spionageaktivitäten oder Sabotageaktionen – „hybride Kriegsführung“ nennt sich das. Inmitten dieser Bedrohungslage wirken Bilder wie diese verstörend: Der Mitarbeiter eines Rüstungsunternehmens mit Standort in Süddeutschland nimmt Platz am großen Tisch in der russischen Botschaft in Berlin. „Um Kulturaustausch“ sei es bei dem Termin End
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.mann-aus-reichsbuerger-umfeld-mitarbeiter-aus-deutschem-ruestungsunternehmen-zu-gast-in-russischer-botschaft.0dcaba47-f3a5-4b6d-b091-763977a76069.html

_______________________________

Es gibt kein Recht mehr:



Zitat
Recht aus Mittelalter?
Österreicher aus Adelsgeschlecht hat keinen Anspruch auf Schweizer Bürgerrecht

Seiner Familie wurden im Mittelalter "ewiges und unverlierbares" Bürgerrecht in Zürich verliehen, deshalb verlangte der Mann die Schweizer Staatsbürgerschaft. Vor Gericht blitzte er ab

7. August 2025, 20:02

Der Mann stützte sich auf Unterlagen aus dem 15. Jahrhundert, die Angehörigen seines Fürstengeschlechts auf unbestimmte Zeit das Schweizer Bürgerrecht garantierten.
Spoiler
Wie lange gilt ein "ewiges und unverlierbares" Bürgerrecht für die Angehörigen eines fürstlichen Adelsgeschlechtes? Offenbar nicht für immer, denn ein Österreicher, der Schweizer werden wollte, blitzte mit einem entsprechenden Antrag vor dem Verwaltungsgericht des Kantons Zürich ab.

Recht aus Mittelalter?
Der Mann stützte sich auf Unterlagen aus dem 15. Jahrhundert, die den Angehörigen seines Fürstengeschlechts auf unbestimmte Zeit das Schweizer Bürgerrecht garantierten. Doch laut dem Gericht sind die alten Dokumente nicht mehr gültig. Seit 1952 wird der familienrechtliche Erwerb des Bürgerrechts nämlich mit einem Gesetz auf Bundesebene geregelt, und dieses Gesetz überschreibt quasi die alten Bestimmungen.

Zudem würde das "öffentliche Interesse" am Bürgerrechtsgesetz die "privaten Interessen" des Mannes überwiegen. Es gebe dabei keine Vorrechte für Personen aufgrund ihrer Abstammung von einem Adelsgeschlecht, das widerspräche dem Grundgedanken des verfassungsrechtlichen Gleichstellungsgebots. Auch das Argument des Mannes, dass so eine "historische Rechtstradition" vernichtet und das "historische Bürgerrecht eliminiert" werde, überzeugte das Gericht nicht.

Eltern sind Schweizer
Der Mann bleibt damit vorerst weiter Österreicher, obwohl seine Eltern selbst mittlerweile Schweizer sind. Sie hatten zunächst die österreichische Staatsbürgerschaft und ließen sich erst nach der Geburt ihres Sohnes in der Schweiz einbürgern. Dem Mann steht es aber natürlich frei, sich auf üblichem Weg um das Bürgerrecht zu bemühen. (japf, 7.8.2025)
[close]
https://www.derstandard.at/story/3000000282664/oesterreicher-aus-adelsgeschlecht-hat-keinen-anspruch-auf-schweizer-buergerrecht
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #529 am: 9. August 2025, 12:09:25 »
Trotz Cannabis nur Bewährungsstrafen. Obwohl die Anzahl der Cannabistoten letztes Jahr wieder nicht gefallen ist, laut Statistik unserer geliebten  Junta GmbH-Geschäftsführung. https://www.tagesschau.de/inland/regional/badenwuerttemberg/swr-waffen-und-cannabis-bewaehrungsstrafen-fuer-sogenannte-reichsbuerger-100.html

Wie dumm. Realistisch betrachtet drohten keine 4 Jahre Gefängnis, sondern eine Bewährungsstrafe von 1-2 Jahren.

