Den Begriff "Bürgerwissenschaftler/in" gibt es, und für mich ist der auch positiv besetzt.
"Citizen Scientists" sind hoch ehrenwerte Leute, auf die ich als Gruppe nichts kommen lasse.
Typische Fälle von Bürgerwissenschaftler/in im eigentlichen Sinn sind ehrenamtliche Datensammler.
Ich lege noch eines nach: Man kann Mücken (nicht erschlagene/zerquetsche; es wird empfohlen sie unter einem Glas zu ersticken) einschicken und identifizieren lassen. So bekommt die Wissenschaft einen ganz praktischen Überblick über die endemischen Arten und solche, die es werden wollen. Insbesondere, weil es hierzulande voraussichtlich bald warm genug für Malaria wird, keine schlechte Idee.
Man kann den Begriff des "Bürgerwissenschaftlers" aber auch in Konkurrenz zu den "elitären, abgehobenen Wissenschaftlern" verstehen.
Korrekt, und auch das ist durchaus positiv.
Es gibt eine ganze Reihe Forschungsfelder, für die sich der Elfenbeinturm weniger interessiert, als für den Dreck unter ihren jeweiligen Fingernägeln. Landauf, landab leisten "Heimatvereine" immer wieder wertvolle historische Arbeit, indem sie die teils jahrhundertealten Städte-, Gemeinde- und Kirchenarchive durchwühlen und auswerten und fördern dabei immer wieder Interessantes zu Tage, was dann den Elfenbeinturm wieder auf den Plan ruft. Ein anderes Beispiel:
Harald Sandner,
hauptberuflich Informatiker hat in nicht weniger als 25 Jahren Arbeit ein 4-bändiges (2.432 Seiten) "Itinerar" eines gewissen "Adolf Hitler" zusammengetragen, das tage-, teils stundengenau nachweist, wo sich dieser Herr in den Jahren 1889 bis 1945 herumgetrieben hat. Im professionellen Wissenschaftsbetrieb hat für soetwas allerhöchstens ein Professor Zeit und die lassen sich zu solchen Knochenjobs nur selten herab.
Jeder mit einem schrägen Hobby, der das Hobby nach den anerkannten Methoden der Wahrheitsfindung betreibt, kann als Wissenschaftler oder Bürgerwissenschaftler bezeichnet werden. Und zwar als eigenständiger Wissenschaftler. Sie zu Datensammlern herabzuqualifizieren ist beinahe ebenso ignorant und arrogant, wie nach dem Begriff einfach nicht mehr weiter zu lesen.
Es soll in diesem Internetz sogar Verrückte geben, die sich stundenlang Videos von Reden von Verwirrten und/oder Rechtsextremen anschauen, um dann deren Strukturen zu beschreiben, Querverbindungen offen zu legen und "Argumentations"muster zu entlarven und dabei Datenbanken anlegen, die in Punkto Quellenarbeit den "richtigen" Wissenschaftlern in nur wenig nachstehen. Auch das könnte man als Gruppen von Citizen Scientists beschreiben.
@Herr Dr. Maiklokjes @be-eh