Werte Mitagenten, jenseits des aktuellen Geschehens stellt sich mir die Frage, ob die gegenwärtige Mobilisierung und die bislang zumindest lose Organisation der besorgten Bürger, die urplötzlich den Verfassungspatriotismus für sich entdeckt haben, über den Moment hinaus Bestand haben wird, wenn die Corona-Pandemie irgendwann ausgestanden sein sollte.
Wobei ich nicht alle Teilnehmer an Nicht-ohne-uns oder Widerstand2020-Veranstaltungen pauschal als VT-Anhänger wahrnehme, vielmehr habe ich den Eindruck, dass sich eine offensichtlich weiter als gedacht verbreitete Mixtur aus Misstrauen gegenüber der Sphäre des politischen Betriebs und seiner Akteure insgesamt, Misstrauen gegenüber den die Politik beratenden wissenschaftlichen Institutionen, die keine einfachen und allumfassenden Erklärungen nach Ursprung, weiterer Entwicklung und Auswirkungen der Pandemie liefern kann, korrespondierend mit der Anfälligkeit für "alternative" Erklärungen, die vorgeben alles erklären zu können, Unsicherheit und Überforderung ob der gänzlich neuen Situation für die es keine vergleichbaren Ereignisse gibt und deren Ende noch offen ist, eine gewisse Rat- und Machtlosigkeit anlässlich der Pandemie Bahn bricht und nicht zuletzt auch Existenz- oder Verlustängste.
Wenn ich mir die Videos der verschiedenen Veranstaltungen anschaue und für einen Augenblick die Extreme ignoriere -also die bekannten Rechten und VTler, die versuchen die verschiedenen Organisationen/Veranstaltungen für sich zu vereinnahmen; was ihnen bislang auch ganz "gut" gelingt, sie bestimmen ja im wesentlichen die Berichterstattung- dann finde ich z.B. auf der Stuttgarter Veranstaltung immer noch einige Teilnehmer, die ich nicht diesen extremen Exponenten zurechnen möchte.
Was meint das geschätzte Forum -meine Glaskugel habe ich unlängst an einen Elefanten verliehen, der mit dieser in einem Porzellanladen Bowling spielt,- in welche Richtung wird sich das weiter entwickeln und was werden die langfristigen Auswirkungen sein? Wird es sich im weiteren Verlauf radikalisieren, werden die bislang noch eher losen Organisationen über die Pandemie hinaus Bestand haben und sich institutionalisieren oder löst sich der Spuk irgendwann wieder auf ohne Spuren zu hinterlassen und was sagt das über die bundesdeutsche Gesellschaft? Alle nur als fehlgeleitete Deppen abzutun, scheint mir zu einfach, daher meine Frage.