Nun gibt's nen Haftbefehl, bis eine Verhandlung möglich ist, was schon mal recht disruptiv für Arbeitnehmer ist. Oder für Eltern. Und ob's danach noch ein Bewährungsangebot gibt, ist offen.
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Offline desperado

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #530 am: 9. August 2025, 18:29:00 »
Mitarbeiter aus deutschem Rüstungsunternehmen zu Gast in russischer Botschaft

Ich werde nie verstehen, wieso einige Menschen so wenig Fingerspitzengefühl haben? Wie man, wenn ich mal wohlwollend bin, so naiv sein kann nicht zu merken, das man, wie in diesem Fall, als Mitarbeiter eines deutschen Rüstungskonzerns eben nicht zu Botschaftempfängen, etc. gehen kann! Denn selbst wenn es ein harmloser Besuch, wirklich aus rein privatem Anlass ist. Selbst wenn man sich geschmeichelt fühlen mag zu so etwas eingeladen zu werden, selbst wenn es keine Versuche zur Informationsgewinnung seitens der Botschaftsangestellten kommt, es bleibt das man sich angreifbar macht. Man kommt in Erklärungsnöte warum man dort war und in der jetzigen Zeit/Situation klingen "Kulturaustausch", "private Kontakte besucht", etc. einfach nur vorgschoben und unglaubwürdig, vergl. Mützenich! Und wenn man dann auch noch Reichsbürgertendenzen aufweist....  :facepalm:

Wahrscheinlich wird es eine Randnotiz der Medien bleiben, was schade ist. Mich würde interessieren, wie der Arbeitgeber darauf reagieren wird?
As usual, I'm writing slowly because I know you can't read fast.

(Radar writting a letter to his Mom an me, writting Comments for our Customers)
 
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #531 am: 10. August 2025, 12:55:06 »
Mich würde interessieren, wie der Arbeitgeber darauf reagieren wird?

Heckler & Koch schreibt mehr als 20 offene Stellen aus. Eine mehr oder weniger macht dann auch nix …

Wobei ich nicht behaupten will, H&K sei der erwähnte süddeutsche, waffenproduzierende Arbeitgeber.  Aber meinen wird man ja noch dürfen.


Falsch gemeint, Liebherr ist laut BNN der Arbeitgeber: https://bnn.de/nachrichten/politik/ein-vielfaches-risiko-mitarbeiter-von-bundeswehr-zulieferer-liebherr-mit-russland-naehe
« Letzte Änderung: 10. August 2025, 12:59:31 von theodoravontane »
"Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich die gleichen Fehler wieder machen, aber ein bisschen früher anfangen, damit ich mehr davon habe."

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #532 am: 12. August 2025, 12:38:14 »
Für lebend erklärt: Beamtenverhältnis tot! Das OVG M.-V. ist da völlig humorlos:

Zitat
Ein lang­jäh­ri­ger Po­li­zist be­zeug­te für einen Ex-Kol­le­gen per Dau­men­ab­druck, dass die­ser "lebe" – was in Reichs­bür­ger­krei­sen als Aus­tritt aus der BRD ge­wer­tet wird. Das OVG Greifs­wald be­ur­teil­te das als schwer­wie­gen­den Hin­weis auf eine ver­fas­sungs­feind­li­che Ge­sin­nung und hielt ein einst­wei­li­ges Dienst­ver­bot auf­recht.

Und:

Zitat
Das OVG stellte die Verfassungsloyalität als Grundbedingung für den Polizeidienst klar. Bereits eine symbolische Handlung wie die Mitwirkung an einer "Lebenderklärung" als pseudo-öffentliche Urkunde und die quasi rituelle Handlung des Unterzeichnens und Stempelns des Schriftstücks mit dem eigenen Daumenabdruck könne genügen, um Zweifel an der Verfassungstreue zu begründen – mit unmittelbaren disziplinarischen Konsequenzen.
Die Versicherung des Beamten, er erkenne die deutsche Verfassung an und distanziere sich von der Reichsbürgerszene, wertete das Gericht als Schutzbehauptung. Die Gestaltung der Erklärung, der symbolische Akt des Daumenabdrucks und die Rolle des Beamten als Zeuge deuteten nach Ansicht der Richter vielmehr darauf hin, dass der Beamte die dahinterstehenden Ziele des früheren Polizeibeamten, die staatliche Rechtsordnung zu verlassen, "nicht nur scherzhaft oder nebenbei, ohne sich dabei etwas zu denken", unterstützte, sondern "weil er an deren Wirksamkeit glaubte."

