Allgemeine Eindrücke vom Prozess
Die Sicherheitsvorkehrungen waren recht hoch. Jeder musste durch eine Schleuse mit Metalldetektor, Personalausweis oder vergleichbares Dokument der BRD GmbH war gefragt, elektronische Geräte mussten in das Schließfach, Kugelschreiber wurden auf Funktion getestet, Notizblöcke durchgeblättert und abgetastet, die Geldbörse wurde kontrolliert und dann ging es zum gründlichen Abtasten wie beim Flughafen.
Hatte man jedoch einen Dienstausweis, dann durfte man so durch.
Im Saal selbst war das Publikum gemischt, mehrere Reporter, Praktikanten, die sechs Verstrahlten von S.H.A.E.F., 1x Ex-Lebensgefährtin plus Begleiterin, 4x Presse (darunter The Times und Nord-West-Kurier) und ein weiterer Zuschauer, der am Verfahren sehr interessiert war und von Nazi-Gesetzen schwafelte. Der war schwierig, aber noch nicht richtig auf der Schiene unserer Kunden. Mit ein wenig Glück bekomme ich noch seinen Namen. Und 2x SSL.
Jansen selbst folgte den Verfahren aufmerksam und ruhig und spielte seine Rolle als ordentlicher Kriegsgefangener des Gerichts. Er wurde nicht laut und seine gelegentlichen Einwürfe hatten (für ihn) klarstellenden Charakter, d. h. er kooperierte vollständig und hatte sich nichts vorzuwerfen.
Sein Verteidiger war recht passiv, hatte jedoch wenig Möglichkeiten, denn sein Mandant hat ja alles eingeräumt und sagte sowieso nicht viel. Einmal haben sie sich beraten, dann lieferte Jansen ein wenig Reichsbürgergeschwafel ab, was das Gericht sich geduldig anhörte.
Im Schlusswort erzählte Jansen nochmals von seiner Aufgabe, seiner Mission, sprach seine Anhänger an und fixierte mich dann, als ob er mich auch noch überzeugen wollte.
Das Gericht selbst hörte sich viel an, nur einmal unterbrach der Richter Jansen beim Geschwafel um zum eigentlichen Punkt im Verfahren zu kommen. Es war übrigens erst der zweite Prozesstag, angesichts der Menge der Vorwürfe fand ich es erstaunlich, dass es so schnell ging. Der Richter hat das recht fix durchgezogen und man gewann den Eindruck, dass er ebenfalls zu dem 63er (Unterbringung in psychiatrischen Klinik) tendierte. Die Befragung des Gutachters ging eindeutig in diese Richtung, wirkte aber ein wenig unkoordiniert. Die Staatsanwältin sagte wenig (3x inklusive Befragung Gutachters und Plädoyer), war dann jedoch ziemlich gut, d. h. klar und präzise und hat ihre Punkte sehr deutlich herausgearbeitet. Ich bin kein Experte, aber das war für mich als Zuschauer eine glatte Eins: maximale Wirkung mit wenigen Worten.
Als der Gutachter über Jansen sprach hörte Jansen geduldig zu, stellte ein paar Dinge aus seiner Sicht klar. Der Gutachter wurde von den Fragen der Staatsanwältin und den Einwürfen von Jansen überrascht, weil sich Jansen extremer und eindeutiger äußerte. Ohne die beiden "Hilfen" fand ich die Aussagen des Gutachters nicht so prickelnd, d. h. das Gericht wäre wohl weniger überzeugt hinsichtlich der Einsichtsfähig- und Gefährlichkeit von Jansen gewesen.
Die Verstrahlten waren mit dem Gutachter wenig zufrieden und kommentierten das leise im Zuschauerraum. In der Verhandlungspause sind die Anhänger den Gutachter "angegangen", verwickelten ihn in Diskussionen, wollten ein Gutachten über eine Politesse, weil die ein Knöllchen schon nach 10 Minuten Überschreitung Parkdauer bei einem der Verstrahlten ausgestellt hatte. Ich habe den Gutachter dann durch eine Frage losgeeist und "mitgenommen", ein gewisse Dankbarkeit seinerseits war zu spüren.
In den Pausen haben die Verstrahlten sowieso die Gerichtsbarkeit in Frage gestellt, alle sind gekauft, der Verteidiger möglicherweise jedoch nicht. Informationsblätter wurden auf Frage verteilt, welche eindeutig belegten, dass die BRD eine Firma ist (UPIK usw., die normale Schiene unserer Klientel). Vom optischen Äußeren waren auch diese einem gewissen sozio-ökonomischen Milieu zuzuordnen (ich bin jetzt einmal subjektiv) und reihen sich nahtlos in das Erscheinungsbild unserer Erwachten ein. Bildungstechnisch gewann ich einen ähnlichen Eindruck. Von einem, dem "Franzosen", wurde ich noch auf meine Maske angesprochen, was ich eher abschlägig beschied und auch nicht mehr von ihn angesprochen wurde.
Dem Verteidiger teilten die Verstrahlten mit, dass J. sich keine Sorgen machen müsse, denn schließlich würde das Militär Jansen nach dem Prozess rausholen. Der Verteiger hörte sich das an, ob er das an Jansen weitergab entzieht sich meiner Kenntnis.
Es wurde vom SSL noch mit der Beamtin B. vom Staatsschutz gesprochen. Sie hat sich alle Nachrichten auf den Geräten anhören müssen und fand das sehr anstrengend. Die zehn Monate Ermittlung sind an ihr meiner Meinung nach nicht spurlos vorbeigegangen.
Dann gab es noch ein paar private Meinungen und die generelle Einschätzung, dass Jansen schwierig einzuschätzen ist und die Frage, ob er seine Rolle als Verwirrter spielt. Sie war sich nicht ganz sicher und auf die Aussage des Gutachters gespannt. Sie verließ das Verfahren vor der Verkündung des Urteils, weil sie mit privatem Pkw angereist war und das übliche Problem mit Kennzeichen und Verstrahlten hatte.
Das Gespräch mit der Ex-Lebensgefährtin war dahingehend erhellend, als dass sie Jansen [Wiedergabe mit meinen Worten und küchenpsychologischen Kenntissen] als eloquent, rechthaberisch, sich selbst überhöhend, die Fassade eines erfolgreichen Menschen aufrechterhaltend, beschrieb, so dass ich zur Modediagnose narzisstischen Verhalten, was wiederum auch von anderen geteilt wurde, komme.
Meine Einschätzung zu Jansen (aufgrund der Gespräche mit anderen und meine Beobachtungen): Der Typ ist durch, wirklich in einer Wahnwelt gefangen. Der Bruch kam mit dem Konkurs seiner Zeitarbeitsfirma und danach suchte er einen Schuldigen für sein "Versagen". Jansen weiß genau wann er etwas bewegen kann, er besitzt eine gewisse Schläue, dürfte aber wie ein anderer Koch nur von eher durchschnittlicher Intelligenz sein.
Bei einigen Aussagen war ich mir nicht sicher, ob diese nicht ganz einfach Kalkül waren, insbesondere die, die seine Persönlichkeit betrafen. Sein Alkoholproblem spielte er auf jeden Fall herunter, ich würde durchaus sagen, dass er vom Alkohol (gegenüber dem Bild von 2007) gezeichnet war.
Auf jeden Fall sieht man, was das "Informieren im Internet" so anrichten kann und damit ist er auf einer Schiene des Germanen, Rüdiger Hoffmann und als Koch auf den Spuren eines Fitzeks.