Ich vermute mal, dass wir einfach dazu neigen, eine ständig sich wiederholende Gefahrenwarnung runterzustufen und mit der Zeit nicht mehr ernst zu nehmen, wenn die Gefahr, vor der gewarnt wird nicht direkt eintritt. Bei der Pandemie ist das ja so ähnlich. Du hast in Deinem persönlichen Umfeld (hoffentlich!) niemanden, der an Covid-19 ernsthaft erkrankt oder gestorben ist. Bei Beginn der Krise kommt die Warnung noch an, dass es einen Erreger gibt, gegen den die Medizin kaum ein Mittel zu bieten hat. Aber umso länger dieser Zustand dauert, umso mehr hält das Unterbewusstsein dagegen: "Alles Quatsch, bisher ist (mir) nix passiert!" Erkrankte bekommt ja keine von uns zu sehen, die sind auf Intensivstationen dem Blick der Öffentlichkeit verborgen.
Vor vielen Jahren sollte die Tochter ein Referat über die Pest erarbeiten, ich habe ihr damals geholfen, sich Informationen im Internet zu suchen. Bemerkenswert war, dass die Menschen damals teilweise völlig irrational handelten, die These der Brunnenvergiftung durch Juden zieht sich seitdem durch die Geschichte. Und auch ohne Internet gab es Probleme, ja selbst Aufstände wie bei der Cholera, die zu einem Einsatz des Militärs führten.
Leider schützt auch ein Studium nicht davor, solchen Irrtümern wie "mir passiert schon nix!" zu erliegen. Bei manchen scheint selbst eigenes Erleben nicht zu wirken. Schau doch den Unbelehrbaren von der AfD an, kaum ist er aus dem Koma erwacht, stellt er fest, dass es keine Pandemie gibt.
Dinge abzulehnen, die man nicht versteht könnte eine instinktive Schutzfunktion unserer Vorfahren gewesen sein und mag vor hunderttausend Jahren auch sinnvoll gewesen sein. Ist aber ein wenig Spekulation.