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Arzt soll Verschwörungstheorien verbreitet haben
In Wemding können es einige Bürger hingegen kaum fassen, dass der ehemalige Hausarzt weiter auf freiem Fuß und verschwunden ist. Warum er nicht gleich, nach Bekanntwerden der Vorwürfe, festgenommen und hinter Gitter gebracht wurde, fragen einige. Die Staatsanwaltschaft ging damals von keiner Fluchtgefahr aus, deshalb durfte der Mann bis zu Prozessbeginn in Freiheit bleiben.
Einen "Wahnsinn" findet das eine Wemdingerin. Auch dass man offenbar keinerlei Handhabe habe um den "irgendwo aufzugabeln". In Wemding kursieren unterdessen zahlreiche Gerüchte: Der Mediziner habe selbst behauptet, Bunker oder Wohnungen in der Schweiz und in Schweden zu haben, heißt es, - als Sicherheit, gegen einen drohenden dritten Weltkrieg oder als Zufluchtsort bei "einem möglichen Angriff der Russen". Allerlei "Verschwörungstheorien" habe er verbreitet. Denen, die wegen einer Corona-Impfung zu ihm kamen, habe er geraten, sich "gleich einen Sarg auszusuchen", wenn sie sich impfen ließen. Er habe versucht, sie davon abzubringen, sie aber dann dennoch "geimpft" - oder besser gesagt: eine Impfung vorgetäuscht, so der Vorwurf.
Patienten: "Seltsam war das schon"
Patienten berichten, ihnen sei es schon seltsam vorgekommen, dass er sie "in den Hintern statt in den Arm" gespritzt habe. Das sei besser verträglich, habe er gesagt, heißt es von Patienten. Sie konnten dabei nicht sehen, ob überhaupt etwas gespritzt wurde. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mediziner den jeweiligen Impfstoff zwar mit der Spritze aufzog, den Inhalt der Spritze aber beispielsweise in einen Wattebausch entleerte oder "sonst zerstörte", wie es in der Anklage heißt. Um den Schein der Impfung aufrechtzuerhalten, habe er die Einstichstelle desinfiziert und die Nadel auch wirklich ins Gesäß gestochen. Damit habe er, so die Anklage, die körperliche Unversehrtheit der Patienten "nicht nur unerheblich" beeinträchtigt. Danach habe er die nur zum Schein erfolgte Impfung auch im Impfpass eingetragen.
Vorwurf: Arzt soll Hunderte Impfpässe gefälscht haben
Aufgefallen war so manchem Wemdinger außerdem, dass an manchen Tagen viele Autos mit fremden Kennzeichen vor der Praxis parkten. Es hatte sich unter "Impfgegnern" wohl herumgesprochen, dass hier der in diesen Zeiten für zahlreiche Dinge so wichtige Nachweis im Impfpass bei dem Arzt zu erhalten war, ohne sich impfen lassen zu müssen. Diese Prozesse wurden am Amtsgericht Nördlingen verhandelt. Dort gab es rund 80 Verfahren mit etwa 100 Angeklagten, die meisten mussten laut Gericht eine Geldstrafe zahlen. Der ehemalige Arzt unterdessen ist weiter auf freiem Fuß - die internationale Fahndung läuft. Laut dem Sprecher des Landgerichts Augsburg ist es übrigens nicht strafbar, wenn ein Angeklagter zum Prozess nicht erscheint. Wer die Kosten für den Aufwand trägt, muss am Ende das Gericht entscheiden.