(Beschluss vom 09.07.2025 - 2 M 29/25 OVG)


https://rsw.beck.de/aktuell/daily/meldung/detail/ovg-greifswald-2m2925-dienstverbot-mitwirkung-lebenderklaerung-polizist-verfassungstreue
 
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Offline Reichsschlafschaf

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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #533 am: 12. August 2025, 20:40:40 »
Zitat
Brief an Minister Bayaz
Nach Polizeieinsatz bei Rentner: BW-Finanzministerium überarbeitet "Reichsbürgererlass"

Stand
    12.8.2025, 18:26 Uhr

    SWR-Redakteurin Katharina Fuß

Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz bei einem Rentner aus Heddesheim will das BW-Finanzministerium den "Reichsbürgererlass" anpassen. Das Ziel: ein sensiblerer Umgang mit Verdachtsfällen.
Spoiler
Baden-Württembergs Finanzministerum zieht jetzt Konsequenzen aus einem Polizeieinsatz, der für Schlagzeilen gesorgt hatte. Was war passiert? Ein Rentner aus Heddesheim (Rhein-Neckar-Kreis) sollte eine Gebühr von 9,50 Euro bezahlen, weil er seine Steuererklärung zu spät abgegeben hatte. Daraufhin beschwerte er sich per Brief beim baden-württembergischen Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne). Zuerst hatte die "Rheinpfalz" darüber berichtet.

Seinem Schreiben hatte der Rentner eine Karikatur beigelegt. Diese zeige eine Duellszene, in der ein Mann offenbar erschossen werde, bestätigte das Finanzministerium dem SWR. Das Ministerium leitete den Brief an das zuständige Finanzamt in Weinheim weiter, die hielt das Schreiben für verdächtig und vermutete eine Verbindung zur Reichsbürgerszene. Ein Polizeieinsatz folgte.
Finanzamt vermutete Verbindung zur Reichsbürgerszene

Der Brief sei im Finanzministerium angekommen und dort dann der Steuerabteilung zugeteilt worden, so der Sprecher. Diese habe dem Mann geantwortet und das Schreiben dann an das zuständige Finanzamt in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) weitergeleitet. Dort sei das Schreiben als verdächtig empfunden worden. Man habe vermutet, der Mann könne Teil der Reichsbürgerszene sein. Deshalb sei dann die Polizei alarmiert worden, heißt es vom Ministerium. Mit dieser Reaktion sei man aber klar über das Ziel hinausgeschossen, betonte der Sprecher. Allerdings hätten die Finanzämter oft mit echten "Reichsbürgern" zu tun, die sich teilweise auch aggressiv gegenüber den Beamtinnen und Beamten verhalten würden, das dürfe man nicht unterschätzen. Diese hätten öfter Konflikte mit Menschen aus dem Reichsbürger-Milieu, die den Staat nicht anerkennen würden und sich weigerten Steuern zu bezahlen.
Was ist der "Reichsbürgererlass"?

Damit eine Fehleinschätzung wie bei dem Rentner nicht mehr vorkommt, ändert das Finanzministerium jetzt den "Reichsbürgererlass". Bei dem Erlass handelt es sich laut Ministerium um eine Handlungsanleitung für Mitarbeitende im Finanzministerium. Den Erlass gibt es seit 2022, nachdem ein "Reichsbürger" in Boxberg (Main-Tauber-Kreis) auf Polizisten geschossen hatte. Er wurde wegen versuchten Mordes verurteilt. Der Reichsbürgererlass helfe Finanzbeamten bei Einsätzen mit Gerichtsvollziehern oder bei Anrufen von mutmaßlichen Reichsbürgern zu entscheiden, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten, so der Ministeriumssprecher. Konkret geändert werden soll darin jetzt demnach die sogenannte Verdachtspassage. Diese soll helfen zu entscheiden, in welchem Fall man einen Brief - wie den des Rentners aus Heddesheim - an die Polizei weiterleiten sollte und wann nicht.
"Verdachtspassage" soll geändert werden

Es sei eine Gratwanderung für die Finanzbeamtinnen und -beamten, so der Ministeriumssprecher. "Wir müssen da mehr Fingerspitzengefühl und Sensibilität entwickeln." Es dürfe nicht sein, dass immer sofort die Polizei gerufen werde, aber auch nicht, dass Verdachtsfälle ignoriert würden. Deshalb werde die Verdachtspassage im Reichsbürgererlass jetzt nachgeschärft.
Ministerium im Gespräch mit betroffenem Rentner

