Kennen wir den Reichskanzler/Oberreichsgeneralanwalt/ Reichsverweser (bitte notfalls passende Titulatur einsetzen!) Reinhard Hofmann schon?
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Ungläubigkeit und Kopfschütteln bei SPD und FDP - Sorge bei Pfarrerin
Auch die SPD will ihre Inhalte in den Fokus stellen. Die Sozialdemokraten unterstützen den parteiunabhängigen Kandidaten Matthias Gelbe. Dass mit dem 70-jährigen Hofmann, der sich selbst „nach Abstammung als Bundesstaatlich Deutscher“ bezeichnet, ein „Reichsbürger“ antritt, verstehe in der Partei niemand. „In unserer Fraktion herrschte erst einmal Ungläubigkeit und alle haben mit dem Kopf geschüttelt“, so SPD-Fraktionsvorsitzender Reiner Jörges. Der SPD-Fraktionschef fordert Hofmann auf, zu erklären, „wie er sich vorstellt, in Tann hier bald die Kaiserzeit auszurufen“.
„Der Umstand der Kandidatur ist schräg. Ein Mann, der die staatlichen Instanzen in Deutschland nicht anerkennt, will selbst Bürgermeister werden und eine solche Instanz leiten“, sagt Jörg Witzel, Fraktionsvorsitzender der FDP und Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung. „Vieles, was er sagt, widerspricht sich selbst. Zudem leugnet er als ‚Reichsbürger‘ alles, für das eine Demokratie steht.“
Die Tanner FDP will sich auf „ernstzunehmende Kandidaten konzentrieren“. Als diese nennt Witzel den CDU-Kandidaten Michael Conrad sowie den unabhängigen Kandidaten Matthias Gelbe. Der Kandidatur des selbsternannten ‚Reichsbürgers‘ solle man aus Sicht Witzels „mit Inhalten und Fakten“ entgegentreten.
Landrat Bernd Woide sagt auf Anfrage unserer Zeitung: „Ob jemand in ein demokratisches Amt gewählt werden sollte, der den demokratischen Rechtsstaat ablehnt, darüber entscheidet nicht der Landrat, sondern darüber entscheiden die Wählerinnen und Wähler. Demokratie funktioniert nur, wenn es Menschen gibt, die für sie eintreten und sie verteidigen. Eine Wahl ist dazu immer eine gute Gelegenheit.“
Heike Dietrich, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Tann, sagt: „Die Sorge um die Demokratie und Menschen, die diese stürzen möchten, treibt natürlich alle um.“ Dies sei nicht nur in Tann, sondern bundesweit der Fall. Sie hebt hervor: „Herr Hofmann repräsentiert nicht die Mehrheit der Menschen in der Stadt und spiegelt nicht wider, wie sie ticken und handeln.“ Seit 10 Jahren ist Dietrich Pfarrerin in der Rhön-Stadt. „Die Menschen in Tann sind tolerant und es gibt viele, die sich aktiv für die Demokratie einsetzen und sich ehrenamtlich engagieren - sei es in Vereinen, der Senioren- oder der Flüchtlingsarbeit“, stellt sie fest. „Es gibt hier einen tollen Zusammenhalt - und das wird auch so bleiben.“ Den Fokus solle man auf die Kandidaten legen, die die Mehrheit der Menschen in Tann repräsentiere, so die Pfarrerin.
„Ich finde es bedenklich, dass ein Mensch, der die Verfassung und die Existenz der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt, als Bürgermeister kandidiert und in ein System einwirken könnte, das er selbst ablehnt“, sagt Heiko Stolz (CDU), Bürgermeister in Neuhof und Vorsitzender der Bürgermeisterkreisversammlung. Die Bürgermeister-Kandidatur eines „Reichsbürgers“ sei ein „Paradoxon, das ich nicht nachvollziehen kann“. Die Nachricht habe auch in Bürgermeisterkreisen Wellen geschlagen. „Man muss so jemanden inhaltlich stellen. Vor Ort geht es um Themen wie Straßen- und Kitabau und nicht die Verfassung oder das Kaiserreich“, meint Stolz.