Ich habe gerade kurz in den MDR-Podcast hineingehört, da gruselt's einem ja ob der juristischen Kompetenz der Gerichtsreporterin. Der Richter habe entschieden, noch bevor der - hört, hört! - Antrag der Kindesmutter unterschrieben gewesen sei, und ohne Unterschrift gehe ja gar nichts. Da musste ich entsetzt abbrechen. Nochmals und zum Mitmeißeln: Es gibt keinen Antrag, nur eine Anregung, und die braucht keine Unterschrift. Theoretisch könnte auch der gute Hund Lassie anregen, indem er den Familienrichter sanft mit der Schnauze zu einem gefährdeten Kind führt (ich stelle mir gerade eine entsprechende Szene in einem zu Weihnachten ausgestrahlten Kitschfilm vor).
Der Hund (um im Bild zu bleiben) liegt anderswo begraben, wie ich nicht müde werde zu betonen: atypische Vorbefassung, Beschluss stand schon von Vornherein fest, Allgemeinverbindlicherklärung - das schafft auch die StA nicht zu kommunizieren, die ständig auf der Unzuständigkeit des Richters herumreitet, dabei ist die gerade nicht eindeutig geregelt, so dass sie für sich betrachtet keinen Ansatz für einen Rechtsbeugungsvorwurf begründet. Hoffentlich hat das Gericht da genug Trennschärfe, sonst wird die Revision ein Selbstläufer.
Off topic (ohne entspreche Leiste)
@Froschkönig: Schön wär's. Richter arbeiten mit IT, die darauf angelegt ist, Geschäftsstellentätigkeit auf den Richter zu verlagern, erheblich mehr Zeitaufwand erfordert, das Ergebnis der Bastelarbeit von Dilettanten ist und ständig ausfällt ("Ein unerwarteter Fehler ist aufgetreten." - Eben nicht! Der Fehler war zu erwarten, weil ihr Scheixxe am Fließband produziert.)
In den 90er Jahren gründeten AEG und Daimler ein Joint Venture für Schienenfahrzeuge namens ADtranz, das hauptsächlich Ausschuss produzierte (Spitzenprodukt war der deutsche Pendolino, dessen Neigetechnik im Gegensatz zum italienischen Original nie funktionierte). Die Abkürzung wurde alsbald mit "Ahnungslose Dilettanten tüfteln ratlos an neuen Zügen" entschlüsselt. Ich suche nach einer Entschlüsselung für unseren zentralen Dienstleister ZenIT.
Der geneigte Agent mag ja mal nach dem Twitter-Account "Amtsgericht Schilda" googeln, da werden die Verhältnisse in einem anderen Bundesland, nämlich Schleswig-Holstein, eindrücklich beschrieben.