Der betroffene Rentner aus Heddesheim bezeichnete im Zeitungsinterview den Polizeieinsatz in seinem Fall als völlig überzogen und unangebracht. Auch das Finanzministerium hat inzwischen Kontakt mit ihm aufgenommen. "Ich habe mit dem Mann telefoniert, das Gespräch war sehr freundlich", so der Sprecher des Finanzministeriums. Er habe die Zeichnung des Duells, die er mit seinem Beschwerdebrief verschickt hatte, als harmlos eingeschätzt. "Das glaube ich ihm auch, er hat das nicht böse gemeint", so der Sprecher.
[close]
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/finanzministerium-aendert-nach-polizeieinsatz-bei-rentner-reichsbuergererlass-100.html
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #534 am: 13. August 2025, 11:01:36 »
Ganz was Neues: Reichis und Waffen


Zitat
Kriegsfeld
Polizeieinsatz gegen Reichsbürger: Möglicher Sprengstoff und Waffen gefunden

13. August 2025 - 10:14 Uhr
Im Rahmen von Vollstreckungsmaßnahmen durch die Kriminalinspektion Worms kam es am Mittwochmorgen zu einem Polizeieinsatz in Kriegsfeld. Wie die Polizei mitteilt, wurden in einem Einfamilienhaus unter anderem Waffen und sprengmittelverdächtige Gegenstände gefunden. Spezialkräfte des Landeskriminalamtes führen am Vormittag am Einsatzort eine fachgerechte Untersuchung sowie die Sicherung der Gegenstände durch.

Die Polizei erklärt: Für Außenstehende bestand keine Gefahr, auch Evakuierungsmaßnahmen waren nicht notwendig. Der Einsatzbereich war abgesperrt. Die Maßnahmen der Polizei richteten sich gegen einen Mann aus Kriegsfeld, der der Reichsbürgerszene zuzuordnen ist.
https://www.rheinpfalz.de/lokal/donnersbergkreis_artikel,-polizeieinsatz-gegen-reichsb%C3%BCrger-m%C3%B6glicher-sprengstoff-und-waffen-gefunden-_arid,5801961.html


„Kriegsfeld“. Wie passend!
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #535 am: 15. August 2025, 16:02:20 »
Falsch gemeint, Liebherr ist laut BNN der Arbeitgeber


Bezahlschranke, aber von diesem AG gab's offenbar den verdienten Sonderurlaub.

Verstärkte soziale Kontakte gab's noch obendrauf:


Zitat
Russland-Kontakte und Reichsbürger?   Kriminalpolizei prüft Fall um beurlaubten Liebherr-Mitarbeiter   

Florian Dürr und Andreas Reiner 14.08.2025 - 18:19 Uhr   

Der Fall um den wegen Russland-Kontakten und Reichsbürger-Nähe beurlaubten Mitarbeiter des Bundeswehr-Zulieferers Liebherr-Aerospace beschäftigt auch die Kripo.

Das sei natürlich ein „brisanter Sachverhalt“, sagt eine Polizeisprecherin zum Fall des kürzlich beurlaubten Mitarbeiters des Bundeswehr-Zulieferers Liebherr-Aerospace wegen Russland-Kontakten und seiner Nähe zur Reichsbürger-Szene. „Der Vorfall ist uns bekannt. Es erfolgen weitere Prüfungen hinsichtlich des Sachverhalts durch die Kriminalpolizei“, teilt die Sprecherin des zuständigen bayerischen Präsidiums Schwaben Süd/West auf Anfrage unserer Zeitung m
https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt.russland-kontakte-und-reichsbuerger-kriminalpolizei-prueft-fall-um-beurlaubten-liebherr-mitarbeiter.fc77a08e-fc55-45d6-bbcb-cb99b0b7c407.html
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #536 am: 24. August 2025, 15:27:34 »
Zitat
Verschwörungserzählungen

Mein Mann, der Schwurbler

Früher schaute sie mit ihm Arte-Dokus, heute glaubt er an Chemtrails. Über eine Frau, die versucht, ihren Partner aus den Fängen der Verschwörungsideologie zu befreien und ihre Familie zu retten.

Von Christina Lopinski
20. August 2025 | Lesezeit: 9 Min.

Wann es angefangen hat, dass sie ständig in Habachtstellung ist, weiß Janne Kern nicht mehr genau. Neulich, beim Abendessen, war wieder so eine Situation. Janne Kern und ihr Mann sitzen am Abendbrottisch in einem Haus am Leipziger Stadtrand. Um sie herum fünf Kinder zwischen drei und 23. Es gibt Sauerteigbrot vom Bäcker, Heumilchkäse, frisch gepressten Gemüsesaft. In Sachsen haben die Sommerferien gerade begonnen. Kerns Tochter will zum Campen nach Polen. Kurz sinniert die Familie über Ostseeurlaub und Pirogge. Bis Kerns Mann sagt: In Polen ist es mittlerweile sicherer als in Deutschland. Der älteste Sohn widerspricht, Kerns Mann erhebt die Stimme. Alle am Tisch wissen, was jetzt passiert − eine Wutrede über Messermänner. Kerns Mann schnaubt. Kerns Sohn verlässt den Raum. Und Janne Kern? Die fragt sich, wie ihre Familie in diese Situation hineingeraten konnte.
Spoiler
Ein Treffen in Berlin. Janne Kern arbeitet hier als Professorin. Für welches Fach und an welcher Universität, möchte sie nicht öffentlich machen. Auch ihr Name ist eigentlich ein anderer. Während des Gesprächs wird sie mehrmals sagen: „Das dürfen Sie nicht schreiben, da würde mein Mann sofort wissen, dass es um ihn geht.“ Um im nächsten Satz dann hinzuzufügen: „Wobei, eigentlich ist es egal.“ Ihr Mann würde diese Zeitung, die „Systempresse“, wie er sie nennt, sowieso nicht lesen.

Kern findet, dass viel zu wenig darüber gesprochen wird, wie schmerzhaft es ist, wenn ein Familienmitglied an Verschwörungen glaubt. Während der Corona-Pandemie, als Ehen, Familien und Freundschaften wegen Werteunterschieden auseinanderbrachen, wurde dieser Schmerz in Talkshows und in Wohnzimmern verhandelt. Heute ist das Thema aus dem öffentlichen Diskurs verschwunden. Nicht aber aus den Familien.

Auf einer schattigen Bank im Osten Berlins erzählt Janne Kern, eine kleine, zierliche Frau, rosa Stoffhose, pastellfarbene Bluse, deshalb ihre Geschichte. Sie redet laut, ab und zu wird sich jemand von den Nachbarbänken zu ihr umdrehen. Sie scheint das nicht zu stören. „Anfänge bemerkt man ja selten“, sagt Kern. „Aber im Nachhinein würde ich sagen, dass es bei meinem Mann 2015 begonnen hat.“ Damals, als Hunderttausende in Deutschland Asyl suchten, sprach Kerns Mann zum ersten Mal von der „Islamisierung des Abendlandes“. Seitdem hat sich alles verändert. Es sei wie bei Dr. Jekyll und Mr. Hyde, sagt Janne Kern. „Mein Mann hat jetzt zwei Gesichter.“

Kerns Mann glaubt an den großen Bevölkerungsaustausch. Er hasst die EU. Er liebt Donald Trump. Er leugnet den Klimawandel. Er sagt „die da oben“. Er glaubt, dass die Mauer an der US-Grenze die Mexikaner schützen wird. Er denkt, dass Corona im Labor entstanden ist. Dass irgendetwas mit unserem Grundwasser nicht stimmt. Dass die Menschen in der Ukraine alle Nazis sind.

Wenn Menschen immer die gleichen Informationen aufnehmen, egal ob sie falsch oder richtig sind, dann fangen sie irgendwann an, diese zu glauben
„Mein Mann ist eigentlich ein Linker“, sagt Kern fast entschuldigend. Auch noch nach 2015 und dem Erstarken der AfD haben sie gemeinsam Arte-Dokus über Faschismus angeschaut. Woher das Gerede von Messermännern und Burkafrauen kommt, versteht sie nur in Teilen. „Seitdem er diese Blubber-Medien konsumiert, wird es immer schlimmer“, sagt sie. Mit den Blubber-Medien meint Janne Kern rechte, zum Teil populistische Online-Magazine wie Apollo-News, Nius und Tichys Einblick. Fast täglich wird dort gegen Migranten gehetzt, gegen das Gendern, gegen die links-grüne Wokeness und gegen die EU. Auf Telegram-Kanälen werden diese Nachrichten immer wieder geteilt. So entstehen Echokammern. Wenn Menschen immer die gleichen Informationen aufnehmen, egal ob sie falsch oder richtig sind, dann fangen sie irgendwann an, diese zu glauben. In der Sozialwissenschaft nennt sich das Illusory Truth Effect.

Janne Kerns Mann liest seit Jahren nur die Nachrichten, die seinem Weltbild entsprechen. „Jeden Abend schließt er sich in seiner Kammer ein und saugt alles auf, was die Portale ihm bieten“, sagt Kern. Danach gehen sie und ihr Mann gemeinsam ins Bett.

Kennengelernt haben sich Janne Kern und ihr Mann vor mehr als zehn Jahren. Ihre ältesten Kinder besuchten den gleichen Kindergarten. Kern war damals in einer unglücklichen Beziehung. Ihr jetziger Mann hat sie aufgefangen. Hat ihr das schöne Leben gezeigt, wie sie sagt. Es ist für beide der zweite große Versuch in der Liebe. Beide haben zwei Kinder mit in die Beziehung gebracht. Vor drei Jahren kam dann noch ihre gemeinsame Tochter zur Welt. Weil Janne Kern sehr viel und Janne Kerns Mann sehr wenig arbeitet, kümmert er sich um den Haushalt. Er schmiert Brote für die Kinder, macht mit anderen Müttern Playdates aus, bastelt mit der Tochter Tiere aus Knete. Während Kern das erzählt, wird ihre Stimme leiser. „Mein Mann ist so ein toller Papa“, sagt sie. „So ein intelligenter und warmherziger Mann.“ Das würde jetzt widersprüchlich klingen, aber das sei das eigentliche Bild, was sie von ihm habe. Wären da nicht die „Blubber-Medien“. Und seine Vergangenheit, die ihn einholt.

Janne Kern spricht jetzt über den Osten. Über ihre eigenen Eltern, die viel gearbeitet und wenig gefühlt haben. Über die Neuorientierung nach der Wiedervereinigung. Darüber, dass es einige geschafft haben und andere eben nicht. Dass die Menschen im Osten strukturell immer noch benachteiligt sind. Und dass man sich nicht wundern muss, dass die AfD in einigen Landkreisen in Sachsen bei der Bundestagswahl fast jede zweite Stimme bekommen hat.

Dass Kerns Mann nicht mehr an den Staat glaubt, das liege mitunter an seiner Biografie. „Mein Mann ist ein Wende-Verlierer“, sagt Kern. Seine Eltern hätten in der BRD nie richtig Fuß fassen können. Als Kind wurde er geschlagen, einmal von seinem eigenen Vater aus dem Kindergarten entführt. Er hat keine Ausbildung abgeschlossen und seinen Platz in der Arbeitswelt nie gefunden. Seit Jahrzehnten arbeitet er mal hier und mal dort. Derzeit macht er Telefonbefragungen, wenige Stunden pro Woche. Am Nachmittag kümmert er sich um die Kinder.

Der Glaube an Verschwörungserzählungen hängt oft eng mit biografischen Episoden des Scheiterns zusammen
Wie hält man diese Widersprüchlichkeiten aus? Janne Kern zuckt mit den Schultern. Lacht. „Wegdrücken“, sagt sie. Und dann: „Nein, nein, das klingt viel zu negativ.“ Gedanklich in eine Schublade legen. Darin sei sie schon immer gut gewesen. Aber langsam wisse sie auch nicht mehr weiter. Sie seufzt. „Wissen Sie, ich liebe meinen Mann“, sagt sie. Nur deshalb lasse sie sich immer wieder auf all das ein: diskutieren, zustimmen, ignorieren, mit dem Ende der Beziehung drohen. Das mit dem Drohen klappe manchmal. Für ein paar Tage habe sie dann Ruhe. Bis die Tochter eben zum Campen nach Polen will. „Ich habe das Gefühl, es geht ihm gar nicht so sehr ums Inhaltliche, ich glaube, er will mir zeigen, dass er auch etwas weiß“, sagt Kern.

Die Forschung bestätigt, was Kern vermutet. „Wenn Menschen an Verschwörungserzählungen glauben, dann haben sie ganz automatisch das Gefühl, über eine Art Geheimwissen zu verfügen“, sagt Roland Imhoff, Professor für Sozial- und Rechtspsychologie an der Gutenberg-Universität in Mainz, am Telefon. „Sie fühlen sich erleuchtet und heben sich von den sogenannten Schlafschafen ab.“ Ein Ausdruck, der im verschwörungsideologischen Milieu für Menschen benutzt wird, die Politik und Medien vertrauen. Oft, so Imhoff, hänge der Glaube an Verschwörungserzählungen eng mit biografischen Episoden des Scheiterns zusammen. Mit dem Tod eines geliebten Menschen, mit dem Jobverlust, mit einer Scheidung. „Diese Situationen verlangen nach Erklärungen“, sagt Imhoff. Und diese Erklärungen sind meistens multidimensional, komplex und überfordernd. Das genaue Gegenteil also von Verschwörungserzählungen.

„Ich denke schon manchmal darüber nach, dass ich mich trennen sollte“, sagt Janne Kern. „Aber ich bin mir sicher, dass er das alles nicht wirklich so meint. Das ist nicht sein Herz, das ist ein Virus.“ Sie schüttelt den Kopf. Als könne sie selbst nicht so richtig fassen, was sie erzählt. „Ich glaube, mein Mann ist von mir enttäuscht“, sagt sie nach ein paar Minuten Stille. „Er wünscht sich mehr gemeinsame Zeit. Ich bin so viel in der Uni, habe noch ein paar andere Projekte nebenbei. Und dann auch noch die Kinder.“ Dabei versuche sie doch schon, immer um 17 Uhr Feierabend zu machen. Bald fährt die Familie drei Wochen in die Berge. Am Wochenende zelten sie gerne in der näheren Umgebung. Wenn die Kinder im Bett sind, spielen Kern und ihr Mann Brettspiele. Sie schlafen miteinander. Verbringen ihre Sommerabende bei Freunden auf der Terrasse.

„Eigentlich haben wir eine sehr schöne Beziehung“, sagt Janne Kern. Nur reden können sie nicht mehr miteinander. Manchmal überlege sich Kern schon mittags, was im Familienalltag noch organisiert werden muss, damit ihr Mann und sie beim Abendessen ein Gesprächsthema haben.

„Natürlich kann man sich einigen, über die aufgeheizten Themen nicht zu sprechen. Aber ich bezweifle, dass das lange gutgeht“, sagt Roland Imhoff. Oft sei der missionarische Eifer des Verschwörungsanhängers stark, die Kluft der Werte irgendwann unüberwindbar. Aber was tun, wenn man sich nicht trennen will? „Vielleicht versucht man es mal unkonventionell, mit dem sokratischen Dialog.“ Also: neugierig nachfragen, Widersprüche aufdecken und dabei kritisch, aber respektvoll bleiben. Irgendwann komme dann jeder Verschwörungsideologe an seine Grenzen. Im Idealfall fange dann die kritische Selbstreflexion an.

Auf diese Selbstreflexion wartet Janne Kern seit Jahren. Sie sagt dazu „Ewigkeit“. Vor Kurzem hat sie sich bei einer Beratungsstelle für Familientherapie gemeldet. Sie denkt, dass ihr Mann offen dafür sein könnte. Gleichzeitig hat sie „Entschwört“ kontaktiert, eine Berliner Beratungsstelle für Verschwörungsmythen im privaten Umfeld. Zweimal im Monat findet online ein moderierter Austausch zwischen Betroffenen statt. Dort reden sie über die Tante, die auf jeder Familienfeier über Ausländer schimpft. Über den Partner, der seine Strafzettel nicht zahlt, weil er mit der „Firma BRD“ nichts mehr zu tun haben will. Über den Vater, der immer wieder sagt: „Die werden schon sehen“, und ein Gewehr zu Hause hat, weil er Sportschütze ist.

Die Bereitschaft, Gewalt anzuwenden steigt, wenn Menschen an Verschwörungserzählungen glauben
Die Beratungsstelle liegt nur wenige S-Bahn-Haltestellen von der Bank entfernt, auf der Janne Kern ihre Geschichte erzählt. Um die Menschen zu schützen, die dort arbeiten, ist die genaue Adresse im Internet nicht zu finden. „Wir waren schon mal im Fokus des verfassungsfeindlichen Milieus“, sagt Sonja Marzock. Sie ist systemische Beraterin und Politikwissenschaftlerin, hat Entschwört 2021 mit aufgebaut. Marzock spricht schnell. „Wir klären hier nicht über Spike-Proteine oder die Statik der Twin Tower auf“, sagt sie. „Fakten können sowieso niemanden entschwören. Wir kümmern uns um die Demokratie.“ Heißt konkret: um die Angehörigen.

Seit Projektbeginn haben mehr als 260 Menschen bei Entschwört Hilfe gesucht. „Viele von ihnen wollen darin bestärkt werden, dass es richtig ist, sich zu positionieren. Manche wollen von uns hören, dass es okay ist, eine Beziehung zu haben, auch wenn es eine Wertedifferenz gibt“, sagt Marzock. Einige Betroffene kämen immer wieder, manche Jahre lang. Vor allem, wenn Kinder im Spiel seien. Familien, bei denen es Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung gibt, verweisen sie ans Jugendamt. Dort geben sie auch Schulungen und klären über die Gefahr von Verschwörungsideologien auf.

„Es macht die Welt einfacher, andere Leute verantwortlich zu machen“, sagt Marzock. Es sei ja auch schwer, in dieser komplexen Welt den Überblick zu behalten. Aber es gebe nun mal rote Linien. Und um diese Linien kümmert sie sich. Sonja Marzock erklärt, ab wann Gedanken demokratiefeindlich sind. Ab wann sie vielleicht sogar bedrohlich werden können. So wie beim Tankstellen-Mord in Idar-Oberstein im Jahr 2021. Ein Mitarbeiter hatte einen Kunden damals gebeten, eine Maske zu tragen. Wenig später hat der Kunde ihn erschossen.

Dass die Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, bei Verschwörungsanhängern steigt, zeigen auch die Studien von Professor Imhoff. Er sagt: „Wenn wir uns über die Fakten nicht mehr einig sind, dann funktioniert Demokratie nicht mehr. Dann gibt es nichts mehr, worüber wir streiten können.“

Janne Kern und ihr Mann streiten noch. Über die Fototapete in der Küche, über Geld, und wenn Janne Kern ganz viel Kraft hat, dann auch über Donald Trump. Das passiert aber immer seltener, denn langsam geht Janne Kern die Energie aus. Bevor sie zum Zug zurück nach Leipzig muss, fragt sie, ob man denn auch Kontakt mit Paaren hatte, die es geschafft haben. Nein? Kein einziges? Janne Kern richtet sich auf. „Vielleicht werden wir ja die Ersten sein“, sagt sie. Die Familientherapeutin wird es richten, diese Hoffnung trägt sie gerade. Und wenn nicht? „Dann werden wir uns wohl entscheiden müssen. Entweder wir trennen uns, oder wir gehen für ein Jahr auf ein Segelboot. Mit der ganzen Familie, aber ohne Internet.“

Text: Christina Lopinski; Redaktion: Ann-Kathrin Eckardt; Digitales Design: Felix Hunger; Digitales Storytelling: Christina Lopinski
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https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/gesellschaft/liebe-verschwoerungserzaehlungen-beziehung-e160358/



Au, weia.

„Die Familientherapeutin wird es richten …“.

Also nicht sie selbst. Entlarvend.
„Nur weil es Fakt ist, muß es noch lange nicht stimmen!“ (Nadine)

„Wenn die verdorbenen Leute sich zusammentun und dadurch eine Macht werden, dann müssen die anständigen Leute nur das gleiche tun. So einfach ist das. (Leo Tolstoi, Krieg und Frieden)
 
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #537 am: 24. August 2025, 15:43:11 »
Da wird allenfalls das Familiengericht noch was richten...
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #538 am: 24. August 2025, 17:49:48 »
„Die Familientherapeutin wird es richten …“.

Also nicht sie selbst. Entlarvend.

Wenn sie erkannt hat, dass sie selbst ihren Mann nicht mehr erreicht, dann ist es doch nicht verkehrt oder gar entlarvend, sich Hilfe von außerhalb zu holen. So ein verbaler Schlag in die Fresse ist von Außenstehenden sowieso manchmal hilfreicher als aus dem eigenen Umfeld. Und die Idee mit dem Segelboot - ich glaube zwar nicht, dass das für ein Jahr mit der ganzen Familie praktikabel ist, aber der Grundgedanke "ohne Internet" ist richtig. Sie weiß, woher er den Mist hat, aber sie weiß nicht, wie sie ihn davon losbekommen soll. Er ist ein Junkie, der immer wieder den nächsten Schuss Hass und Hetze braucht. Sich in dem Fall Hilfe zu suchen und anzunehmen ist nicht entlarvend, sondern das einzig Sinnvolle.
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Re: Presseschnipsel - Reichsbürger
« Antwort #539 am: 24. August 2025, 17:57:11 »
Nach der Schilderung dürfte es für eine Familientherapie viel zu spät sein.
Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!
 
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